zum Besuch der denk- und merkwürdigen Stätten benützt. Sein Interesse an kirchlichen Bauten konnte hier befriedigt werden, und er dürfte für seinen Kirchenbau manchen brauchbaren Eindruck und Hinweis mitgenommen haben. Am Dienstag, den 19. April 1768, wurde von Salzburg aufgebrochen, und der Propst fuhr mit neuen Pferden, die er vom Erzbischof geschenkt erhalten hatte, weiter nach Kuchl, wo man Mittagsrast hielt. Dann ging es weiter nach Golling, und da wurde übernachtet. Mittwoch, am 20. April 1768, war die Reisegruppe in Malling19 , das Nachtlager schlugen der Propst und seine Begleiter in Hittau (Hüttau) auf. In Radstadt war am Donnerstag, 21. April 1768, wieder Mittagspause, und die Nacht verbrachte man in Stainach. Von da fuhr Propst Wilhelm III. mit seiner Begleitung weiter nach Kallwang, dort Mittagsruhe, und abends Ankunft in Frauenleiten (Frohnleiten). Hier besuchten der Propst, sein Vikar und der Kammerdiener die herrliche Kirche der P. P. Serviten. Nun ging es der steirischen Hauptstadt zu; Graz wurde zu Mittag am Samstag, den 23. April 1768, erreicht. Abends versuchten sie zu Wildon Radkersburger Wein und betraten bei Sonnenuntergang die sehnsuchtsvoll verlangte Schwelle des Pfarrhofes zu St. Margarethen (siehe Abb. 2). Es war Samstag bei der Abreise von Suben und Samstag bei der Ankunft in St. Margarethen20 . Am ersten Tag, dies war ein Sonntag, feierte der Propst mit dem noch amtierenden und mit dem neuen Pfarrvikar in der Pfarrkirche ein Hochamt, dem die Pfarrbevölkerung überaus zahlreich beiwohnte. Die Leute wollten den Propst sehen, der nachschauen gekommen war, wie es um die Pfarre bestellt war. Der Vikar war ja nur sein Stellvertreter, denn nach dem canonischen Recht war der Propst Pfarrer jeder dem Stift inkorporierten Pfarre, wie es seit jeher streng gehalten worden ist. Auch die zeitweise eingesetzten Weltpriester waren nur Pfarrvikare und hatten sich an die Weisungen des Propstes zu halten. Der Propst hielt eine Ansprache an die Pfarrbevölkerung und stellte dabei den neuen Pfarrvikar Albert Zinsberger vor; der bisherige Pfarrvikar Ivo Heinzlmann verabschiedete sich und dankte für alle Mithilfe. Der zweite Tag sah den Propst in Graz am bischöflichen Hofe. Er präsentierte den neuen Pfarrvikar Albert Zinsberger. Bischof Jospeh II. Philipp Graf von Spaur war nicht anwesend. Der Hofkaplan und bischöfliche Kommissär nahm die Präsentation entgegen21 . Dem neuen Pfarrvikar wäre das Examen erlassen worden im Falle der Ausweisung mittels Dokumente von Passau betreffend seine Approbation und Umstellung. Der Propst regelte mit dem bischöflichen Ordinariate alle dringlichen und unklaren Angelegenheiten. Für den Propst persönlich mag es eine gewisse Demütigung gewesen sein, daß der Bischof nicht anwesend war und sich vom Hofkaplan vertreten ließ. Daraus ist die Haltung des Bischofs gegenüber dem Stift Suben erkennbar. Der Bischof hätte gerne statt einer auswärtigen, ja ausländischen Stiftspfarre - Suben gehörte damals noch zu Bayern -, die wie eine Enklave im Seckauer Diözesangebiet war, eine Weltpriester-Pfarre gehabt, aber er getraute sich diesen Zustand im Hinblick auf die hohe Wertschätzung des Stiftes am erzbischöflichen Hofe zu Salzburg nicht zu ändern. Mit der weltlichen Vogteiherrschaft in Wildon bereinigte der Propst die strittigen Sachen und erzielte auch hier eine günstigere Einstellung dem Stifte und der Pfarre gegenüber. Am dritten Tage beschaute Propst Wilhelm die zur Kirche und zum Pfarrhof gehörenden Äcker, Wiesen und den Weinberg 11am Lechenberg", der auf 110 Gulden geschätzt wurde. Ein Teil der Äcker war oberhalb des Pfarrhauses, und ein Acker war im 11Margaretenfeld", der auf 300 Gulden veranschlagt war. Zu den Pfarrpfründen gehörte ein Wald in Dexenberg mit einem Wert von 65 Gulden. Zur Kirche gehörten als Untertanen fünf Keuschler, die insgesamt jährlich 13 Gulden Zinsen und 60 Tage an Robot erbrachten. Neun Bauern waren robotpflichtig. Der Kapitalswert der Leistung der Untertanen betrug 386 Gulden22 . 19 Im Reisebericht ist die Örtlichkeit Malling angegeben, die weder in alten noch in neuen Karten und Verzeichnissen zu finden war. 2° Knopper, S. 136. 21 Knopper, S. 136. 22 Pasch, S. 25. 55
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