OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

die finanzielle Lage des Klosters berief er durch wegs namhafte Künstler zum Bau und zur Aus gestaltung der neuen Kirche. Neben den Meistern der Familie Altomonte arbeiteten audi die Mei ster der Wessobrunner Schule an der Ausgestal tung der Rokokokirche'^. Diesen Meistern ver danken wir neben den Stiftstischlern, zwei Laien brüdern, auch die prachtvolle Gestaltung der bei den Orgeln®'. Verträge mit Orgelbauern über die Errichtung der beiden Barockorgeln sind leider nicht mehr erhalten. Auf Grund verschiedener Chronogramme und anderer Dokumente lassen sich die beiden Werke ziemlich genau datieren. Das älteste, genauer gesagt das erste Instrument der neuen Kirche dürfte, einem Chronogramm entsprechend, die Hauptorgel gewesen sein. Ein Chronogramm über der Orgel: „SaLVe reglna / o pla! o VaLDe / DeCora! / tVqVe pro nable / tlhl DeVotls I eXora." ergibt die Jahreszahl 1741®^. Wegen des Fehlens eines Vertrages mit einem Orgelbauer, der Rechnungen und der Quittungen lassen sich über die Autorschaft nur Vermutun gen anstellen®®. Meistens wurde bis jetzt Niko laus Rummel, der aus Rothenburg ob der Tauber nach Linz zugewandert war, der auch der Meister der Chororgel ist, angenommen. Es ist aber un wahrscheinlich, daß Rummel bereits zu Beginn seiner Tätigkeit als Orgelbauer ein so großer und bedeutender Auftrag anvertraut wurde. Überdies sind bis jetzt keine Orgeln Rummels nachweis bar, die vor dem Jahr 1741 entstanden wären®'. Abt Johann Bapt. IV. hätte kaum einem uner probten Meister einen Auftrag erteilt. Es soll hier versucht werden, die Hypothese, daß Johann Ignaz Egedacher aus Passau dieses Werk errichtet hätte, zu untermauern. Allein optisch ergeben sich Analogien zu verschiedenen Orgeln Joharm Ignaz Egedachers. Die Orgeln im Stift Zwettl, im Dom zu St. Pölten, in der Stiftskirche Garsten (1788 in die Pfarrkirche St. Michael in Steyr übertragen), in Rohrbach im Mühlkreis und im Passauer Dom zeigen einen charakteristischen Pfeifenendenverlauf, der vornehmlich bei Orgeln dieses Meisters anzutreffen ist. Die Schleierbretter haben zum Teil die Form eines auf die Spitze gestellten Dreiecks, so daß die Pfeifenenden zweier nebeneinanderliegender Pfeifenfelder eine Linie bilden. Ein weiteres Charakteristikum wäre das Register Piffara, das noch in den Orgeln der Stadtpfarr kirche Krems und in jener des Stiftes Zwettl auf scheint®''. Johann Ignaz Egedacher arbeitete zuerst in der Werkstätte seines älteren Bruders Johann Christoph in Salzburg, der vor der Vergrößerung der Salzburger Domorgel (1705) eine Studien reise nach Trient zu Eugen Casparini unternom men hatte. Hier dürfte er dieses Register neben anderen kennengelernt haben®®. Auch die anderen Meister dieser Familie haben dieses Register mit Vorliebe gebaut: z. B. in Benediktbeuren, Wald sassen, Raitenhaslach und Seeon®'. Wie aus der Beschreibung der Orgel, die Mat thäus Höfer im Jahre 1844 anlegte®', hervorgeht, hatten die Mixturen einen Terzchor, der wieder um auf Egedacher hinweist; im bodenständigen österreichischen Orgelbau des Spätbarodcs ist diese Mixturenzusammenstellung kaum anzu treffen®*. Für den Passauer Meister spräche aber auch, daß einer alten Tradition zufolge die oberösterreichi schen Stifte die Orgeln für ihre Klosterkirchen und zum Teil auch für ihre inkorporierten Pfarr kirchen meist von Meistern der Bischofsstadt Rath, Baugeschichte (Kirchenkunst 8/3, 4,1835), 80 f. Robert Keplinger, Verzeichnis der um das Stift Wilhering verdienten Künstler und Kunsthandwerker und der Schriftsteller desselben (Xenia Bernardina III), 223—231. — Rath, Baugescbicbte (Kirchenkunst 8, 1936), 55. Dort weitere Literatur. '® Ein Chronogramm auf der Rückseite des Rüdepositivs aus dem Jahr 1884 würde den Orgelbau sogar auf 1734 datieren, was jedoch keinesfalls möglich gewesen sein kann. Vgl. Rath, Wilheringer Orgeln. In den Rechnungsbüchern von 1738 bis 1778 findet sich kein Vermerk über die Bezahlung der Orgeln. Lediglich kleine Reparaturarbeiten sind vermerkt. ®' Der erste nachweisbare Orgelbau Rummels ist die Chororgel in Wilhering aus dem Jahre 1746. Haselböck, Orgelschatz, 46, 50. " Haselböck, Orgelschatz, 45. — Spies, a. a. O., 21. Quoika, Altbayern, 45, 47. Bibliothek Wessely, Wien Ms 78. Matthäus Höfer, Beschreibung der Hauptorgel im Stift Wilhering. Für die Überlassung der Kopien bin ich Herrn Univ.- Prof. Dr. Othmar Wessely zu großem Dank ver pflichtet. Für diese Mitteilung danke ich Herrn Dr. Otto Biba, Wien. — Eberstaller, a. a. O., 31.

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