OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

Den Pfarrhof, die Wirtschaftsgebäude, die Schule und die Kirche visitierte der Propst am vierten und letzten Tage seines Aufenthaltes. Der Pfarrhof samt Wirtschaftsgebäude war 1716 bis 1720 unter Pfarrvikar Gottfried Mitterer errichtet worden, die Gesamtkosten hatten 1218 Gulden betragen23 . Er war ein geräumiges Haus mit mehreren Zimmern im oberen Stockwerk, die Pfarrkanzlei, Speisezimmer, Küche und Kammer im Erdgeschoß. Der Zustand war gut, auch der der Wirtschaftsgebäude. Die Kirche, der Märtyrerin Margaretha geweiht, war auch vom Vikar Gottfried Mitterer in den Jahren 1705 bis 1707 fast neu erbaut worden (siehe Abb. 2)24 . Sie hatte außer dem Hochaltar zur hl. Margaretha noch den rechten Seitenaltar zu den hll. Sebastian und Rochus und den linken Seitenaltar „Zu unserer lieben Frau". In der Kirche war ein verschlossener Taufstein, ein Beichtstuhl, eine Kanzel, eine Orgel, in der Sakristei waren alte und neue Meßgewänder, drei Kelche und eine Monstranze und ein Ziborium vorhanden25 . Unmittelbar um die Kirche mit einer Mauer umgeben war der Friedhof ohne Totenkammer. Auf dem Kirchturme hingen drei Glocken. Das hölzerne Schulhaus war 1748 errichtet worden. Der Lehrer wurde vom Pfarrvikar aufgenommen und entlohnt. Da keine Schulpflicht bestand, kamen nicht alle Kinder zum Unterricht. Der Lehrer war zugleich auch Organist. Die Bevölkerung war sehr opferbereit und spendenfreudig. Sie umfaßte ungefähr 850 Seelen. Der Pfarrvikar bezeichnete die Menschen „im Gottesdienst gar fleißig, christlich und ehrbar". An Osterkommunionen wurden an die 600 gespendet, in den letzten 70 Jahren waren die Kommunionen zu Ostern von etwa 370 auf rund 600 gestiegen. Ein Zeichen für die tüchtige Arbeit der Subener Chorherren. Einige Stiftungen hatten für die Pfarrkirche Kapital gebracht, so eine Stiftung von 1500 Gulden für die Haltung eines Kaplans26 . Die Einnahmen verschiedener Art waren für den Propst eine sehr wichtige Sache. Er hatte für den Neubau der Stiftskirche zu Suben Pläne ausarbeiten lassen, und dieser Kirchenneubau kostete sehr viel Geld. Es ist daher anzunehmen, daß der Propst die verfügbaren Geldmittel dieser Pfarre mit nach Hause nahm. 56 Der Propst hatte diese vier Tage seines Aufenthaltes in St. Margarethen voll und ganz ausgenützt. Alle strittigen Angelegenheiten waren bereinigt worden, und seine Anwesenheit in der Pfarre sowie sein Auftreten brachten für diese und damit auch für das Stift größeres Ansehen und Festigung der Position. Die lange Reise nach St. Margarethen und die Anwesenheit hatten sich wirklich gelohnt. So trat am 28. April 1768 Propst Wilhelm mit dem bisherigen Pfarrvikar Ivo Heinzlmann und dem Kammerdiener mit den Salzburger Pferden die Heimreise an. Über Karlsdorf (Kalsdorf) ging es in die Hauptstadt Graz, wo Aufenthalt für Mittag genommen wurde. Dann ging es weiter über Peggau nach Röthelstein. Aus dem Reisebericht27 sind die weiteren Mittagsstationen und Übernachtungen nicht mehr zu ersehen. Die angegebenen Orte und deren Entfernung voneinander lassen aber darauf :schließen, wo Mittag gemacht und wo übernachtet wurde. Die nächste Übernachtung nahmen die drei Reisenden in Bruck a. d. Mur vor, von wo es weiter nach Loiben (Leoben) ging. In Vordernberg wieder Übernachtung, und dann sahen sie Eisenerz. Reiffling wurde erreicht und als nächster Ort Altenmarkt. Durch enge Täler und auf schmalen Straßen über bekannte Pässe war die Reise bisher gegangen, viele Orte berührte man, vorbei an bewaldeten Bergen. In den Märkten und Städten sahen sie schöne Bürgerhäuser und Kirchen, konnten das Volk bei der Arbeit betrachten und den Fleiß bewundern und sahen den idyllisch gelegenen Leopoldsteiner See. Von Altenmarkt ging die Heimfahrt durch das romantische Tal der wilden Enns, sie sahen auf dem Fluß die Arbeit der Flößer und links und rechts wieder dicht bewaldete Berge. Losenstein war die nächste Station, dann kamen sie nach Garsten. Ob der Propst dem Benediktinerstift und dem Abt einen Besuch abstattete, ist nicht 23 Pasch, 5. 24. 24 Posch, 5. 23. 25 Knopper, S. 65. 26 Posch, 5. 25. 27 Der Verfasser hatte nur eine verkürzte Abschrift dieses Reiseberichtes zur Verfügung. Der Original-Reisebericht liegt im Stiftsarchiv Reichersberg und ist nicht zugänglich.

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