Die Reisen ins Ausland, der Kontakt mit anderen Menschen, die universelle Ausbildung und der fortschrittliche Geist, den er von seinem Vater übernommen hatte, waren dann auch die Grundlagen dafür, daß Wieninger der Pionier in der Landwirtschaft wurde, als der er heute allgemein bekannt ist. Auf der anderen Seite gewann er aber dadurch eine liberale Lebenseinstellung, die ihm in seiner engeren Heimat nicht nur Freunde einbrachte. Der Gutsbesitzer und Gründer 1887 übernahm Georg Wieninger nach dem Tod seines Vaters das Gut Otterbach und heiratete drei Jahre später Frl. Franziska Zach, eine Konditormeisterstochter aus Linz. Am 28. August 1891 wurde ihm der Sohn Georg, am 24. Juni 1893 die Tochter Franziska geboren. Sein Sohn blieb in der Landwirtschaft, studierte Milchwirtschaft, heiratete 1942 Frl. Rosa Stiegler und starb 1965. Die Tochter Franziska heiratete 1915 Ing. Josef Schwarz, der als Pflanzenbauinspektor in Wien tätig war. Diese Ehe war im Gegensatz zu der des Sohnes nicht kinderlos, sondern brachte zwei Söhne hervor, von denen einer, Dipl.-Ing. Dr. Lothar Schwarz, in Argentinien lebt, während Dr. med. Walter Schwarz in Urach bei Stuttgart als Chirurg tätig ist. Die "Ehe Georg Wieningers war harmonisch, wenngleich die Frau keine leichte Stellung hatte. Zum Gut gehörte nicht nur eine Brauerei, sondern auch ein Gasthaus, und dieses mußte sie primär führen, weil ihr Mann dazu einfach keine Zeit hatte. Auch um die Familie mußte sie sich praktisch allein kümmern, denn zum Wochenende war Wieninger bei Vorträgen und Schulungen unterwegs und daher nie sehr viel zu Hause. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß der Brauerei-, Gasthaus- und Gutsbesitzer praktisch nie viel getrunken hat, sondern lieber nüchtern blieb und sich Studenten aus der Umgebung einlud, wenn er „Zeche machen" mußte. Geradezu als Pioniertat kann man es ansehen, daß der „Herr" und seine Familie das Essen gemeinsam mit seinen Mitarbeitern eingenommen hat. Das war wohl eine soziale Einstellung, die damals nur vereinzelt festzustellen war. Es zeigt aber auch die vorausschauende Einstellung Wieningers, der erkannte, daß eine Trennung zwi48 sehen dem Mitarbeiter und Herrn einfach auf die Dauer nicht möglich sein könnte. Ein Mann, der ihn in seiner Jugend gekannt hatte, Medizinalrat Dr. Hans Obernberger, der frühere Gemeindearzt von Taufkirchen an der Pram, erzählte, daß Wieninger ein sehr humorvoller Mensch war, seinen Reden nie ein genaues Konzept zugrunde legte, aber nie länger als eine Stunde sprach, um ausgiebig Gelegenheit zu Diskussionen und Anfragen zu geben. Außerdem war er in der ganzen Gegend als sehr schlagfertig bekannt. Ein weiterer Wesenszug Wieningers war es, daß er hilfsbereit war und half, wo er nur helfen konnte. Er gab selbst zu, daß er von seinem Gut kaum leben konnte, denn neben einer regen Versuchstätigkeit und der Einrichtung eines umfangreichen Museums gingen für wohltätige Zwecke einige Mittel auf. Er ließ u. a. Wilhelm Hochegger auf seine Kosten in Hohenheim studieren, damit dieser als Wanderlehrer tätig sein konnte. Hans Murauer, der spätere Direktor der oö. Zuchtverbände, konnte auf Kosten Wieningers Spezialkurse im In- und Ausland besuchen und gab sein Wissen dann den Bauern weiter. Auch der Schwiegersohn Wieningers, der erwähnte Ing. Josef Schwarz, studierte von 1908 bis 1912 auf Kosten seines Schwiegervaters. Wieninger war ein genauer Mensch, wie bei der Durchsicht seiner Aufzeichnungen klar hervorgeht. Diese Eigenschaft ergibt sich auch von selbst, wenn man bedenkt, daß er ein Museum einrichtete, das in seiner Blütezeit ca. 66.000 Exponate umfaßte. Allerdings half die Genauigkeit nicht darüber hinweg, daß er finanziell in Schwierigkeiten geriet, da er zu sehr von den Gedanken der Modernisierung der Landwirtschaft, dem Aufbau eines Genossenschaftswesens und einer regen Versuchstätigkeit beseelt war, und darüber hinaus aber die Grundlagen des eigenen Betriebes übersah. Außerdem besaß er ein Gut in Paraguay - diesen Staat vertrat er als Konsul einige Zeit in Linz -, das aber durch die Machenschaften des Verwalters bankrott ging. Durch seine schon erwähnte liberale Einstellung fand er 1911 keine Geldgeber, und so mußte er sein geliebtes lnnviertel verlassen und ging nach Wien. Auch dort im Ackerbauministerium gelang
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