Form und Entwicklung der Flußmündungen Beispiele aus der Landschaftsentwicklung Oberösterreichs* (I): Von Vinzenz Jan i k Mit 10 KartenskiiJzen, 1 Diagramm und 2 AhbHdungen Einleitung - Grundlagen der fluviatilen Landschaftsgestaltung (Die Flußenergie, Die Flußfracht, Erosion und Akkumulation, Die Auswirkungen der Hochwässer) - Die Formen der Flußmündungen (Die normale Mündung, Die flußabwärts verlegte Mündung, Die verschleppte Mündung, Die flußaufwärts verlegte Mündung) - Zusammenfassung - Beispiele für die verschiedenen Formen der Flußmündungen - Literaturverzeichnis. Die allgemeine Geomorphologie befaßt sich in neuerer Zeit sehr eingehend mit der Erforschung der klimabedingten Landschaftsformung großer Gebiete (J. Büdel 1948, 1971, H. Louis 1960, C. Rathjens 1971, H. Wilhelmy 1958 u. a.), wodurch die Beschreibung der kleinräumlichen Landschaftsgestaltung zurückgetreten ist. Anderseits können erst auf Grund der klimamorphologischen Untersuchungsergebnisse die Landschaftsformen der Vorzeit in Mitteleuropa geklärt werden, weil damals andere Klimabedingungen geherrscht und gewaltige klimatische Verände.rungen in der Erdneuzeit sich vollzogen haben. Doch die landschaftliche Eigenart eines Ortes wird vom Einwirken aller endogenen und exogenen Kräfte bestimmt (lanik 1974) und es soll in einigen Aufsätzen nunmehr versucht werden, dieses örtliche Entwicklungsgeschehen an verschiedenen Beispielen in unserem Raume darzustellen. Die Landschaftsgestaltung Oberösterreichs wurde im Tertiär vom ehemaligen subtropischen Klima bewirkt, doch seit dem beginnenden obermiozänen Meeresrückzug wird sie immer mehr von der Tektonik beeinflußt. Dadurch verlandete der Meerestrog (Geosysklinale) der Tethys und wurde vorerst ein stark verwildertes Augebiet; und als Folge weiterer verstärkter Landhebung und Kühlerwerdens des Klimas begannen sich im Oberpliozän-Unterpleistozän die großen Eismassen in den Alpen zu bilden. In der Eiszeit lagerten die Gletscher gewaltige Moränen ab; und infolge ausgedehnter Akkumulationen und bedeutender Erosionen entstanden die weiten Terrassenflächen entlang den großen Flüssen, in die nunmehr die Gerinne eingeschnitten sind. Somit liegen in unseren Landschaftsräumen sehr unterschiedliche Reliefgenerationen vor, da klimagenetische Formen in tektonisch-beeinflußte übergehen, wobei eine starke fluviatile Einwirkung auf die Landschaftsgestaltung erkennbar ist. Eine solche rasch aufsteigende Landschaft wird gekennzeichnet durch Versteilung der Gefällsverhältnisse und Verstärkung der Reliefenergie, indem die Tiefenerosion ,gefördert wurde. Dabei blieb jedoch die Ausschürfung bei den kleinen Gerinnen infolge geringer Wasserführung zurück, so daß sich ihre Gefällskurve versteilte, während größere Flüsse sich gleichmäßig eintiefen konnten. Da, wie die Gesamtlandschaft, auch die Formung der Gerinne vom geologischen Bau, von den gestaltenden Kräften und von der landschaftsgeschichtlichen Zeit abhängig ist (Janik 1974), tragen wegen des humiden Klimas in Oberösterreich die Flüsse wesentlich zur Landschaftsformung bei, indem die Gestaltung ihrer Mündung und ihres Laufes maßgebend das Landschaftsbild bestimmen. Besonders in der Eiszeit hatten die Gerinne gewaltige Wirkungen und es muß somit ihre Energieleistung kurz dargelegt werden, um diesen Faktor in der Landschaftsentwicklung beurteilen zu können. Die Darstellung der Landschaftsgestaltung kann nur mittels guter Geländekarten mit genauen Höhenlinien (Isohypsen) veranschaulicht werden, weil nur aus ihnen einerseits die jetzigen Höhen der Landflächen über dem Meeresspiegel (Seehöhe stets O m) und anderseits auch die Veränderungen im Gewässernetz ablesbar sind. Als Grundlage dieser Untersuchungen dienen die vorzüglichen topographischen Karten 1 :50.000, herausgegeben vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, die vom Planungsamt der oö. Landesregierung auf 1 :25.000 vergrößert wurden. für dieses zur Verfügung gestellte Kartenmaterial wird hiemit herzlichst gedankt. Außerdem wurden teilweise auch die alten Landesaufnahmen 1 :25.000 dort, wo seither Flußregulierungen die Landschaft veränderten, benützt. Dennoch ist es trotz der ausgezeichneten Kartenunterlagen schwierig, das dynamische Geschehen der Landschaftsentwicklung leicht faßlich darzu- * Vgl. die einführende Arbeit vorn selben Aut~r „Die Landschaftsentwicklung Oberösterreichs", in: OÖ. Heimatblätter, 28. Jg. (1974), 5. 36-56. 3
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