OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

unserem Sinne gelten. Seit dem Jahre 1822 führte er zahlreiche Bergfahrten und Erstbesteigungen in den Ostalpen durch. 1832 wollte er von Filzmoos aus den Torstein ersteigen; schlechtes Wetter hinderte ihn daran. Bei dieser Gelegenheit erkundigte er sich aber auch, welcher Gipfel nun wirklich höher wäre, der des Torsteines oder der des Dachsteines. Peter Gappmayr aus Filzmoos bestieg daraufhin den Torstein - es war bereits seine dritte Besteigung dieses Berges - und bestätigte, was die Wissenschaft ohnehin schon einige Jahre vorher festgestellt hatte, daß der Dachstein höher war. Gapprnayr erstieg dann noch im selben Jahr von der Gosauer Seite aus im Alleingang den Dachsteingipfel. Natürlich nahm aber niemand weiter Notiz davon, da zu jener Zeit Bergerfolge von Einheimischen nicht zählten; diese Leute wurden damals nur als Träger und Führer geachtet. Zwei Jahre später aber, 1834, wurde der Öffentlichkeit durch den Pfarrer von Filzmoos im „Salzburger Amts- und Intelligenzblatt" mitgeteilt, daß Professor Thurwieser mit seinen Führern, den Brüdern Peter und Adam Gapprnayr, am 18. Juli den Dachsteingipfel erstiegen habe. Diese Bergfahrt wurde bereits am 17. Juli, am Spätnachmittag, begonnen und am nächsten Tag vorn Tal aus mit dem Fernrohr beobachtet. Der Pfarrer schreibt dazu unter anderem: „Um halb 9 Uhr Uegte ich zuer-st das Fernrohr an, um nach dem Ze'ichen auf der Spit2le zu sehen und schon war über derselben ein schwarzer Fleck, wie an den Wolken häng,end, der mich vollständig von 1dem g,elung.enen Unternehmen überzet.llgte. Ich kann nicht be1Schreiben, wie mir da zu Mute wur,de ... Auf der Kuppe eines riesig-en Be11ges, die wohl noch nie 1ei.n '1ebendJ.iges Wesen erstiegen hatte, ja wo selbst alles Leben aller Vegetation ein ,Ende hat, nun lebendiige, menschliche, bekannte Wesen zu wissen, und •sogar zu ,sehen, in der Größe eines hoch in den Lüften schwebenden Adlers, war etwas Herzerhebendes ... Oft ,des Tages hindurch zog es mich an ,das Fernrohr und ,dieses wander,te von Aug zu Aug ,der ,staunenden Bew.ohner dieses Ta,les. Nachmittag um halb 3 Uhr bemerkte man auf der Höhe nur noch ein aufgerichtetes Kreuz, und wir schlossen, daß di,e Rückreise angetreten sei ... Ein hölzernes Kreuz verkündet jetzt in weite Feme: ,Auch der Dachstein ist er&tiegen.' " Damit haben wir auch schon den Bericht über das erste Kreuz auf dem Hohen Dachstein. Es wurde natürlich im Laufe der Zeit oft beschädigt, immer wieder erneuert, dann in Eisen ausgeführt, und das derzeitige, ein Riesengitterkreuz, wurde im August 1963 von Franz Pilz aus Hallstatt errichtet, ge-stiftet von der Katholischen Jugend. Das Eisenkreuz aber, das vorher den Dachsteingipfel krönte, wurde noch im selben Jahr, also 1963, durch die beiden Hallstätter Zauner und Mittendorfer auf dem Gipfel des Niederen Dachsteins gesetzt. Ein weiteres Eisengitterkreuz wurde 1957 auf dem Eisstein errichtet, als Erinnerung an den hier verunglückten Bergsteiger Wochner. Und dann denkt man natürlich gleich an das H eilbronnerkreuz - kein eigentliches Gipfelkreuz, denn es steht in der Senke vor den beiden Speikbergen, aber auch ein Gedenkkreuz, und zwar an die schreckliche Bergtragödie, bei welcher durch Leichtfertigkeit zehn Schüler und drei Lehrkräfte zu Ostern 1954 ihr Leben lassen mußten. Der Bergrettungsdienst Obertraun setzte noch im selben Jahr das schlichte, sechs Meter hohe Lärchenkreuz. Auf dem Steinsockel befindet sich eine Inschrift der Landesleitung des Bergrettungsdienstes. Ebenfalls sechs Meter hoch und aus Lärchenholz ist das Kreuz auf der Scheuchenspitze, das die Evangelischen Gemeinden Ramsau und Schladming Anfang dieses Jahrhunderts gesetzt haben. Aus Eisen hingegen und mit Verspannungen aufgerichtet ist das Pionierkreuz auf dem Krippenstein. Es wurde 1934 von den Pionieren des Österreichischen Bundesheeres - dieses hatte hier ja lange Zeit seine Übungsplätze - errichtet, im Laufe der Jahre immer wieder durch Blitzschlag mehr oder weniger stark beschädigt, immer wieder aber neu errichtet bzw. instandgesetzt. Nun gehen wir aber auf unserer Rundreise nochmals nach Osten; inmitten eines sehr stark frequentierten Ausflugsgebietes befindet sich die Warscheneckgruppe; sie stand zwar lange im Schatten des Prielrnassivs und wurde dadurch für Alpinismus und Tourismus erst spät entdeckt, erfreut sich aber heute sowohl im Sommer wie auch im Winter großer Beliebtheit. Ob man nun seinen Weg vom Linzer Haus aus nimmt oder vom Norden her von der Zeller Hütte, immer führt der Weg durch eine herrliche, abwechslungsreiche Bergwelt. Das mächtige Stahlkreuz 75

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