„Heilige Stiege" gestiftet. Auf ihr rutschten, wie Augenzeugen noch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts berichteten, Büßer auf den Knien von Stufe zu Stufe empor und verrichteten kniend ihre Andacht vor den einzelnen Stationen. Die heutige Kalvarienbergkirche mit ihrem Friedhof ist ein Ersatz für die Margaretener Kirche im Tal, die 1785 mit Mesnerhaus und Friedhof durch die Fluten eines Hochwassers weggerissen wurde. Neben dem Golgathahügel war 1608 die kleine, anmutige Wallfahrtskirche „Maria im Tal" von den Jesuiten an Stelle eines Bildstockes errichtet worden3 . Gegenüber dem Kirchlein erbaute man 1608 ein Bethaus für die Pilger, das zufolge des Steilhanges auf acht hochragenden Mauerpfeilern ruht, eine baulich interessante Konstruktion. Nunmehr kommen wir zur Stadtgrenze bei der Anschlußmauer, die vom Burschenschafterturm aus ein Stück auf den Lützelburgerberg hinaufreicht. Früher führte ein schönes Tor durch die Mauer4 . Der Turm ist ein ausgebauter römischer Burgus, der zu den Signalstationen an der Donau zwecks Überwachung der Schiffahrt und zur Beobachtung germanischer Überfälle gehörte und wahrscheinlich nach dem ersten Markomannenkrieg erbaut wurde. Die Stadt Linz hatte hier eine Mautstelle errichtet. Die Linzer Maut, die einträglichste für den Landesherrn, mußte natürlich auch für Waren geleistet werden, die auf Handelsschiffen Linz passierten. Um diese Maut auch wirklich einheben zu können, wurden die stromabwärts fahrenden Schiffe durch eine über die Donau gespannte, eiserne Kette zum Anlegen gezwungen. Da die Maut sehr hoch war, trachteten findige Handelsleute dieser Maut zu entgehen, legten daher schon vorher bei der Einmündung des Heinzenbaches in die Donau an, entluden hier die mautpflichtigen Waren und ließen sie auf Schleichwegen um Linz herum zur Traunmündung bringen, woselbst sie wieder auf ihre Schiffe verladen wurden, die inzwischen Linz passiert hatten. Dieser Schleichweg ging über die Renzing durch den Graben des Quiribaches, weshalb dieser Graben noch heute ,,Diebsgraben" heißt. Die hohe felsige Kuppe bei der Einmündung des Heinzenbaches weist mächtige, vermutlich prä1M•---111111 · 111J 0 2.D //0 00 90 100 -150 ').()() m, historische Wälle (siehe Textzeichnung 1) auf, die der Volksmund das „Gschloß" nennt. Der erste Wall erhebt sich 7 m über das Vorfeld. Nach 23 m folgt der zweite Wall, der 4,5 m über der Grabensohle aufragt. Nach weiteren 15 m kommt der dritte Wall, und nach ungefähr 90 m noch ein vierter Wall mit Graben. Die südwestlichen Teile des dritten und vierten Walles dürften schon vor längerer Zeit eingeebnet worden sein. Vom Graben zwischen zweitem und drittem Wall führt ein steiler Steig zur Donau herab, vermutlich zur Wasserversorgung. Die ganze Wallanlage ist noch unerforscht. Wer mag wohl diese mächtigen Wälle erbaut haben und zu welchem Zweck? Von hier an sind die Abhänge des Kürnberger Waldes5 unsere Begleiter. 3 Ebenda, 5. 142 ff. 4 Abgebildet bei Zöhrer, a. a. 0., 5. 22. 5 Ludwig Benesch: Zur Lösung des Kürnbergrätsels; 68. Jb. d. Museums Francisceo-Carolinum, Linz 1910. Die Textzeichnungen 1 und 3 sind Skizzen von Benesch nachgezeichnet. - Ernst Fietz: Der unerforschte Kürnberg bei Linz; Kulturzeitschrift Oberösterreich, Winterheft 1972. - Ernst Fietz: Rätsel um den Kürnberg bei Linz, Eigenverlag 1967. 59
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