Genossenschaftswesen" - ,,Der Bauernhof, Arbeitswelt und Lebensformen", in welchem Kapitel nicht nur einige volkskundliche Aspekte (Wohnkultur, Eßgewohnheiten, Tänze und Spiele, alte Geräte, Hofformen), sondern auch die Nebenerwerbe, das Gesindewesen und die Mechanisierung der Landwirtschaft behandelt werden. Auch in diesem Abschnitt dominiert die sachliche Darstellung, von einer Verherrlichung der „alten Bauernherrlichkeit" ist kaum etwas zu spüren. 60 wertvoll z. B. die Schilderung typischer Bauernhöfe in den verschiedenen Regionen und des Lebens und Treibens auf ihnen ist, so vermißt man doch eine fachlich fundierte bäuerliche Hauskunde; das grundlegende Werk „Oberösterreichische Stuben" von F. Lipp scheint weder dort noch im Literaturverzeichnis auf (in dem unter „Zeitschriften" auch die Oö. Heimatblätter fehlen). Desgleichen fragt man sich, warum so häufig in der Vergangenheit geschrieben wird, so als ob nicht auch heute noch in den meisten unser-er Bauemstuben Heiligenbilder und ein Weihbrunnkessel hängen usw.; erfreulich ist in diesem Abschnitt, daß verschiedene Bemühungen um eine zeitgemäße Fest- und Feier,gestaltung, um di-e Trachtenerneuerung etc. angeführt werden. Volkskundlich wertvoll ist der Beitmg von Olaf Bockhorn über „Alte Geräte und Arbeitsmethoden". Wo aber bleibt die Darstellung der Volkskunst, wo die Aufforderung zur Pflege und Erhaltung unserer alten, wertvollen Volkskultur? Man muß bei diesen Dingen ja nicht immer gleich in einen schwärmerischen Romantizismus verfallen, doch hinweisen auf die großartigen Leistungen unserer Bauern auch auf diesem Gebiet müßte man in so einem Werk unbedingt. Di-e folgenden Kapitel beschäfbig-en sich mit „Organisation und Standesvertretung", beginnend mit der 1766 gegründeten Ackerbaugesellschaft bis zur gegenwärtigen Situation der Landwirtschaftskammer, und mit der „Förderung und Fortbildung". In diesem Kapitel wird selbstverständlich auch Georg Wieningers gedacht, dem in dieser Nummer der „Oö. Heimatblätter" vom selben Autor ein Beitrag gewidmet ist; auch die landwirtschaftlichen Lehranstalten und die vielfältigen Möglichkeiten der -Erwachsenenbildung im bäuerlichen Bereich werden vorgestellt. Abgesehen von den vielen Tabellen in den einzelnen Beiträgen sind auf weiteren zehn Seiten die wichtigsten statistischen Angaben zusammengestellt. Ein ausführliches Register erschließt den reichen Inhalt, der durch viele Abbildungen aufgelockert ist. Durch die Verwendung alter und neuer Aufnahmen haben die Bilder besonderen Dokumentationswert und illustrieren bestens Leistung und Fortschritt des oberösterreichischen Bauerntums. D. Assmann Fritz Winkler: Sagen aus dem Böhmerwald (= Hd. 4 der Reihe „Sagen aus dem Mühlviertel"). 316 Seiten mit 50 Illustrationen, Linz 1974 (OÖ. Landesverlag), Hin. S 128.-. Poesie und Zauber des Böhmerwaldes fanden ihren Niederschlag in einem reichen Erzählgut, das von Gene108 ration ·zu Generation überliefert und damit lebendig erhalten wurde. Die Kunst des Erzählens ist im Böhmerwald zu besonderer Blüte gelangt. Nicht von ungefähr entstammen Adalbert Stifter, der österreichische Klassiker deutscher Prosa, und Johannes Urzidil, der letzte Prager •Meister deutscher Erzählkunst (dieser väterlicherseits), .dem Böhmerwald. Es ist ein anerkennenswertes Verdienst des Mühlviertler Pädagogen Fritz ·Winkler, daß er sich die Herausgabe von Sagen aus dem Böhmerwaldgebiet zum Ziel seiner heimatpflegerischen Arbeit gesetzt hat, um damit der jungen Generation einen Sagenschatz zu überliefern, der im Zeitalter der ,Massenmedien in Vergessenheit zu geraten droht. Der vorliegende Band erschien als 4. Band der Reihe „Sagen aus dem Mühlviertel", Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde und Heimatpflege im Bezirk Rohrbach im OÖ. Volksbildungswerk. Er enthält neben einigen Stifter-Texten, wie der Herausgeber vermerkt, zum Teil Neufassungen von Sagen, die Winkler aus mündlicher Überlieferung schöpfte, wobei ihm Josef Panhölzl, ehemals Bauer in Oberschönhub bei Hohenfurth, als Gewährsmann gedient hatte. Winkler greift weiter in seinem Sagenbuch auch auf die um die Jahrhundertwende im Preßverein er,schienenen „Sagen aus dem oberen Mühlviertel", auf die „Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels" sowie auf Pater Zephyrin Tobners „Heimgartenabende" zurück. Winkler geht es hiebei nicht um eine Sammlung bzw. Publikation nach wissenschaftlichen Grundsätzen, sondern vielmehr um ein Lebendigerhalten des Sagenguts in breiteren Schichten der Bevölkerung. Dies rechtfertigt auch seinen Verzicht auf jeglichen wissenschaftlichen Apparat und auf Korrekturen gelegentlich auftretender historischer Unrichtigkeiten (z. B. bei der Gründung des Stiftes Schlägl). Der Band ist vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst als Klassenlesestoff zum Unterrichtsgebrauch für die 3. bis 5. Stufe der Volksschulen sowie für die 1. K1asse der Hauptschulen und -allgemeinbildenden höheren Schulen approbiert. Aldemar Schiffkorn Josef Krempl: Meine Landsleut'. Dichtungen in oberösterreichischer Mundart. Zusammenstellung und Nachwort von R. W. Litschel, Illustrationen von H. Friedl. Linz 1974 (OÖ. Landesverlag), 135 Seiten mit 12 Abb. Ln. S 98.-. Der Leser soll sich zuerst das Nachwort des Herausgebers vornehmen, eine Kurzbiographie Krempls, die als Musterbeispiel für solche literarische Einführungen in Leben und Werk eines Dichters anzusehen ist - knapp, sachlich, dennoch mit Herz geschrieben und nicht ohne Einblick in die Zeit dieses Mundartdichters. Vier Monate vor Beginn des Ersten Weltkrieges starb Josef Krempl, kurz nach der Vollendung seines 52. Lebensjahres. Ein österreichisches Dichterschicksal wie so viele, erst gefeiert, dann ins Elend verbannt, einer von der Garde der Optimisten, die sich bis ans Ende Glück erhoffen.
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