OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

des Dorfes begrenzt und endet beim Zusammenfluß des letzteren mit der Loigis. Der untere Teil des Riedels enthält größere Verflachungen. Hier waren seit dem Hochmittelalter zwei Großbauern ansässig: der Herzoghof und das Gut am Stein. Eine uralte Besitzgrenze trennt den Riedel in zwei Hälften und läßt, wie die Besitzgrenzen unter dem Hutberg südlich davon auf eine planmäßige Besiedlung schließen. Auf dem Besitz des Steinergutes entstand Vorderstoder. Die zentrale und weithin sichtbare Lage 'des „Steines" gab den Ausschlag für den Bau der Kirche auf diesem Platz, der auch verkehrsmäßig dafür ausersehen schien. Der Zehent des Besitzes gehörte nach Kremsmünster. Das Steinergut besaß auch eine Niederalm, und im 17. Jahrhundert finden wir das Gut Kleinweißenbach in Hinterstoder zum Haus gehörig. 1650 wurde das Gut laut Inventarprotokoll auf 750 fl geschätzt und Christoph Steiner war Besitzer von 1 Roß, 2 Ochsen, 4 Stieren, 19 Kühen, 10 Kälbern, 33 Jungschafen, 25 Ziegen und 8 Schweinen6 . Damit reiht es sich unter die größeren Bauerngüter ein. Bereits 1605 wissen wir von einem Mesnerhäuschen bei St. Leopold7 ; der genaue Bauplat~ ist nicht bekannt. Am 7. April 1664 verkauft Propst Konrad von Spital am Pyhrn dieses Haus nächst der Kirche an Hans und Elisabeth Stocker, Wirtsleute aus Windischgarsten, um 40 fl. Hans Stocker war in Windischgarsten häufig umgezogen. Mit seiner Übersiedlung auf das Land und seinem Unternehmergeist durchbrach er erstmals die alten Gewohnheiten und Vorschriften bezüglich des bäuerlichen Lebens. Hans Stocker wurde der Mesner der Kirche St. Leopold. Schon am 14. März 1669 kaufte er vom Gut am Stein einen Ort nächst der Kirche zur Erbauung von Hausstatt und Stall mit Tafernrecht, womit Steiner sich mit 1 Taler verglich. Stocker durfte auch hinter dem Haus in der Halt einen Ort ausräumen, damit die Krämer zu Kirchtagzeiten feilhaben und auch Stocker zu seinem Bedürfnis brauchen könne. Er mußte aber die Hausstatt bis zum Stalleck verzäunen, damit die Hühner dem Steiner am Getreide keinen Schaden tun können. Jährlich bezahlte Hans Stocker dem Steiner dafür am Jakobitag einen halben Taler Steuer8 . Stockers Sohn Andreas Wilhelm übernahm 1683 um 350 fl das Erbe, ein lebensfähiger neuer Be64 sitz war entstanden. 1687 bekam Stocker die Backgerechtigkeit ganz Stoders von der Pießling bis zur Steyrbrücke. 1696 wurde auch die Leitgebschaft nach Divergenzen mit der Herrschaft Klaus wegen der Karlhube zu Hinterstoder zuerkannt9 . Die neue Dreiheit Steiner - Kirche - Stocker fand auch bald besitzmäßig ihren Ausdruck. Am 9. Februar 1724 verkaufte Simon Herzog vom Gut am Stein den „sogenannten Steinkogel unterhalb des Hauses bei St. Leopold entlegen" dem Stockerwirt Nikolaus Huebinger um 100 fl. Dazu sollten jährlich 3 Schilling dem Steiner gegeben werden10 . Der Steinkogel mußte erst in besseren Zustand gebracht werden. Der Hauptbesitz des Stockerwirtes wurde damit geschaffen. Nur fünf Jahre später, am 22. April 1729, kaufte die Kirche St. Leopold vom Steiner einen Besitzstreifen quer zur Kirche um 200 fl von ca. 4 ha (1790 1 Joch Acker, 3.28.14 Joch Wiesen, 2.28.20 Joch Wald). Davon mußte jährlich 2 fl 30 X Zehent nach Kremsmünster abgeliefert werden11 . Nun war das Gut am Stein in 3 Besitzkomplexe zerfallen. Die übrige Grundzersplitterung vollzog sich im Rahmen dieser drei Grundstücke. 300 Jahre nach dem Ankauf Hans Stockers bei St. Leopold besteht das Dorf Vorderstoder aus mehr als 20 Häusern zwischen Stockerwirt und Steinerwirt. Seinen Namen Vorderstoder aber hat das Dorf erst vor zwei Jahrhunderten erhalten. Zur Baugeschichte Kirche Das Stift Spital am Pyhrn war 1502 abgebrannt. Wir wissen nicht, ob zu diesem Zeitpunkt bereits an der Kirche gebaut wurde. Man hat zwar im Mittelalter oft sehr lange an Kirchen gebaut, es ist aber möglich, daß die Benefizien Kaiser Maximilians, die er nach dem Brand dem Kol6 Stiftsarchiv Spital am Pyhrn (abgek. ,;StASp/P"), Hs 92, Inventarprotokoll 1650. 7 StASp/P, Bd. 33, Windischgarstner Pfarrgotteshaus und St.-Anna-Bruderschaft. 8 Privatarchiv .Schröckenfux, Sensenwerkschronik 15, Stockerwirt. 9 StASP'/P, Bd. 756, Leitgebschaft bei St. Leopold 1697. 10 StASp/P, Hs 79, 435, Ve~karu.fbrief von Sti!rnon Herzog am Stein. 11 Grundbuch Vorderstoder, Gerichtsbezirk Windischgarsten.

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