Auf dem Weg zum römischen Ziegelofen bei Wilhering • Von Ernst F i et z Mit 4 Abbildungen und 3 Textzeichnungen Wenn man von Linz aus die Bundesstraße Nr. 129, auch Nibelungenstraße genannt, in Richtung Eferding benützt, so kommt man an einer Reihe recht interessanter Stellen vorbei. So passiert man gleich auf der Oberen Donaulände die Burgfriedsäule. Der Burgfried war der Machtbereich des Stadtrichters und durch besondere Grenzzeichen abgesteckt, auch wenn sie als Totenleuchten, Bildstöcke, Marterln, Grenzsäulen oder Marksteine erscheinen. Unsere Burgfriedssäule trägt auf einer Seite die Buchstaben K. L., die „Kaiserliches Landgericht" bezeichnen, und auf der anderen Seite die Buchstaben S. L. B., die „Stadt Linzerischen Burgfried" bedeuten. Mithin kennzeichnet sie die Grenze der beiden Gerichtsbereiche. Am Sockel ist folgende Inschrift eingemeißelt: „Lob Preis Und Danckh Dem Friden Gott Der UilJs Hat Gfierth Aus DER Khriegs Noth 1554, 1607, 1655." Die Inschrift ist übrigens die gleiche wie die an der Gabelung der Volksgarten- und Stockhofstraße stehenden Gedenksäule. Die erste Jahreszahl bedeutet das Jahr der Errichtung, die zweite das Jahr der ersten Begehung des Burgfriedes durch den Magistrat und die dritte das Jahr der Neuerrichtung. Ihr ursprünglicher Standpunkt war in der Nähe der Wasserstiege auf der rechten Straßenseite in Richtung Wilhering, kam aber bei Verbauung der Donaulände in eine Nische des Hauses Nr. 29 auf der linken Straßenseite. Bei der Verbreiterung der Straße wurde die Säule auf den jetzigen Standort versetzt, zwischen Wasserstiege und dem Hause Nr. 21, weshalb die Buchstaben in die verkehrte Richtung zeigen. Die erwähnte W asserstiege dürfte zur Zeit der Erbauung der Kaiserlichen Pfalz am Martinsfeld angelegt worden sein und zur Wasserversorgung der Pfalz gedient haben. Rechter Hand der Straße und etwas tiefer gelegen begleitet uns der alte Treppe/weg, auf dem vor der Verwendung von Dampfschiffen Pferdegespanne die Donaukähne nauwärts gezogen haben. Nunmehr wuchtet linker Hand der gewaltige Urlaubstein auf und zwingt die Straße zu einer kleinen Biegung. Der Urlaubstein dürfte eine vorgeschichtliche Kult- und Gerichtstätte gewe58 sen sein. Urlaub bedeutete Abschied vom Leben. In den früheren Zeiten hatte es keine Uferstraße gegeben, keinen Treppelweg, die Donau war nicht reguliert und der Felsen reichte direkt in die Donau. Der Stromstrich der Donau führte wegen der Linksbiegung des Stromes direkt an den Fuß des Urlaubsteines heran. Der Stromstrich ist bekanntlich jene Stelle an der Oberfläche eines Flusses, an der das Wasser die größte Geschwindigkeit besitzt. Dieser Umstand wurde dazu benützt, um Landesverräter, des Verrates überwiesen und des Lebens für verlustig gesprochen, an ein Brett gebunden, von der Spitze des Felsens herabzustürzen, damit sie das Wasser sicher aus der Gemarkung hinaustrage, da man damals Landesverräter nicht einmal tot in heimischer Erde haben wollte. Da der Stromstrich so nahe am Ufer auch für die Schiffahrt eine Gefahr bedeutete, haben Schiffsleute ein Christusbild an der Felswand des Urlaubsteines gestiftet. Gleich nach dem Urlaubstein steht, etwas zurückgesetzt und erhöht, ein alter Bau, eine gotische Kirche, bereits profaniert zu einer Tischlerei. Merkwürdig ist an diesem Gebäude, daß die Längsmauern Heizkanäle besitzen. Die nächste interessante Stelle befindet sich nicht neben der Straße, sondern hoch oben am Hang des Galgenberges, knapp unterhalb der Aussichtsterrasse. Dort stand seit 1494 als Linzer Hochgericht ein dreiteiliger Galgen. 222 Jahre diente er der Gerechtigkeit. Dann kam die Richtstätte an die Abzweigung der Salzburger von der Wiener Reichsstraße. Wie schreckerregend der Galgen am Galgenberg ausgesehen hat, zeigt ein alter Stahlstich1 . Kurz vor der Kalvarienbergstiege steht die kleine Kapelle „Maria Heilbrunn". Sie wurde 1861 durch einen Felssturz beschädigt und 1886 zur Lourdesgrotte umgebaut. Das neben der Kapelle aus dem Felsen laufende Wasser galt als heilsam gegen Augenleiqen, Fraisen und Nervenkrankheiten. Die Kalvarienbergstiege ist gleichzeitig Kreuzweg2 und wurde 1664 vom Wiener Adel als 1 August Zöhrer: Alt Linz, Geschichte der Stadt in Ansichten von 1594-1860, 1942, S. 69. 2 Her,tha u. Friedmch Schober: Kapelle, Kirche, G.ruadenbild, Linz 1972, S. 99 f.
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