OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

gangen, doch wurde sogleich eine neue gesetzt. Und so ist es richtig. Die von mir erwähnte Eiche in Freistadt ist nach 70 Jahren schon ein prachtvoller Baum geworden. Wenn heute im ganzen Land ein Baufieber herrscht, immer neue und größere Schulen gebaut werden, Rathäuser, Hallenbäder, Sporthallen, Straßenbrücken, Kraftwerksbauten, Skilifte usw., so könnte und sollte man bei so zahllosen Gelegenheiten Gedenkbäume pflanzen und damit an die Schönheit des Morgen denken. In diesem Jahrhundert bemüht sich der Naturschutz, die großen Mostbirnbäume, diesen wahren Landschaftsschmuck im Mostlande, zu erhalten. Die Straßenerhalter wollen sie von den Straßen weg haben, weil niemand mehr die Früchte erntet, die im Herbst auf den Straßen liegen und den Verkehr gefährden. Die Landwirtschaftskammer verlangt sogar heftig deren Entfernung aus der Sicht eines zeitgemäßen Obstbaues. Der Naturschutz zieht dagegen zu Felde, wird aber mit Sicherheit unterliegen. Es wäre daher Zeit zu überlegen, wie man die im Landschaftsbild leider fehlenden Bäume sinnvoll durch andere ersetzen könnte. Wer als Heimatfreund eine solche Absicht hat, wird viele Anregungen geben können, wo man etwa an Feldrainen, an Wegkreuzungen, am Rande von Neusiedlungen hochwüchsige Bäume pflanzen könnte. So möge denn aus dem Tod der tausendjährigen Eiche von Clam ein starker Antrieb hervorgehen, in unserem Heimatland die Voraussetzung für das Bestehen vieler Hunderte von Baumriesen in künftigen Jahrhunderten zu schaffen. Alois T o p i t z Der Erdstall 11Ratgöbluckn" in Perg - ein Kulturdenkmal Die Ratgöbluckn liegt im nördlichen Stadtgebiet von Perg, am Südabhang des Dollberges, ungefähr 50 m über dem Stadtzentrum. Das Gelände, ein Erholungsgebiiet, heißt Stefaniehain. Den Namen erhielt es im Jahre 1881 anläßlich der Vermählung des Kronprinzen Rudolf von Österreich mit Prinzess,in Stefani,e von Belgien1 . Dire unterirdische An'lage, auch Räuberhöhle genannt, ist den Pergern der älteren und mittleren Generation wohl bekannt, benützte doch die Jugend zei1tweise die im Hang liegenden Gänge und Kammern für die beHebten Räube11Spiele. Die Parzelle 122/1, Katastralgemeinde Perg, auf der sich di:e Ratgöbluckn befindet, ~st Eigentum der Stadtgemeinde Perg. Die Bezeichnung Ratgöbluckn bezieht sich auf dais frühere Besitzverhältni,s. Das Grundstück gehörte zum Ratgöbhaus, jetzt Lebinger Straße 8, nach der früheren Numerierung Obervormarkt 43. Di!e Ratgöbluckn wurde künstlich angelegt, sie :i'st n1ircht ausgemauert. Die Anlage reicht bis 25 m in den Hang hinein. Es handelt sich hier um einen Erdstall. Dr. Josd Reit:inger hat Slich mit den Erdställen in Oberösterreich eingehend beschäftigt. Er s,tellte die vecrschi.edenen Meinungen hinsichtlich ihres Alters und ihres Verwendung,szweckes einander gegenüber und kam zu dem Schluß, daß <l1ie Eridställe in frühgeschichtlicher Zeit den Menschen bei hereinbrechenden Gefahren kurzfristig als Zufluchtstätten dienten2 . Da schriftli'che ÜberHeferungen fehlen und in den Erdställen Funde, die einwandfrei auf die Entstehungszeit zurückreichen, nicht gemacht wurden, ist das Alter der einzelnen Erdställe in Dunkel gehüllt. Im Jahre 1944 regte der damals in Perg wohnende Heimatforscher Dr. Gustav Brachmann eine genaue Untersuchung der Ratgöbluckn an. Haupbschullehrer Karl Stummer von der Hauptschule Perg übernahm mit Schülern der 4. KlaJSse der Hauptschule diese Aufgabe. Nach mehreren Begehungen zei'chnete Karl Stummer einen Plan, 1 J;lorian und Konrad Eibensteiner, Das Heimatbuch ,von Perg, Pe11g 1933, S. 142. 2 Josef Reitinger, Die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich, Linz 1968, S. 330 u. Abb. 266. 101

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