Georg Wieninger - zum 50. Todestag VonGeorg Keime1mayr Mit 4 Abbildungen Regierungsrat Ing. Georg Wieninger (geb. am 5. April 1859, gest. am 3. November 1925) ist als Pionier der modernen Landwirtschaft allgemein bekannt. Der folgende Beitrag soll daher weniger die fachlichen Fähigkeiten dieses ungewöhnlichen Mannes beleuchten, sondern die menschlichen Qualitäten und seine Bedeutung als Pionier der Erwachsenenbildung im ländlichen Raum in den Vordergrund stellen. Man kann nie genug wissen Daß man nie auslernt und daß es unbedingt notwendig ist, sich ständig weiterzubilden, hat schon der Vater Georg Wieningers erkannt. Der Brauerei- und Gutsbesitzer in Schärding ermöglichte seinem Sohn Georg von 1871 bis 1874 das Studium am Staatsgymnasium in Linz. Schon hier zeigte sich ein außergewöhnlicher Weitblick, denn der junge Wieninger belegte statt Griechisch Französisch, das ihm bei seinen späteren Reisen sehr vonstatten kam. Außerdem war die französische Sprache Voraussetzung, um in der Kreisrealschule Passau Aufnahme zu finden, die er 1876 absolvierte. Anschließend ging Wieninger in die königliche Industrieschule Nürnberg, einem Schultyp, der einer österreichischen Oberrealschule entsprochen hat, allerdings mit dem Unterschied, daß dort zwei Jahre fachtechnischer Unterricht erteilt wurde. Physik und Chemie fesselten den Gutsbesitzerssohn von Anfang an. Unter Prof. Dr. Putz, dem späteren Rektor der Kreisrealschule Passau, konnte er bereits als Hilfskraft im Labor arbeiten und wurde zu wissenschaftlichen Exkursionen herangezogen. Zoologie, Botanik und Mineralogie interessierten Wieninger aber nicht weniger, und so begann er bereits damals eine kleine naturwissenschaftliche Sammlung, die später im Museum Otterbach ihre Krönung finden sollte. In Nürnberg hatte er das Glück, von Prof. Dr. Kämmerer als Hilfskraft bei den verschiedensten Arbeiten eingesetzt zu werden. Einmal beobachtete Wieninger meteorologische Vorgänge, ein anderes Mal stellte er qualitative und quantitative Analysen der Nahrungsmittel her. Anderseits untersuchte er aber auch Boden und Luft und die damals gebräuchlichen Handelsdünger intensiv. Fast selbstverständlich war es, daß der Schärdinger Gutssohn an allen möglichen Exkursionen teilnahm und so sein Wissen ständig erweiterte. Aber nicht nur die Wissenschaft war es, die Wieninger fesselte, er nutzte in Nürnberg die Zeit, um sowohl eine Bau- und Kunstgewerbeschule als auch eine Handelsschule zu besuchen. So erweiterte er seine Kenntnisse nicht nur im Zeichnen und in allgemeinbildenden Gegenständen, sondern lernte auch die wichtigsten kaufmännischen Grundregeln kennen, ein Faktor, der sich später bei den Genossenschaftsgründungen auswirken sollte. Der Abschluß der Industrieschule brachte dem wißbegierigen jungen Mann das Recht ein, als ordentlicher Hörer an der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim aufgenommen zu werden. Dieses Studium wiederum war die Grundlage dafür, daß er ohne weitere Prüfungen die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligendienst in Österreich zuerkannt bekam. So war er von 1878 bis 1879 beim 4. Dragonerregiment in Wels, legte die Offiziersprüfung mit gutem Erfolg ab und nutzte die Militärzeit außerdem, um einen Hufbeschlagkurs zu besuchen und eine theoretische und praktische Prüfung darüber abzulegen. Nach der Militärzeit ging Wieninger an die Hochschule für Bodenkultur und besuchte dort Vorlesungen über Anatomie, Morphologie, Meliorationswesen und Chemie, während er sich an der tierärztlichen Hochschule Kenntnisse über Tierheilkunde verschaffte. In Europa unterwegs Im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert waren Reisen keineswegs so selbstverständlich wie heute - allerdings auch nicht so bequem. Es zeigt daher von sehr großem Weitblick von Wieningers Vater, daß er seinen Sohn nach Absolvierung der Militärzeit und der Studien nach Frankreich, Spanien, England, Belgien, Dänemark sowie in die Länder der Monarchie schickte. Georg Wieninger benutzte diese Reisen aber nicht nur dazu, um sich fachlich weiterzubilden, sondern er legte auch großen Wert darauf, die kulturellen Denkmäler und die Lebensart kennenzulernen. Dabei kamen ihm die Sprachkenntnisse, die er sich während seiner Studien angeeignet hatte, zugute. 47
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