OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

- von den angeführten Beispielen an Sakralbauten stammen viele erst aus dem Barock. Der lose beigegebene Anhang (24 Seiten) gibt eine an sich sehr zu begrüßende Übersicht über die städtischen Siedlungen im Mittelalter. Zumindest was unser Bundesland betrifft, ist sie leider als sehr mangelhaft zu bezeichnen. Abgesehen von angegebenen Jahreszahlen, die keineswegs den Zeitpunkt von Markt- oder Stadtrechtsverleihungen markieren (-z. B. bei Linz, Vöcklabruck, Zell b. Z. u. a.) fehlen einige alte Marktorte, die heute keine eigenen Gemeinden mehr sind (z.B. Hütting, St. Nikola, Lauffen u. a.), sowie weitere wichtige zusätzliche Angaben in der Spalte Anmerkung. Auch die Ortsbezeichnungen selbst sind nicht einheitlich gehalten; Weyr ist wohl nur ein Schreibfehler; es heißt richtig Statutarstädte, zu denen aber auch Steyr zählt, u. a. m. Sowohl im „Atlas von. Oberösterreich" (Erläuterungsband ·zur ersten Lieferung) wie vor allem im Werk von H. E. Baumert, ,,Die Wappen der ,Städte und Märkte Oberösterreichs" wären geeignete Obersichten vorhanden. Ein Blick in andere Bundesländer ergab, daß auch hier nicht alles stimmt (z.B. wird Imst 1312 als Stadt angegeben, während die alte Stadt Rattenberg und einige der ohnehin nur wenigen vorhandenen Märkte fehlen). Da -sich dieser Teil leicht austauschen läßt, sollte man ihn am besten noch für diese Auflage überarbeiten, da er völlig unnötig den an sich großen Wert dieser Publikation als allgemeines Nachschlagewerk zu sehr schmälert. D. Assmann Elisabeth und Erwin Schleich: Frommer Sinn und Lieblichkeit. Vom Zauber der „Schönen Arbeiten" in Altbayern. Passau 1973 (Verlag Passavia), 128 Seiten mit vielen Abb., teils in Farbe. DM 45.-. Während in der Sparte Volkskunst z.B. über Votivtafeln, Hinterglasbilder, Krippen bereits einige gute Literatur und vor allem -zum Teil hervorragend ausgestattete Bildbände erschienen sind, waren die ,;Schönen Arbeiten" bislang eher ein Stiefkind sowohl der ,Forschung wie der Publikation. Diesem Mangel wurde durch die vorliegende, äußerst geschmackvoll und ansprechend zusammengestellte Veröffentlichung abgeholfen. Vor allem sind es die vielen verschiedenen Reliquiare, zu denen auch die sogenannten „Heiligen Leiber" zählen, Figürchen aus Wachs (auch Krippenfiguren), Andachtsbilder u. a. Erzeugnisse der barocken Volksfrömmigkeit, die vor allem von Klosterfrauen in mühseliger Kleinarbeit mit Perlen, Borten, Quasten, ,Schnüren, mit dünnen Gold- und Silberspiralen, Sticker,eien, gestanzten und geprägten Blechpailletten, Glassteinen und manchmal auch mit ,Edelsteinen kunstvoll verziert wurden. Auf diese Weise entstanden auch prachtvolle kleine Reisealtärchen und nicht zuletzt das bekannte „Agnus Dei", das einst als Art Amulett große Bedeutung hatte. Schier zahllos sind die Variationen von Motiven, Dekorationen und Rahmen dieser Gegenstände, die man vor noch gar nicht allzulanger Zeit vielfach noch als gehobenen religiösen Kitsch abtat, auf den sich nun clevere Antiquitätenhändler stürzen. 116 Die beiden Autoren, gestützt auf fachkundige Mithilfe, verstanden es meisterhaft, das spätbarocke Milieu der religiösen Kleinkunst einzufangen. Darüber hinaus werden, was besonder-s wertvoll ist, auch die verschiedenen Techniken und Werkzeuge vorgeführt, und zwar an Hand alter Aufzeichnungen und zum Teil noch vorhandener Geräte in Frauenklöstern. Wenn auch die dargestellten Objekte aus bayerischen Klöstern und aus Nonnberg bei ISalzburg stammen, so bietet doch das Buch jedem Freund dieser filigranen Kleinkunst wertvolle Hinweise zur Einordnung der Stücke auch aus anderen Gebieten, da ja auch die einzelnen Typen und Formen behandelt werden. Alles in allem ein geschmackvoll redigiertes Buch, das sicher zur richtigen Einschätzung dieser „Schönen Arbeiten" beitragen wird. D. Assmann Walther Tschinkel: Wörterbuch der Gottscheer Mundart, Band 1 (A - K) ( = Studien zur österreichisch-bairischen Dialektkunde Nr. 7). Wien 1973 (Verlag der Österr. Akademie der W'issenschaften), 408 Seiten mit 38. Abb., S 450.-. Nach dem „Wörterbuch der deutschen Sprachinselmundart von .Pladen in Karnien (Italien)" von Marua Hornung erscheint nun, ebenfal1s unter der P,atronanz der Kommrission für Mundartkunde wnd Namensforschung der Osterr.eichi-schen Akademie -der Wissenschaften, ein Wörterbuch der Gottscheer Mundart in zwei Bänden. Der emte Band (A--,K) Hegt .zur ,Besprechung vor. Gottschee ist die größte unter allen südbairischen Sprachinseln. Die gleichnamige Stadt, etwa 60 Kilometer südsüdösil:lich von Lalbach gelegen, ist der Mittelpunkt jenes waldreichen Hochlandes ,im südkrainischen Karst, das die Kärntner Grafen von Ortenbung 1336 vom Patriarchen von Aquileia zum Lehen erhalten hatten. Kurz danach erfolgte vom tirolisch-kärntnerischen Grenzgebiet aus eine •inten!iive Bes.iedlung des bis dahin nur spärlich von Slowenen bewohnten Landes. Die Siedler aus Oberkärnten konnten ,ihren heimischen Dialekt ziemlich unvermischt er.halten, obwohl si,e ringsum von Slawen eingeschlossen waren. Bald entfalteten sie regen Handel mit •se1bst verfert1gten Holzwaren und mit der in eigener Hausindustrie erzeugten Leinwand. Seit dem 18. Jh. trieben sie Hausierhandel und wanderten oft jahrelang kreuz und quer durch Mitteleuropa. Das währte b1s ·zum Zweiten Weltkrieg, ,als aus politischen Gründen die deutschsprachigen Gotbscheer - man ·schätzte sie auf über 30.000 - aus ihrer Heimat ausgesiedelt bzw. vertrieben wurden. Seit Krtegsende leben sie in alle W,e1t verstreut: kleine Gottscheer Zentren sind heute in Klagenfurt, Kapfenberg, Stuttgart und New York. Bin11Jen weniger Jahre ist eine lebendige Volkskultur mit 600jähriger Tradition gewaltsam .beendet worden. Und wie wenige Generationen wird es dauern, bis die noch überlebenden die tx,adierte Volkskunst und das überkommene Brauchtum ,auch ihren Kindern Illicht mehr weitergeben können? Walter Tschinkel, selber aus einer Gottscheer Familie namhafter ,Sprachforscher stammend,

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