OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

Schrifttum Lothar Beckel - Gerhard Stenze!: Oberösterreich im Flug. Salzburg o. J. 1974, 168 Seiten mit 80 Farbbildern. S 480.-. Nachdem im vom gleichen Verlag herausgebrachten Band „Im Flug über Österreich" Oberösterreich bereits durch einige bestechende Aufnahmen vertreten war, wurde nun unserem Bundesland ein eigener Bildband gewidmet, der nur Flugaufnahmen bringt. Es ist, um es gleich vorwegzunehmen, eine Faszination, die von diesen Bildern ausstrahlt; sie vermitteln ein völlig neues Heimaterlebnis. Dazu kommen technische Brillanz und künstlerische Qualität der Aufnahmen und eine manchmal geradezu phantastische Motivwahl. Der besondere landschaftliche Reiz unseres Landes, der in der Vielfalt seiner Formen liegt, wie sie sonst kein anderes österreichisches Bundesland besitzt, kommt gerade in Luftbildern gut zum Ausdruck. Aber auch die Entfaltung in den Kulturlandschaften, die sich in unseren stolzen Stiften, Burgen und Schlössern ebenso zeigt wie in den behäbigen Bauernhöfen, den großartigen Stadtanlagen und in der Vielfalt der landwirtschaftlichen Kulturen, wird durch die Luftbilder neu erschlossen. Daß auch technische Anlagen nicht unschön wirken müssen, beweisen Aufnahmen von den Bahnanlagen in AttnangPuchheim oder vom Linzer Industriehafen, die ebenfalls aus dieser Perspektive einen eigenartigen Reiz gewinnen. Als kleine, aber bei weitem noch nicht schlechteste Kostprobe der Verunstaltung unserer jahrhundertelang kontinuierlich gewachsenen Kulturlandschaft in jüngster Zeit zeigen uns die Autoren ein Bild rund um den Weiler Altenberg am Attersee. Wie schrecklich würde sich erst eine Aufnahme von einer unserer Stadtrandsiedlungen mit ihrem grauenvollen Wirrwarr ausnehmen! Sie fehlt eigentlich und würde die Schönheit der anderen Bilder noch besser kontrastieren. Besonders erwähnt seien zwei Aufnahmen von Erdsatelliten, und zwar ein Bild aus 955 km Höhe, das ganz Oberösterreich umfaßt und sich wie eine Reliefkarte ausnimmt, bereichert durch Nebelzonen und Wolkenbänke; die „Kultur"-Landschaft drückt sich dabei aus in starken Brauntönen über dem OÖ. Zentralraum und der Vöckla-Ager-Furche. Eine Skylab-Aufnahme aus 435 km Höhe zeigt das Salzkammergut im Ausmaß von ca. 100 mal 100 km; besonders auffallend neben den Seen und Wäldern das Band der Autobahn. Neben den prächtigen 80 ganzseitigen Bildern (davon eines doppelseitig) - Format 27,5 mal 29,5 - von Dr. L. Beckel, ausgewählt aus über 3000 Luftaufnahmen, verdient auch der Text dazu von Dr. G. Stenze! hervorgehoben zu werden. Es ist keine simple Bildbeschreibung, sondern geht weit über eine Erläuterung des Bildinhaltes hinaus. Zusammen genommen ergeben die Texte geradezu eine kleine, natürlich lückenhafte, da auf die Auswahl der Bilder abgestimmte, Landeskunde mit geographischen, historischen, wirtschaftlichen und volkskundlichen Details. Gelegentlich kommen darin zwar einige kleine Fehler vor, die aber den großartigen Eindruck des Gesamtwerkes kaum stören. (So z. B. stammt das Martyrologium Romanum nicht aus dem 5. Jh., sondern sein Vorläufer, das sog. ,,Hieronymianum"; es heißt Gutau und Hoher Nock; in Rudolfing hat es im Winter manchmal auch mehr als - 3 Grad; die Stiftskirche Reichersberg hatte wohl bei der Weihe 1644 zehn Altäre, nicht aber jetzt; unrichtige Bemerkungen zur Haus- und Hofkunde u. a.) Mit Ausnahme des Hausruck- und Kobernaußerwaldes und deren Umland sowie der Eisenwurzen sind die übrigen Landschaftsräume Oberösterreichs gut vertreten. Das Fehlen dieser beiden Zonen kommt in der übersichtskarte, in der die Nummern der behandelten Landschaften und Objekte dargestellt sind, noch deutlicher zum Ausdruck. Nicht nur der Liebhaber schöner Bilder, jeder Heimatfreund und auch der Geograph und Volkskundler wird aus den hervorragenden Aufnahmen Neues erkennen, und somit jeder eine wertvolle Bereicherung erfahren, der das prächtige Buch zur Hand nimmt. Dietmar Assmann Bauernland Oberösterreich. Entwicklungsgeschichte seiner Land- und Forstwirtschaft. Hrsg. von der Landwirtschaftskammer für Oberösterreich unter der Leitung von Alfred Hoffmann, Redaktion: Viktor Stampf! und Ernst Bruckmüller. Linz 1974 (Komm.-Verlag R. Trauner), 784 Seiten mit vielen Abb., Karten, Diagrammen und Tabellen. S 280.-. Das Erscheinen dieses - um es gleich vorwegzunehmen - großartigen Werkes fiel mit der Übersiedlung der Landwirtschaftskammer von OÖ. in das neue Gebäude am Bauernberg zusammen. Zu beiden Unternehmungen ist der Landwirtschaftskammer zu gratulieren. Das hervorragend redigierte Werk besticht sofort durch die gelungene Zusammenarbeit von Historikern und landwirtschaftlichen Fachleuten. Dadurch entstand ein sehr gut ausgestattetes Nachschlagewerk über die oö. Landwirtschaft und ihre Entwicklungsgeschichte. Das Buch ist in folgende Abschnitte gegliedert: Vorangestellt sind ein „Lob der oberösterreichischen Landwirtschaft" und ,,Mathias Altmann und sein oberösterreichisches Georgicon" - ,,Bauern und Grundherren in der vorindustriellen Landwirtschaft" mit einem Beitrag über die Bauernkriege, Aufstände und Revolten im Lande ob der Enns von Georg Grüll und ebenso wertvollen Aufsätzen von Ernst Bruckmüller über die Grundherrschaft und die bäuerliche Gemeinde - ,,Agrarpolitik im Wandel der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse", vor allem mit interessanten Abhandlungen von Karl Pömer - ,,Grundlagen der land- und forstwirtschaftlichen Produktion" sowie „Die land- und forstwirtschaftliche Produktion" mit mehreren Arbeiten von Alfred Hoffmann. Die Leistungen unserer Bauernschaft und ihrer verschiedenen Organisationen auf dem Gebiet der Bodennutzung, des Pflanzenbaues, Obstbaues, der Viehwirtschaft und Tierzucht sind nicht minder imposant wie auf dem Gebiet des Waldbaues und der Forstwirtschaft; sie werden auf 215 Seiten eindrucksvoll dargestellt. - ,,Vermarktung und landwirtschaftliches 107

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