OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

es ihm aber nach kurzer Zeit, sein Wirken erfolgreich fortzusetzen, und so wurde ihm schon 1921 der Titel eines Regierungsrates verliehen, und 1922 erhielt Wieninger das Recht, die Standesbezeichnung 11Ingenieur" zu tragen. freilich konnte er sich nicht lange dieser äußeren Auszeichnungen erfreuen, denn 1925 erlag er überraschend einem Herzschlag. Selbsthilfe groß geschrieben Um die Jahrhundertwende waren zwar bereits alle Bauern frei, aber den Machenschaften der Kaufleute mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Dies erkannte Wieninger, und er verhalf der Idee Raiffeisens im Innviertel zum Durchbruch. 1900 gründete er die 11Erste Zentral-TeebutterVerkaufsgenossenschaft Schärding", den Vorläufer der heutigen großen Schärdinger Molkereigenossenschaft. Schon vorher waren auf seine Initiative in Obernberg a. Inn und in St. Roman, in Grieskirchen, Wendling, Aspach, Raab usw. Genossenschaften gegründet worden, die dann in Schärding einen zentralen Mittelpunkt hatten. Vor allem ging es um die Milchanlieferung bzw. um die Verarbeitung. Es war freilich notwendig, daß die Mitglieder der Genossenschaften nur einwandfreie 11Zentrifugenbutter" liefern durften. Diese Milchzentrifugen waren bei den Gegnern Wieningers alles eher als auf Gegenliebe gestoßen, und so wurden Gerüchte in den Umlauf gebracht, daß dadurch nur mehr Magermilch verkauft werden würde. Wie aber die Zeit zeigte, war die Idee des Gutsbesitzers aus Otterbach vollkommen richtig. Von der Einführung der Milchzentrifugen und ähnlicher Neuerungen handeln auch die nachfolgenden Gstanzln, die eine Innviertler Zeche im Jahr 1902 unter dem Titel 11Die neue Zeit" gedichtet und gesungen hat: Jetzt schreibn ma schon tausend neunhundert und zwoa und wer die Welt gnau betracht, der lcann sehn allerloa. Alles wird verbessert, und eingricht so sehen, sollt ma moan, daß schon frei nimma höher lcann gehn. Zum Mah>1 und zum Heign und zum Aclcern, zum Baun, da habns jetzt Maschinen, da muaß ma grad schaun. Zum Scheuschneidn, zum Dreschn, dös gar lcoan nöt schmöckt, hams scho vor dreißig Jahrn Maschinen entdeclct. In Bauernhäusern is a die nämliche Gschicht, da wird alles pralctisch und nobl eingricht. Koan Leinöl, lcoan Span wird scho lang nimma brennt, seit ma dös stinlcerte Petrolium lcennt. Aber s'Petrolium gibt a scho zweng Schein, in neuerer Zeit muaß Azetilengas sein. So a Bauernhaus is jetzt beleuchtet so hell, als wia in da Stadt drin das feinste Hotel. Tragt oana aufs Reißn aus an und aufn Gwinn, so hat a ganz sicha a Buttermaschin. Dö Seihhaferl und 's Rahmhöfn habn jetzt ganz a Ruah, weil dö Milli wird gschleudert schon her von da Kuah. Wird einglaht in d'Schleudern und umdraht sehen stad, dös Ding geht so sehen, wia wann ma Troadtriern tat. Mit neuartigen Kübln wird da Butter ausgrührt, dö alten Butterlcübeln hams ganz pensioniert. Dö Milli, dö gschleudert wird, behaltns fürs Haus, da sollt für die Leut no a Suppn werdn draus. So a Suppn is dünn und ganz laa und ganz blo, und da Hund und die Katz wernd plärat davo. 49

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