OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

seelsorgliche Wirken der Chorherren viel kritischer. Mehrmals hatte man am bischöflichen Hofe die feste Absicht, auf die Pfarre Weltpriester zu setzen. Auch die weltliche Vogtherrschaft zu Wildon bedrängte die Pfarre mehrmals. Die Chorherren bemühten sich aber redlich, die Kirche, den Pfarrhof, die Wirtschaftsgebäude und auch die Schule in gutem Zustande zu halten und trachteten darnach, auch die Einkünfte zu vermehren. Damit alle Unstimmigkeiten bereinigt werden sollten, ersuchte der Pfarrvikar Heinzlmann seinen Propst, es war dies Wilhelm III. Weber, im Jahre 1768 um Visitation und um Einsetzung eines neuen Pfarrvikars13 . Heinzlmann muß so eindringlich geschrieben haben, daß sich der Propst zur Erfüllung dieser Bitte veranlaßt sah. Propst Wilhelm III. Weber (siehe Abb. 1) wurde am 5. Juni 1712 in Braunau am Inn geboren. Nach dem Gymnasialstudium trat er im Jahre 1735 in das Stift Suben ein und erhielt den Namen Wilhelm, sein Taufname war Johann. Am 30. September 1736 legte er die Profeß ab, studierte in Wien Theologie und erhielt am 21. Februar 1739 das Subdiakonat, am 8. März 1739 das Diakonat und am 28. März 1739 die Priesterweihe. Seine Primiz feierte er erst am 11. Oktober 1739. Im Stift war er sechs Jahre in verschiedenen Funktionen tätig, bis er am 21. April 1746 Kooperator in Taufkirchen a. d. Pram wurde. 1748 kam er als Kooperator nach Raab und kehrte 1753 wieder in das Stift zurück, wo er Küchen- und Kellermeister wurde. Mit 1. Jänner 1764 kam er als Pfarrvikar nach Zell an der Pram und am 8. April 1766 als solcher nach Taufkirchen a. d. Pram. Die Subener Konventualen wählten ihn am 18. Mai 1767 zum Stiftsdechant und schon am 24. September 1767 zum Propst des Stiftes14 . Er war der 57. Propst und der 2. lateranensische Abt von Suben15 . Waren die anderen Stiftspfarren, Raab (mit den Filialen Enzenkirchen und St. Willibald), Taufkirchen a. d. Pram (mit den Filialen Diersbach, Rainbach b. Schärding und Sigharting) und Zell a. d. Pram leicht zu visitieren, weil sie vom Stift nicht weit weg waren, so war die Visitation der Pfarre St. Margarethen schon ein beschwerliches Unternehmen. Doch der Propst nahm diese Reise auf sich, um dem Stifte zu seinen Rechten zu verhelfen sowie um das Ansehen des Stiftes und seine eigene Stellung zu festigen. Propst Wilhelm III. schickte an den Erzbi.schof von Salzburg die Nachricht, daß er aus Anlaß der Visitationsreise in seine Pfarre auch nach Salzburg komme. Der Erzbischof lud den Propst zu sich ein. Auch den Bischof von Seckau in Graz verständigte er von seiner Absicht. Nach den getroffenen Vorbereitungen verließ der Propst am 16. April 1768, einem Samstag, um halb 6 Uhr früh mit dem für St. Margarethen neuernannten Pfarrvikar Albert Zinsberger und dem Kammerdiener Franz Michael Nugent das Stift Suben16 . Die Reise (siehe Kartenskizze) ging vorbei am Stift Reichersberg, durch den alten Markt Obernberg am Inn nach Altheim und weiter nach Mauerkirchen, wo Mittag gemacht wurde, dann weiter über Mattighofen nach Neumarkt am Wallersee. Hier übernachtete die kleine Reisegruppe. Am Sonntag, den 17. April 1768, ging die Fahrt nach Salzburg, in die alte ehrwürdige Bischofstadt. Der Propst schickte die eigenen Pferde nach Suben zurück. Montag, den 18. April, war für den Propst ein großer Tag. Als geladener Gast durfte er beim Erzbischof erscheinen und an der Hoftafel teilnehmen17 . Eine illustre Gesellschaft war versammelt: Erzbischof Sigismund III. von Schrattenbach, Weihbischof und Bischof von Chiemsee Franz Karl Eusebius von Friedburg, Dompropst Vigil Maria Graf Firmian Domdechant Ferdinand Christoph Graf Zeil, di: Domherren Leopold Ernst von Firmian, Leopold Anton von Podstatzky, Karl Hanibal von Dietrichstein, Petrus Vigilius von Thun, Franz Xaver von Breuner, Joseph Godefried von Sanrau, Hieronymus von Coloredo, Johann Leopold von Khevenhüller, Joseph Philipp von Spaur, Joseph Franz Anton von Auersperg, Ferdinand Maria von Lobkowitz, lgnaz Joseph von 13 Knopper, S. 106. 14 Franz X. Pritz: Beiträge zur Geschichte des aufgelassenen Chorherrenstiftes Suben (In: Musealbericht XVI [1856]), .S. 62. - Sehr. d. Erzbischöfl. Ord. Wien, Diözesan-Archiv, vom 13. 12. 1971. - Lindner: Monasticon, S. 256. 15 Lindner: Monasticon, S. 256. 1 0 Knopper, S. 135. 17 Knopper, S. 135. 53

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2