mit Obst gefüllt und mit einer Saublase oben verschlossen waren. Unterhalb dieses Rostes wurde ein schwaches Holzkohlenfeuer angefacht, wodurch eine Sterilisation des Inhaltes der Gläser erfolgte. Ich fand nämlich beim Erwerb dieses Gefäßes unterhalb des Rostes Aschenspuren. Dieses Gefäß ist im Besitz des Heimathauses Bad Hall, Pfarrkirchen und Umgebung. Der vorliegende Bericht und die Bilder sollen an die Arbeit eines völlig ausgestorbenen Wanderhandwerks und an die Sparsamkeit der Menschen früherer Zeiten erinnern. Nur noch selten findet man in Sammlungen und Heimathäusern drahtgebundene Tongefäße, die die Arbeit der Rastelbinder dokumentieren. Fritz Th o m a Das „Hohenzeller Muster" in der Bauernmöbelmalerei Mit 6 Abbildungen Vor einigen Jahren zeigte mir ein Bauer aus der Umgebung von Rottenbach in einer Rumpelkammer einen Bauernkasten, den er zu verkaufen beabsichtigte. Ganz erstaunt war ich, als ich später in Ried i. 1. in einer Wohnung einen alten Kasten sah, der in etwa das gleiche Muster wie der vorher genannte trug (siehe Abb. 1). Seine Datierung lautete 1796. Neben diesem stand eine Bauerntruhe, die fast die gleiche Bemalung wie der Kasten aufwies; ihr Entstehungsjahr war mit 1790 angegeben. Ein Kuriosum am Rande: Schwiegervater und Schwiegersohn hatten hier im Abstand von etwa zwanzig Jahren an verschiedenen Stellen diese beiden Stücke mit ihren fast identischen Mustern erstanden! An einem Bauernkasten auf einem Dachboden in Hohenzell erblickte ich das Muster, das die vorher erwähnten Stücke trugen, erneut, ebenso in einer privaten Sammlung in der Umgebung von Ried i. 1. auf zwei Kasten und einer Truhe; in einer weiteren privaten Sammlung aus der Umgebung von Hohenzell waren sogar fünf Möbelstücke so verziert wie alle anderen vorher genannten (s. Abb. 2). Das Muster begegnete mir wieder beim Betreten einer Wohnung in Mehrnbach auf einer Truhe, hergestellt aus der oberen Hälfte eines vom Zahn der Zeit beschädigten Kastens, der in der Nähe erstanden worden war. Im gleichen Ort wurde mir aber auch ein wahrscheinlich aus Gunzing stammender (abgebeizter) Kasten gezeigt, der wieder das erwähnte Muster 98 trug, allerdings in etwas unbeholfener Form (Krug!). War hier ein Nachahmer am Werk gewesen? Eine weitere Nachahmung (?) - diesmal nur des Kruges, während die Blumen hier einen Strauß bilden - konnte ich auf einem Kasten (1822) ebenfalls in Mehrnbach sehen. Zusammenfassend kann hier gesagt werden: Wenn auch in der Verzierung von Fall zu Fall gewisse Unterschiede bestehen (verschiedene Preisklassen?), so ist doch die Komposition auf der Schmuckfläche aller oben angeführten Möbelstücke unverkennbar von der gleichen Idee bestimmt: Aus einem Krug in ganz typischer Form - meist zeigt er Doppelhenkel - ragt fast immer eine Tulpe, links und rechts vom Krug sieht man sternförmige Blumen, darüber Rosen; die weitere Verteilung der Blumen im Feld variiert, aber die Verwandtschaft der Verzierung der einzelnen Möbelstücke springt eindeutig ins Auge (siehe Abb. 3). Was nun die Datierung der erwälmten Bauernkästen und Bauerntruhen anbetrifft, die häufig angegeben ist, so konnte ich als ältestes Stück eines aus dem Jahre 1780 entdecken; das am spätesten entstandene, das sich sah, trägt die Jahreszahl 1807 (siehe Abb. 4) . Da nun fünf der genannten Stücke nachweislich aus Hohenzell stammen, drei weitere aus Mitterbreitsach (etwa sechs Kilometer von Hohenzell entfernt; siehe Abb. 5 und 6) - die Großmutter der heute 75 Jahre alten Besitzerin erhielt sie,
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2