tung. Kurth erwähnt: ,,Das Buch greift weit aus, fast zu einem kulturhistorischen Roman; in Göllerich steckte ein Dichter; mit gewissenhaft gründlicher Zusammenstellung der Dokumente verband er lokalgeschichtliche Darstellungen aller Örtlichkeiten, die Bruckners Lebensgang berührten, und wie dieser selbst, erstehen sie in einer leuchtenden, vom Geiste Adalbert Stifters angehauchten Naturfülle, in Lebendigkeit voller Lebenstiefe33 ." Nach dem Tode Bruckners, besonders aber als Göllerich den Linzer Musikverein übernommen hatte, betrieb er eine intensive Bruckner-Pflege in Linz und sporadisch auch in Wien, die jeweils in Bruckner-Festkonzerten gipfelte und überregionalen Anklang fand. Max Auer schreibt dazu: ,,Der Gemeinderat der Landeshauptstadt, welcher gleich Steyr darangehen wollte, dem geschiedenen Meister an der Stätte seines Wirkens ein würdiges äußeres Denkmal zu errichten, hat dadurch, daß er August Göllerichs Antrag: ,dem großen Sohne Oberösterreichs durch Sicherung der Aufführung seiner erhabenen, heute noch nicht gebührend durchgedrungenen Werke auch ein lebendiges inneres Denkmal in den Herzen seiner Landsleute zu errichten', annahm, Bruckners rührende Bitte an seine Heimat: ,Freundschaft und Liebe erflehe ich von meinen lieben Oberösterreichern' in hochherziger Weise durch den Beschluß vom 10. März 1897 beantwortet, eine ,Bruckner-Stiftung' zu gründen, aus welcher während eines Vierteljahrhunderts volkstümliche ,Bruckner-Konzerte' großen Stils durch den Linzer Musikverein zu veranstalten sind, die nach und nach sämtliche größeren Werke des Meisters vorzuführen haben. Nun begann in Linz eine ein Vierteljahrhundert währende Glanzperiode der Musikpflege, und die zehn ,Bruckner-Stiftungskonzerte' waren ihre Höhepunkte. Hier waltete ein Berufener, ein Hohepriester der Kunst seines Amtes. Bruckner wurde hier nicht aufgeführt, sondern wahrhaft zelebriert. Diese Wiedergaben lagen weit ab von der üblichen Routine, sie kamen vom Herzen und gingen zu Herzen. Linz war damit die erste Stadt, in welcher eine zyklische Aufführung der Werke des Meisters zur Tat wurde34 ": I. Festkonzert Sonntag, 20. März 1898 II. Festkonzert Palmsonntag, 8. April 190035 III. Festkonzert Palmsonntag, 23. März 1902 IV. Festkonzert Palmsonntag, 27. März 190436 V. Festkonzert Sonntag, 1. April 1906 VI. Festkonzert Sonntag, 20. Dezember 1908 VII. Festkonzert Mittwoch, 29. März 1911 VIII. Festkonzert Sonntag, 27. April 1913 IX. Festkonzert Samstag, 25. März 1916 X. Festkonzert Sonntag, 28. März 192037 In den Bruckner-Stiftungskonzerten sowie in den statutenmäßigen Konzerten des Musikvereins wie beim Ersten Oberösterreichischen Musikfest gelangten sämtliche Sinfonien Bruckners, ferner die Messen F-moll, E-moll, D-moll, die Missa solemnis in B-moll, der 150. Psalm, das Te Deum, der 114. Psalm und das Requiem D-moll zur Aufführung. Besonders sei jedoch darauf hingewiesen, daß Göllerich der erste war, der in seiner Festred~ an der Universität Wien38 die Herausgabe der Originalpartituren forderte, womit er die tiefe Hingebung zum Werke Bruckners zu erkennen gabs9_ Inzwischen hatte Göllerich zusammen mit August Stradal - Göllerich und Stradal wurden 33 Vgl. Kurth, Bruckner, 5. 1316 f. 34 Vgl. Göllerich-Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild. IIVl, 5. 617. 35 In diesem II. Festkonzert dirigierte Göllerich die III. Sinfonie Bruckners (D-moll), wobei er sich nach den genauen handschriftlichen Partitureintragungen Bruckners hielt (vgl. [Palma Paszthory], 5. 95, auch Göllerich-Auer, III/1, 5. 619, Anm. 1). 36 Die in diesem Konzert aufgeführte VI. Sinfonie Bruckners hatte Göllerich am 13. Dezember 1901 mit dem Wiener Konzertvereinsorchester zum ersten Mal ungekürzt in der Originalfassung spielen lassen (vgl. [Palma Paszthory], 5. 95, auch Göllerich-Auer, III/1, 5. 619, Anm. 2). 37 Die Folge der Festkonzerte und deren Programme, zit. nach [Palma Paszthory], 5. 95 f., auch GöllerichAuer, III/1, 618 ff. 38 Festrede Göllerichs anläßlich der Enthüllung der Gedenktafel für Anton Bruckner in den Arkaden der Wiener Universität am 11. Februar 1912. 39 .Schon 1891 war der Plan zu einer Bruckner-Gesamtausgabe gefaßt worden. ,,Im Herbst 1891 hatte der Buchhändler und langjährige Bürgermeister Emil Fink in Linz den Plan gefaßt, eine Gesamtausgabe der Werke Bruckners zu veranlassen. Er bemühte sich, ein Komitee zustandezubringen, zu dessen Vorsitzenden er den damals schon als seinen Biographen bestimmten August Göllerich ausersehen hatte." Zit. nach Göllerich-Auer. III/1, 5. 616. 43
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