alten Burg Wilhering, von der auch das Kloster gegründet worden war. Die Situation der Burg „Altwilhering" zeigt Textzeichnung 3. Nach den verbliebenen Bodenformen erstreckte sich der Burgbereich vom Rand der Höferplatte bis herunter an die Donau. Die begrenzenden Burggräben sind noch gut erkennbar. An den mit T bezeichneten Stellen standen anscheinend Ecktürme, die eine Annäherung an den dazwischen liegenden Zugang gut überwachen konnten. Grabungen von Stiftsherrn in der Nähe der Bäckerei erbrachten den Beweis mittelalterlicher Mauern. Nach der Kurve der Bundesstraße liegt in der Nähe des Straßenkilometrs 14,2 an der linken Straßenseite, leider schon halb verwachsen, ein Zeuge aus einer Zwischeneiszeit, ein Quarzitkonglomerat mit Windschliff, von den Sandstürmen dieser Zeitepoche verursacht. Unweit von diesem Stein, aber auf der anderen Straßenseite, sieht man einen großen flachen Stein, der eine neolithische Werkbank gewesen sein muß, da vor dem Ausbau der Straße Tausende von kleinen Silexsplittern um den Stein herumlagen. Auch der Boden eines keramischen Topfes wurde gefunden, der aber keinen flachen Boden, sondern eine hornartige Spitze hatte, womit er wohl in den unebenen Erdboden gesteckt werden konnte und so gegen Umfallen gesichert war. Im weiteren Verlauf führt die Straße über einen keltischen Ziegelofen in der Nähe der ehemaligen Neumühle. Dieser Ziegelofen war wohl das einfachste Bauwerk, das man sich denken kann. Es wurde einfach eine Kammer aus dem gewachsenen tonigen Erdreich herausgestochen, so daß drei Seiten eine natürliche Wand hatten. Wie die vierte Seite aussah, konnte leider nicht mehr ermittelt werden, da diese Untersuchung den Straßenbau zu sehr aufgehalten hätte. Jedenfalls muß der Ofen lange benützt worden sein, weil das umgebende, wandbildende, tonige Erdreich durch die Ofenhitze ca. 70 cm hart gebrannt war. Nun ist es nicht mehr weit zum Ziel, denn gleich nach Passieren der Mühlbachbrücke liegt rechter Hand der römische Ziegelofen mit einem Kastell unsichtbar unter dem Ackerboden. Die Kenntnis von dem römischen Ziegelofen verdanken wir der Suche nach „Alt-Wilhering" dem Zisterzienserpater Dr. Gebhard Rath im Jahre 1934. Als der Forscher, verleitet durch den Flurnamen „Burchheim" auf diesem Acker einen Suchgraben zog, stieß er bei einer Tiefe von 40 cm auf Mauer- und Dachziegelschutt, aber nicht mittelalterlicher, sondern römischer Herkunft. Unter Leitung des Landesmuseums wurde im Jahre 1935 unter Einsatz des Arbeitsdienstes ein römisches Kastell und ein Ziegelofen freigelegt. Dieser Ziegelofen ist ein gewölbter Zweikammerofen, bei dem das Feuer mit Hilfe seitlicher Schlitze nach rückwärts gezogen wurde (siehe Abb. 1). Es wurden hier Mauerziegel, Kämpferplatten, Gewölbeziegel und Dachziegel (teguli und imbrices) hergestellt. Das Kennzeichen war ein Rundstempel in drei Typen mit den Buchstaben AL. Bei der ältesten Type war das AL noch seitenverkehrt. Diese Buchstaben wurden zuerft als die Anfangsbuchstaben von Ala Legionis (Reiterabteilung der Legion), später von Auxiliares Lauriacenses Legionis II Italicae (Lorcher Hilfstruppen der II. italischen Legion) gedeutet. Jedenfalls war es ein ärarischer Ziegelofen. Es wurde im Akkord gearbeitet, wie das Millezeichen des abnehmenden Unteroffiziers erkennen läßt, der mit diesem Zeichen das tausendste Stück anzeichnete. Zuerst wurde wohl der Ziegelofen gebaut und, als der Ofen seine Produktion aufgenommen hatte, das Kastell. Den Grundriß dieses Kastelles zeigt Abb. 2. Der Eingangstorbogen zum Kastell ist nur aus Gewölbeziegeln geformt. Die Produktion war für die römisch-ärarischen Bauten bestimmt, wie für die Specula im Kürnberg beim Hirschleitengraben, für das Reiterlager und Kastell in Lentia (Linz), für das Legionslager und den Kriegshafen in Lauriacum und wahrscheinlich auch für die Villen der Schiffsreeder in den Grifften von Winkel bei Edramsberg, die den Römischen Zivilhafen zwischen Fall und Schönering betrieben. Das Kastell neben dem Ziegelofen diente wohl nicht nur als Kaserne für die Soldaten, die für den Ziegelofen arbeiten mußten, sondern auch für den Schutz des Zivilhafens. Die Qualität der Ziegel war ausgezeichnet, wie ich mich bei der Ausgrabung der Specula selbst überzeugen konnte. Man kann annehmen, daß die Dachziegel der Specula nach ihrem Verfall 61
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2