OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

Der Zeit der volksfrömmigen Romantik folgt eine Epoche der „Aufklärung" im Stoder. 1881 fand eine Pfarrhof- und Kirchenrenovierung statt, der Turm wurde neu eingedeckt und regotisiert25 (siehe Abb. 2) . Schon im Jahre 1894 mußte der Kirchturm repariert werden, da die Gesimse teilweise herabgestürzt waren. Zwei Jahre vorher fand bereits die Neueindeckung der Südseite des Kirchendaches statt. Die Zeiten hatten sich inzwischen gründlich geändert. Nicht mehr Robot und freiwillige Arbeit waren an der Tagesordnung, sondern finanzielle Sachlichkeit und höhere Notwendigkeit. Für die Renovierung der Kirche mußte 1908 eine Sammlung (800 Kronen) gemacht werden. Am 2. Mai 1917 wurde die 450 kg schwere Glocke für Kriegszwecke abmontiert26 . Die herausragenden Ereignisse der letzten SO Jahre zur Verschönerung und Ausgestaltung der Kirche sind die Reparatur der Orgel (1921), die Renovierung des Hochaltars (Oktober 1925) die Neueindeckung des Kirchendaches {1947 bis 1948), die Anschaffung einer neuen Kirchentür und eines Beichtstuhles (1956), die mehrjährige Erbauung von Vorhalle mit Weltkriegsgedenktafeln und die Generalrenovierung der Kirche, die vom 22. April bis 17. Mai 1958 durchgeführt wurde und S 23.000.- kostete. Im Herbst 1970 wurde die neue Dachkonstruktion (Abwalmung) der kleinen Sakristei fertiggestellt. Das Kirchlein St. Leopold im Stoder gehört zu den alten Kirchenbauten. Deshalb bedarf es auch der Erhaltung im Zustande seiner Ursprünglichkeit. Mit 25 m Länge, 10 m Breite, 16 m durchschnittlicher Giebelhöhe und über 22 m Turmhöhe gehört St. Leopold im Stoder zu den echten gotischen Kirchenbauten (siehe Grundrißskizze). Er bildet eine harmonische Ergänzung von Menschenhand zur umliegenden Natur, zum Kranz der hohen Berge. Friedhof St. Leopold gehörte zur Pfarre Windischgarsten. Daher wurden auch die Verstorbenen auf dem Marktfriedhof beerdigt. Im Winter wurden die Leichen oft monatelang in einer kleinen Totenkammer aufbewahrt, ehe sie nach Windischgarsten gebracht werden konnten. Beim Bau St. Leopolds hatte man offenbar nicht an einen Fried68 hof gedacht, denn die Kirche stand auf Felsgestein. Nun mußte man im Jahre 1725 den Friedhof, da es alter Sitte entsprach, den Gottesacker um die Kirche anzulegen, in den Fels meißeln. Gleichzeitig entstand im Westen die Friedhofsmauer, die man 1744 mit Schindeln neu eindekken mußte. Der Friedhof, der damals nördlich und südlich der Kirche bestand, maß 30 mal 30 m27 . Nachdem St. Leopold 1785 eigene Pfarre geworden war, wurde der Friedhof um sechs Klafter (= 11,4 m)nach Osten verlängert und mit einer Mauer umgeben, so daß er nun die Kirche an drei Seiten umschloß. Schon 1794 erfolgte eine weitere Vergrößerung auf die heutige Länge von SO m28 • Die Anlage auf Felsgestein sollte bisher zweimal sich ungünstig auswirken. Im April 1878 wurde der westlichste älteste Teil der Friedhofsmauer durch Tauwetter so erweicht, daß er herausstürzte und man die Totengerippe sah; er wurde auf Gemeindekosten wiederhergestellt. Nachdem die Totenkammer umgebaut und Mesnerhäuschen geworden war, wurde 1893 ein neues Leichenhaus erbaut. 1903 bekam der Friedhof die eisernen Türgitter, 1933 wurde die Weganlage hergestellt29 • Im Februar 1969 war der Westteil der südlichen Friedhofmauer durch die Witterung derart erweicht worden, daß sich die Rutschung von 1878 wiederholte. Im Frühsommer des Jahres wurde an dieser Stelle der Friedhof um 4 m verbreitert, auf einer Gesamtlänge von 19 m. Gleichzeitig konnten dadurch mehrere neue Grabstätten geschaffen werden. Pfarrhof und Wirtschaftsgebäude Anfänglich dienten Mesnerhäuschen und lange auch die Sakristei als Priesterwohnung. Auf Grund umfangreicher Stiftungen von Propst Tiein und Dechant Gaßner wurde nach dem Tod des letzteren 1685 ein Benefiziatenhaus neben der Kirche zu bauen begonnen, das schon ein Jahr später bezogen wurde. Aber noch 1689 arbeiteten 17 Zimmerleute und Maurer und 7 Ta25 Pfarrchronik Vorderstoder 1881 f. 26 aao. 5. 270 ff. 27 aao. 5. 52 f. 28 StA5p/P, Bd. 51, B, Nachtrag A zu Lade 53, Kirchenrechnungen von Vorderstoder 1780-1808. u Pfarrchronik Vorderstoder 1878 ff.

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