OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

hat versucht, den Sprachschatz zu bergen und in einem Wörterbuch für alle Zeiten ,zu ·sichern. Die Gottscheer Sprache ist eine südbairische Sprachinselmundart und als ,sokhe eine bedeutende Quelle für die Sprachgeschichte. Durch eigenständige Lautentwicklungen, besonders im Vokalismus, ist di,e Aussp.rache selbst für österreichische Mundartsprecher nur schwer verständlich. Der Wortschatz hingegen entsprJcht in vielem dem Obeiikärrutens, wenngleich auch Lehnwörter aus der Kraine.r deutschen Verkehrssprache und aus dem Slowenischen eingedrungen sind. Das Wörterbuch entspricht in ,der Anlage weitgehend dem „P.ladener Wörtenbuch", die Stichwörter sind jedoch ·so weit wie möglich ,schriftsprachlich und nicht, w,ie ,etwa auch im „Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich", etymolo~sch ,angesetzt; ein etymologischer Ansatz steht erst an 'ZWeiter Stelle. Bei dieser Anoiidnung (z. B. Eidechse: Egedechse, fangen: fahen, Kamm: Kampe) wiro auch ein sprachlich Ungeschulter •das gewünschte Stichwort rasch finden können. Das Werk, pr.imär für Philologen konzipiert, wird auch sonst sprachlich und volkskundlich Interessierten zur Freude geneichen, ,da ,der Verfasser in vielen Wörterb.ucharbikeln auch ,den volkstümlichen Redensarten, der Lokalhistorie und dem Brauchtum sein Augenmerk gewidmet hat. Desgleichen ·bemerkenswert sind die Strichzeichnungen von Ann:i 1'.schinkel, etwa von einem typischen Gottsche.er Haus, einem Hausierer in der Tracht oder dem hauseigenen Geschirr oder Werkzeug. So ist Walter Tschinkels W·erk mehr als ein Wörterbuch: es ist eine kleine Kulturgeschichte eines einst blühenden Landes von Bauern, Holzfällern und Händlern. Albrecht Etz Maria Sonnewend: Hans Wagner-Schönkirch. Leben und Wirken. Melk-Wien 1972 ·(Verlag K. Wedl), 355 Seiten, 22 Abb. Dieses Buch is,t einer hervorragenden Persönlichkeit des Musiklebens vor allem der Zwischenkriegszeit gewidmet, geschrLeben von seiner Gattin. Sie hat damit dem bedeutenden Tonkünstler, Komponi.sten, Lehrer, .Oir,igenten, Mus,ikschriftsteller und Musikpädagog,en Wagner-Schönkirch ein Denkmal besonderer A.rt geschaffen. Hans Wagner, 1872 in Schönkirchen bei Gänserndorf (daher .s.ein Beiname Schönkirch) geboren, hat das Musikleben in Wien, wo er 1940 starb, und darüber hinaus in ganz Österreich entscheidend beeinflußt. Er stand im Dienste ,des Volksliedes - er bearbeitete für Josef Pommer das südliche Niederösterreich - ebenso wie der Musikpädagogik und vieler Sparten musikalischen Schaffens. Als ausgebildeter Lehrer vereinte er mit seinen künstlerischen Fähigkeiten ein ausgezeichnetes pädagog.ische.s TaJ.ent. AJ.s Gründer und Chormeister des Wiener Lehrerchore.s (1912) ist er ebenso berühmt geworden wie als Komponist und Bearbeiter verschiedenster Chorwerke und Lieder. Die Biographie -dieses verdienstvollen Musikers ist äußer.st lebendig geschdeben und mit vielen interessanten zeitgeschichtlichen Details und mit Erinnerungen an ,di.e Kuns·tszenerie jener Zeit viensehen. Ein Beispiel: das erste öffentliche Auftr,eten des ,damals l0jährigen Mühlviertler KJ.aviervirtuoS'en Helmut Hilpert ,in Wien u. v. a. Zumindest ein Namensregister wäre zur Erschließu·ng des Buches von großem Voiiteil gewesen. In einem ausführlichen Anhang stellte diie Autorin ,in mühseliger Kleinarbeit nicht nur ein g·enaues Werkverzeichnis zusammen, sondern ,gi,bt auch eine Übersicht über die vielfältigen Ehmngen (z. ·B. 102 Ehrenmi-tgliedschaften von Gesang- u. ä. Vereinen in ganz Österreich und im Ausland) und ,die relativ vielen Gedenkstätten. .0. Assmann Margret Diefrich: Das moderne Drama. Strömungen, Gestalten, Motive. 3., erw. Auflage (= Kröners Taschenausgabe, ,ßd. 220), Stuttgart 1974, 936 Seiten. DM 28.50. Dieses vielbeachtete Werk von Univ.-Prof. Dr. Margret Dietrich, Vorstand des international angesehenen Instituts für TheaterwJssenschaft der Universität Wien, hat nunmehr schon seine dritte, überarbeitete und wesentlich erweiterte Auflage erfahren. Die von der Autorin festgelegten und sorgfältig untergliederten Hauptkapitel hatten sich schon in den vorangegangenen Auflagen bewährt und wurden daher in der Neuauflage beibehalten. Zahlreiche Zusätze, die sich aus dem dramatischen Schaffen der letzten zehn Jahre ergaben, fügen sich ebenso wie die neuen Kapitel .zur europäischen Dramenentwicklung (Ungarn, Bulgarien und Rumänien) und schließlich das neue Schlußkapitel im 3. Abschnitt des Werkes „Neue Aufbrüche" ohne Beeinträchtigung in die von der Autorin so präzise profilierte Exposition ihres Werkes. Wer in der verwirrenden Vielfalt von Strömungen, Gestalten und Motiven moderner Dramatik Orientierung sucht und beim Nachspüren ihrer geistesgeschichtlichen, sozio-kulturellen und kulturpolitischen Verflechtungen weiter vorstoßen will, als er es an Hand einer enzyklopädisch-historischen Darstellung vermag, dem erschließt dieses Standardwerk einen weiten Horizont von Einsichten in jenen spannungsgeladenen geistigen Wandlungsprozeß, wie dieser im Menschenbild des modernen Dramas seinen Niederschlag findet. Ein reichhaltiges Verzeichnis wichtigster Sekundärliteratur schließt sich den Anmerkungen und dem Quellenapparat an. Personen- und Datenregister zeugen hinsichtlich Umfang und Akribie in der Auswahl von einer bewundernswerten wissenschaftlichen, aber auch verlegerischen Leistung, für die der Autorin und auch dem KrönerVerlag hohe Anerkennung gebührt. Aldemar Schiffkorn Franz Baltzarek: Die Geschichte der Wiener Börse. Öffentliche Finanzen und privates Kpital im Spiegel einer österreichischen Wirtschaftsinstitution ( = Veröff. d. Komm. f. Wirtschafts-, Sozial- u. Stadtgeschichte, Bd. 1). Wien 1973 (Österr. Akademie d. Wissenschaften), 173 Seiten. S 240.-. Die mit diesem Band neu eröffnete Reihe setzt die bisher im Verlag Böhlaus Nachf. erschienenen Wiener Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte fort. Das 117

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