OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

stellen, insbesondere weil wegen der großen Kosten auf einen Farbdruck verzichtet werden mußte. A. Grundlagen der fluviatilen Landschaftsgestaltung Das Zusammenspielen der (endogenen) Tektonik seit Ende Miozän, die seit beginnendem Meeresrückzug als epirogenetische Landhebung wirksam ist, und der (exogenen) klimabedingten Kräfte wird im oberösterreichischen Landschaftsraum sehr deutlich an der Entwicklung des Gewässernetzes ersichtlich. Denn die Flüsse reagieren einerseits sogleich auf tektonische Vorgänge, wenn eine Änderung im Gefälle bzw. im Niveau der Erosionsbasis eintritt, andererseits aber auch auf klimatische Schwankungen, sobald die abfließende Wasserm.enge sich vergrößert oder verkleinert. Der größte Teil unseres Landes, insbesonders das Alpenvorland, soweit es nicht von Eismassen bedeckt war, wurde fluviatil, d. h. durch die Arbeit der fließenden Gewässer der jüngsten Erdgeschichte, gestaltet*, und die dabei sich abspielenden Vorgänge sollen zuerst an Beispielen der Entwicklung von Gerinnemündungen aufgezeigt werden. Dies kann auch als Beitrag zur allgemeinen Geomorphologie gelten, indem sich bei gleichen geologischen Substraten, unter gleichen klimatischen und tektonischen Voraussetzungen aus gleichen Ausgangsformen auch dieselbe Landschaftsgestaltung in der Erdgeschichte vollzieht (geomorphologisches Grundgesetz). Daher sind in der aufsteigenden Landschaft des süddeutschen und österreichischen Alpenvorlandes unter gleichartigen Bedingungen sehr ähnliche Landschaftsformen entstanden. Da an diesen Vorgängen die Flüsse, die in der Eiszeit mit den Schmelzwässern riesiger Gletschermassen gespeist wurden, entscheidend beteiligt waren, muß vorerst das Ausmaß und Wesen der Gerinnedynamik erörtert werden. 1. Die Flußenergie Jedes Gerinne ist ein dynamisches System, dessen Energie (E) von der Wassermenge (Q) und vom Gefälle (G) abhängig ist. (E = Q.G.), wo4 bei erstere vom Klima des Einzugsgebietes und letzteres vom Relief und der Tektonik bestimmt wird. Demnach wird die Flußleistung vor allem von den Wassermassen bedingt, so daß in Trokkengebieten (Wüsten) infolge Wassermangels keine fluviatile Landschaftsentwicklung stattfinden kann. Der zweite Wirkungsfaktor ist das Gefälle, das die Strömung verursacht; es entsteht durch die Höhendifferenz zwischen zwei Punkten (h) und wird aus der Beziehung dieser zur Flußlänge (1) berechnet (G = f) und zumeist in 0/oo angegeben. Somit steigert sich die Flußenergie mit der Wassermenge und dem Höhenunterschied im Flußlauf, ist aber umgekehrt proportional der Fluß1.. (E Q • • ange = - 1 Durch das gefällsbedingte Fließen erfolgt eine Umwandlung der ruhenden (potentiellen) Energie des stehenden Wassers (E = m. g. h; m = Wassermenge, g = Gravitationskonstante und h = Höhendifferenz) in arbeitende (kinetische) 2 - Energie ( E = m/ iJ; m = Wassermenge und v Strömungsgeschwindigkeit), wobei die Summe der beiden Energiearten in einem gegebenen Flußabschnitt eine Konstante ist, d. h. wenn die potentielle Energie abnimmt, vergrößert sich die kinetische und umgekehrt; letztere bedingt die Leistung eines Gerinnes, und durch sie werden alle fluviatilen Landschaftsveränderungen verursacht. Sie wächst quadratisch mit der Strömungsgeschwindigkeit an, doch entstehen sehr große Energieverluste durch Reibung sowohl an der Flußsohle und an den Uferwänden als auch durch turbulentes Fließen im Wasser selbst. Die Strömungsgeschwindigkeit kann somit aus dem kinetischen Energiegesetz bzw. aus der Verknüpfung der beiden Energiegleichungen berechnet werden. Sie ist, wenn man statt E = Q . G einsetzt, die Quadratwurzel aus dem doppelten Gefälle (i[iG) bzw. die Quadratwurzel aus dem Quotient der doppelten Höhendifferenz zwischen ,. Folgen von Windeinwirkung auf .die oö. Landschaft, wie dies auf Grund der äolischen Lößtheonie der Fall sein müßte, sind nicht er,kennbar, da keine dementsprechenden Oberflächenformen ,auch nicht im gletschemahen (perigla:züalen) Gebiet vorliegen.

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