Besonders hervorgehoben sei - ohne damit die Beiträge der anderen Autoren zu schmälern - die Arbeit von Rudolf Zinnhobler. Unter dem Titel „Das ,Reformationswerk' des Georg Friedrich Koller in Wels" bringt der derzeitige Dekan der Hochschule ein Beispiel für den Umgang mit den einfachen Menschen im Zeitalter der katholischen Erneuerung und damit nicht nur eine kirchen-, sondern aruch ,geistes- und landesgeschichtlich interessante Untersuchung. Im Hinblick auf die 350. Wiederkehr des großen oberösterreichischen Bauernkrieges im nächsten Jahr ist dieser Beitrag ebenfalls von großem Interesse, fällt doch Kollers besonderes Wirken gerade in diese Zeit. D. Assrnann Österreichischer Volkskundeatlas. Hrsg. von der Kommission f.ür den Volkskundeatlas in Österreich unter dem iP,atronat der Oster.r. Akademie -der Wissenschaften. Wissenschaftliche Leibung Richa11d Wolfram, kar-tographische Leitung Ingr1d Kretschmer. 5. Lieforung mit 31 Karten auf 16 Blättern und 1 Bildtafel, dazru gesondert Kommentare .in Rlingrnappe. Wien 1974 (Verlag H. Böhlaus Nachf.), 6ubskriptionspr-eis 6 552.-. In mehreren Themenkreisen greift die 5. Lieferung wieder altes Brauchtum auf, verweist auf Volks-tanz- und Vereinsformen in ihrer historischen Entwicklung, verbindet wirtschaftsgeschiichtliche Gr-undlagen mit bäuerlichen Lebensformen, bringt aus der materiellen Volkskultur Ergänzungen zu bisherigen Untersuchungen über Geräte im ländlichen Arbeitsbetrieb und bietet als Abschluß eine Übersicht über die museale ,Betreuung der Volkskunde. Eine reiche Schau auf 17 Blättern. Franz Zwittkovitz erstellt in d11ei Blättern eiine Zusammenfassung der Almbetriebswirtschaft im gesamten Bundesgebiet, wobei Blatt 75 auf einem Vierer.block die Almen nach den Kulturgattung,en, nach Eigentumsverhältnissen, nach den betreuten Vieharten und zudem nach den jeweiligen Prozentsätzen aufgliedert. Blatt 76 v,erzeichnet die Senn- rund Hirtenhütten rnlit Ansarnrnlung,en bis zu zehn Hütten, und Blatt 77 veranschaulicht als Bildblatt Typen von Einzel-,und Gemeinschaftsalmen. Ingrid Kretschmer und Othmar Nestroy behandeln auf Blatt 78 in zehn VaI1ianten die Trockengerüste für Futtergr,as, •angefangen vorn ein.fachen natu11beLassenen Pfahl bis zu Lei-tern, Stangenreutern ,und zu ,den mit einem Dach versehenen „Harpfen". Die Hauptverb.reitungsgebiete liegen in Oberösterreich, im westlichen Niederös,terr-eich und S•alzburg, aber auch in den Flachlandgebieten und in den Tallandschaften -im sücUichen Bundesgebi•et und ebenso ganz im Westen zwischen BLudem: und Bodensee. Oskar Moser und Franz Grieshofer •2leigen ,auf Bl,att 79 die Grundtypen der Langstiel-Grassense; jeweilige Unterschiede der acht Formen in ihren Varianten von Bogen-, Haken-, ,Stabgriff.en und Krücken treten .besonders hervor -in Oberösterreich, Niederösterreich und im Burgenland, ainderseits wieder in Vorarlberg, Tirol sowie im Salzburgischen oder in Kärnten mit eigenständigen Formen; Forrnenwechsel tr,effon •wir vor allem in der Steiermark an. Dieselben Autoren geben auf Blatt 81 einen Obe11bLick über die Urnlegevorrichtungen der Getl'.eidesense. ,Im alpinen Gebiet ist der Gebrauch ,der Getreidesense begreiflicherweise auf Flußtäler, teilweise auf kleinste Talmulden besch.ränkt. Auf Blatt 80 bringen Werner Bauer und Franz Grieshofer neun vers·chiedene Namen .oder Bezeichnungen für den SensenteiJ der Gras·s•ense. Besonders instruktiv veranschaulicht Edith HörandnerKlenk in einem Viererblock auf BLatt 82 die volkstümlichen Termine für Aus.saat von W1intel)g-etreide, von Mitte August bis Mitte Oktober, für Setzen von KartofJieln im April und Mai, für ersten Grasschnitt im Juni bis in ,die erste Juliwoche und für das Einbringen von Kraut von ,Micheli (29. 9.) bis Allerseelen. Eng verbunden mit v,erschiedenen .altherkömmlichen Heiligenfes,ten tritt dabei ,das Jahresbrauchtum auch im bäuerlichen Alltag immer wieder in Erscheinung. Auf den vier Blättern 83-86 bietet Franz Grieshofer einen EinbJiick -in die Entwicklung der Ges.angsvereine, der Blasmusikkapellen s,amt der Übernicht de,r Chorformen, bzw. der Trachten und Uniformen oder Gründungsphasen, er erfaßt auße11dern die -Schützen- und Trachtenvereine (es fehlt ,darin die Bürgergarde Regau) und schaff,t Vergleichsmöglichkeiten. Richa11d Wolfram bringt in einem Viererblock (Blatt 87) eine Gegenüberstellung der herkömmlichen Volkstanzformen des Schwert- ode.r Reiftanzes, der Arten des Ländlers, des Hiatamandls oder Strohschneiders und eine Zusammenstellung von regelmäßigen repräsentativen Volkstanzfesten und ihren T,errninen. Das vielfäJ.tige Nikolausbrauchturn mit den volkstümlichen Bezeichnungen des heiligen Gabenspenders und seines höllischen Begleiters v-erzeichnet Edith HörandnerKlenk auf .den beiden folgenden Karten. Im Anschluß daran wendet skh auf Blatt 90 FI1anz Grieshofer dem bunten Treiben des Faschingbrauchturns zu, wobei der Fetzenfasching in Ebensee, der R,udenkirtag -in ,Sierning, der Flinserlfasching im Ausseerland und der „Vereinigte" in T,arnsweg markant hervortreten. Abschließend unterr,ichtet uns Hermann Steininger auf Blatt 91 über den gegenwärtigen Stand der volkskundlichen und fachverwandten Museen und Schausammlungen mit ihren Konzentrationen in den Landeshauptstädten, aber .auch über ihre Entstehungszeit, über Spezialfo11rnen von Sammlungen und über Quellenmaterialien; leider slind dabei mehrere Mängel rund -Fehler festzustellen. In breitem Rahmen eröffnet sich dem Betrachter dieser fünften Liefemng eine leb.endige, bunte Schau; sie rundet bestimmte Fachgebiete der Volkskunde von bisherigen ,Einzelforschungen ab zu einer gesamtösterreichischen Über.sieht, bietet ,dadurch VergJ.eiche und .gibt dem Fachmann Anregungen zu weiterer -Forschung auf wissenschaftlicher Basis. In ihrer Gegenwartsbezogenheit ist sie auch Aufmunterung 2Jur Volks,turnspfl.ege und darf als überaus gediegener 1Beitr-ag zur volkskundlichen Kartographie bezeichnet wevden, der einen Vergleich mit j,ener .anderer ,S.taaten nicht 2lU scheuen braucht. 113
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