OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

mißten beider Weltkriege zu errichten. Im Sommer des genannten Jahres gründeten Vertreter aller Parteien das Traunsteinkreuz-Komitee. Man war sich von vornherein darüber einig, daß dieses Gedenkkreuz aus der Reihe der üblichen Berg- und Gipfelkreuze hervorragen müsse; es sollte das gräßte Stahlkreuz der Alpen werden! Der Beschluß war leicht gefaßt, bis zur Verwirklichung aber war noch ein weiter Weg zurückzulegen. Man muß sich nur die wirtschaftliche Situation vor Augen halten. Abgesehen von der Finanzierung, die zu jeder Zeit ein Problem für sich darstellen würde, war ja allein schon die Beschaffung des Materials ein schwieriges Unternehmen. Doch irgendwie wurde auch diese Hürde genommen, und die Finanzierung wurde möglich durch eine ungeheure, wirklich das ganze Land umfassende Sammelaktion. Nachdem nämlich von allen Gemeinden des Bundeslandes auf diesbezügliche Ansuchen beschämenderweise nur ein Zehntel der veranschlagten Gesamtkosten gespendet worden war, wandte man sich in Bittbriefen an alle die vielen Heimkehrer des letzten Krieges, überall in Stadt und Land. Und diese Menschen spendeten. Ja, es .spendeten nicht nur die Heimkehrer, es spendeten auch die Angehörigen vieler Gefallener, wie auch viele Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg. Wieviel Liebe und wieviel Leid mag da in die oft zittrigen Schriftzüge auf den Erlagscheinen miteingeflossen sein! Auf einmal lagen die 63.000 Schilling, die benötigt wurden, bereit. Nach den Plänen des Architektenbüros Spalt-Piringer stellten die Traunstein-Werkstätten in Oberweis unter der persönlichen Leitung des Betriebsinhabers Josef Swoboda das Riesenkreuz her. Natürlich mußte es in Teilen angefertigt werden, wie sonst hätte man es auf den Gipfel bringen können? Im Sommer 1950 wurde es erst einmal auf dem Stadtplatz in Gmunden zusammengesetzt und aufgestellt, damit es alle jene ebenfalls sehen konnten, die nicht in der Lage waren, den Traunstein zu ersteigen. Tausende kamen damals in die Stadt am Traunsee, um dieses Werk zu bewundern. In der Zwischenzeit wurden oben am Berg bereits die Sprengungen für die Fundamente durchgeführt. Und dann kam endlich der Transport. Immer wieder hatte man gebangt, wie dieser wohl zu bewerkstelligen sein werde, wogen die einzelnen Teile doch bis zu 86 kg. Aus dem ganzen Land aber meldeten sich Träger, und besonders der schweren Stücke wollten sich außerordentlich viele annehmen. An einem herrlichen Wochenende im Juli waren 800 Kreuzträger aus dem ganzen Land gekommen, darunter ca. 200 Frauen und Mädchen. 1500 kg Stahlteile, 700 kg Zement, 1300 kg Sand und viele hundert Flaschen mit Wasser waren auf den Gipfel zu bringen. Viele dieser Wasserträger hatten das kostbare Naß von Zuhause mitgebracht, es sollte Heimatwasser im Beton eingemischt werden! Manche von ihnen brachten allerdings auch nur mehr leere Flaschen auf den Gipfel, sie hatten unterwegs die Kreuzträger - oder zuweilen auch sich selbst - gelabt. Dann kamen die Männer von den Traunsee-Werkstätten, um die Montage durchzuführen. In wochenlanger Arbeit wuchs das Kreuz zu seiner Höhe von zehn Metern empor. Vom Tal aus wurde diese Arbeit natürlich mit Ferngläsern genau verfolgt. Am 20. August war es dann soweit. Ein wunderschöner Spätsommertag spannte sich über das Land. Mit Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner hatten sich rund 3000 Menschen - wiederum aus dem ganzen Land - eingefunden, waren vielfach schon in der Nacht von Zuhause aufgebrochen, waren zum Großteil mit Fahrrädern gekommen, um der Weihe des Traunsteinkreuzes, des Landes-Totenmals, beizuwohnen, die der Dechant von Gmunden, Kons.-Rat Franz Dorner, vornahm. Jedes Jahr wird nun an einem Sonntag im August oben beim Gipfelkreuz durch den Bischof von Linz eine Gedenkmesse gelesen. Verhältnismäßig nah, nämlich im Raume von Bad Ischl, sind zwei weitere Gedenkkreuze an die Gefallenen der Weltkriege zu erwähnen; einmal auf dem Kufberg und zum anderen auf der Zimnitz, einem der Hausberge der Bad Ischler. Bad Ischl ist auch das Stichwort für ein weiteres Gipfelkreuz, nämlich das auf der heute sommers und winters gerne besuchten und durch eine Seilbahn erschlossenen Katrin. Es wurde im Jahre 1910 zum 80. Geburtstag Kaiser Franz Josephs errichtet. Wiederum wurde die Firma Schachermayer in Linz mit diesem Auftrag betraut. Auf persönlichen Wunsch des Kaisers sollte dieses „sein" Kreuz um zwei Meter höher sein als jenes 73

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