des unbestimmten Artikels für alle drei grammatischen Geschlechter auskommt: Deutsch: ein Mann / eine Frau / ein Kind oö. Dialekt: a Mann / a Frau / a Kind Die für alle drei grammatischen Geschlechter gleichbleibende Formung des unbestimmten Artikels erinnert stark an die entsprechenden Verhältnisse im Englischen24 . Auch was die Kasusformen des unbestimmten Artikels betrifft, kommt der oö. Dialekt mit weniger aus als das Hochdeutsche: ein eine ein a a a eines einer eines25 einem einer einem an a/ana an einen eine ein an a a Unterschiede zum Deutschen lassen sich aber nicht nur bei den Formen des unbestimmten Artikels feststellen. Dem Weniger an Formen scheint ein Mehr im Gebrauch zu entsprechen, vgl. die dialektalen Syntagmen: an Muat, a Kraft, Der hat an Muat! (Der hat Mut) Hast a Kraft? (Hast du Kraft) Die Dialektgrammatik verlangt selbst bei Abstrakta wie Mut, Kraft den unbestimmten Artikel. Ganz besonders interessant ist, wie ich meine, die Analyse des Systems des bestimmten Artikels, weil sich hierbei zeigt, daß das Oberösterreichische eines der kompliziertesten Artikelsysteme besitzt, wenn nicht überhaupt das komplizierteste26 . Der Nachweis, daß das morphologische Artikelsystem im Oö. am kompliziertesten und verwickeltsten ist, ist erst erbracht, wenn alle Sprachen und Dialekte dieser Welt erforscht sind. Daher wird meine Behauptung immer nur eine Hypothese bleiben. In den mir bekannten Sprachen und Dialekten konnte ich jedenfalls kein ähnlich gebautes System, auch nicht ansatzweise, auffinden. Daß es also im oberösterreichischen Dialekt bei der Bildung des bestimmten Artikels so ganz anders „zugeht", dürfte meine Hypothese nur bestätigen. 32 Zunächst eine Gegenüberstellung der Formen des bestimmten Artikels - Kasusformen mit eingeschlossen - im Deutschen und im oö. Dialekt: Formen des bestimmten Artikels im Deutschen: m. f. n. der die das Singular des der des dem der dem den die das die die die Plural der der der den den den die die die Formen des bestimmten Artikels im oberösterreichischen Dialekt: m. f. n. da DIE27 s' - - - Singular 1n2s da fo ' DIE c' 111 :, DIE DIE DIE - - -- Plural de20 de de DIE DIE DIE Die mit dem Symbol DIE in Entsprechung zum Deutschen gekennzeichneten Stellen im Artikelparadigma des oberösterreichischen Dialektes bilden den interessanten Punkt unserer Analyse. DIE ist hier nur Symbol für eine bestimmte 24 Vgl. Anm. 7. 25 Eine Genitivform des unbest. Artikels exJstiert im Dialekt nicht. Man behilft sich stattdessen mit der Präposition va(n). 26 Es rst durchaus möglich, .daß der gesamte mittelbairtische Dialektraum, zu dem das Oberösterreichische gehört, hiervon betroffen ist. Vgl. Anm. 23. 27 DIE ist -abstraktes Symbol und steht in diesem Paradigma stellvertretend für eine Reihe von möglichen Realisierungen. Vgl. weiter unten. 28 Lang gesprochenes, oft etwas nasaliertes i, das manchmal auch e-Färbung annimmt. 29 Vgl. Anm. 13.
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