OÖ. Heimatblätter 1975, 29. Jahrgang, Heft 1/2

die Mutter brachte sie bei ihrer Verehelichung nach Andrichsfurt, von da bekam sie dann die heutige Besitzerin mit - möchte ich annehmen, daß die Erzeugung aller oben angeführten Stücke - wenn man von den Nachahmungen (?) absieht - in Hohenzell geschah. Natürlich machte ich auch meinem ehemaligen Schulkameraden Univ.-Prof. Hofrat Dr. Franz Lipp unter Vorlage von Photos Mitteilung von meinen Zufallsfunden und meinte, daß man hier vielleicht sogar in der Lage wäre, den Erzeuger der erwähnten Stücke zu eruieren, wenn man im Archiv des Pfarramtes Hohenzell nach einem in der Zeit um 1800 in der dortigen Gemeinde lebenden Tischler forschte. Hofrat Dr. Lipp ließ nun tatsächlich durch seine bewährte Hilfskraft, Frau Priller, in Hohenzell eine Matrikelforschung durchführen. In seinem Schreiben vom 2. Oktober 1973 teilte er mir mit, daß sich für die in Frage kommende Zeit in Hohenzell nur eine einzige Tischlerfamilie nachweisen lasse. Das Taufbuch nennt dort einen Tischlermeister und Schreiner Johann Gallot, dem 1788 eine Tochter, Maria, und 1794 ein Sohn, Georg, geboren wurden. Georg, der ihm als Tischler nachfolgt, heiratet 1818. Dieser scheint aber nicht in Hohenzell gestorben zu sein (das Sterbebuch beginnt dort erst 1818), da er unter den Verstorbenen nicht genannt ist. Wenn nun von den oben erwähnten Bauernmöbeln diejenigen, die tatsächlich aus Hohenzell stammen, nicht anderswo - etwa in Ried - erzeugt wurden, wäre also mit einer gewissen Berechtigung Johann Gallot als ihr Hersteller anzusehen; er könnte das auch von den übrigen Stükken mit dem gleichen Muster sein. Vielleicht hätte nun ein Freund der Volkskunde (z. B. aus dem Raum Hohenzell) Interesse, weitere Kästen oder Truhen mit dem „Hohenzeller Muster" - wie ich es nenne - aufzuspüren, da ich selbst dazu kaum mehr die Möglichkeit haben werde. Begrüßenswert schiene es mir zu sein, wenn ein Fachmann die wissenschaftliche Bearbeitung des oben angezeigten Sachgebietes in die Hand nähme. Cölestin H e h e n w a r t e r Zum Alter der „tausendjährigen" Eiche von Klam Mit 1 Abbildung In Klam bei Grein stand an der Straße, die hinter dem Schloß Clam vorbeiführt, seit undenklichen Zeiten eine riesige Eiche, die weithin als „die tausendjährige Eiche von Klam" berühmt war und im Jahre 1972 am 16. Juli von einem Sturm gefällt wurde. Unter dem Winddruck auf die gewaltige Krone war der Stamm zersplittert, dessen Kernholz zum größten Teil schon verfault war. Dem Schloßherrn Dipl.-Ing. Georg Clam-Martinic ging der Verlust dieses Baumes, der schon mit vielen Generationen dieses alten Adelsgeschlechtes gelebt hatte, so nahe, daß er sogleich beschloß, aus den Trümmern des Stammteiles zur Erinnerung eine kleine Kapelle herstellen zu lassen (siehe Abbildung). Sie ruht auf einem Betonfundament; das Kegeldach ist mit ca. 4000 Holzschindeln aus Rappottenstein gedeckt. Im Innern der Kapelle befinden sich ein Farbdruck des bekannten Marienbildes von Stephan Lochner, ein Betschemel und zwei Kupfertafeln mit den wichtigsten Daten von der Erbauung der Burg Clam bis zur Einweihung der Kapelle am 2. Juli 1973. Die „Eichen-Kapelle" erfreut sich regen Besuches, vor allem zu den Maiandachten. Laut weiterer Mitteilung des Besitzers wurde das von Frau Grüll, Leiterin der Volksschule Klam, verfaßte und vertonte Gedicht über die 110achene Kapelln" in einer Aufführung des Sängerchores Klam 1974 vom englischen Fernsehen aufgenommen und wird im Mai 1975 vom BBC ausgestrahlt. Auf die Zeitungsberichte vom Ende dieses Baumes kamen viele Besucher aus nah und fern. 99

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