OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

bekannt, aber es ist anzunehmen, um die herrliche Kirche besichtigen zu können. In die alte Eisenstadt Steyr war es nicht weit, und die drei Reisenden bewunderten sicherlich den schönen Hauptplatz mit den schmucken Bürgerhäusern. Nicht lange dauerte die Fahrt, und Enns, die älteste Stadt des Landes mit dem eigenartigen Stadtturm, war durchfahren. Schließlich nahm Linz, die Hauptstadt des Landes ob der Enns, die kleine Reisegesellschaft auf. Die alte Donaustadt lud den kunstsinnigen Propst und seine Begleiter zu einer Besichtigung ein, bevor sie in einem Stiftshaus die letzte Nacht auf der Reise verbrachten. Am 3. Mai 1768 verließ der Propst die Stadt Linz und war bald in Eferding. War bis in diese Gegend ebenes Land, so begann nach dieser Stadt wieder Hügelland mit fruchtbaren Äckern und Wiesen. In Peuerbach wurde Aufenthalt genommen und zum letztenmal Mittagsrast gehalten. Nach dem Aufbruch wurde die seit dem Jahre 1156 geltende Grenze zwischen Bayern und Österreich am Großen Salletwald, auch „die rote Sallet" genannt, erreicht. Die Straße, auf der sie durch den stellenweise sumpfigen und etwas düsteren Wald fuhren, war einst auf einem Knüppeldamm gelegt worden und hatte sich zur wichtigen Reichsstraße entwickelt. Damit hatte aber der Propst bereits heimatlichen Boden betreten, denn dieses Gebiet gehörte schon zur Pfarre Raab, die seit 1506 dem Stifte Suben inkorporiert war. Jetzt war es nicht mehr weit in das Stift. Am Abend des 3. Mai 176828 war der Propst wieder in seinem Stift und unter seinen Chorherren. Siebzehn Tage war Propst Wilhelm III. von seinem Stift weggewesen, davon dreizehn Tage auf der Fahrt über nicht immer gute Straßen. Es war eine persönliche Leistung, die Propst Wilhelm für das Stift erbrachte, und er hatte dem Stift zu seinen Rechten verholfen sowie das Ansehen gehoben. Für seinen großen Plan, den Neubau der Stiftskirche, hatte er Geldmittel bekommen und auch damit ein Ziel erreicht. 28 Knopper, 5. 136. 57

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