OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

Vom Standpunkt der oberösterreichischen Landeskunde findet man zwar einige spärliche Hinweise zur Entwick lung von Linz, Steyr und Wels usw., doch nichts von größerer Bedeutung. Dennoch ist nicht zu bezweifeln, daß hier ein Standardwerk zur neueren Wirtschafts geschichte Österreichs vorliegt, das eine Lücke ausfüllt. Gustav Otruba Aus Österreichs Wissenschaft: Mensch und Arbeit. Ge samtredaktion Christine Wessely, Planung Dr. Rainer Zitta, Wien 1973 (Verband d. wissensch. Gesellschaften Österreichs), 276 Seiten mit über 100 Abb., 16 Farb tafeln. Ln. S 120.—. Seit 1953 haben die „Notring-Jahrbücher" schon vielen Freimden und Förderern der Wissenschaft Freude berei tet und darüber hinaus auch wertvolle Beiträge zu spe ziellen Fachthemen, auf Österreich bezogen, geboten. Beispielsweise sei auf das Jahrbuch 1973, „Haus und Hof in Österreichs Landschaft", auf „Paläste und Bürger häuser in Österreich" (1970), oder „Verkehrswege durch Österreich einst und jetzt" (1969) hingewiesen. Die vor zügliche Ausstattung, die fundierten Beiträge, durchwegs von Fachleuten geschrieben, erfreuen auch so manchen Bibliophilen. Englische (bis 1973 auch französische) Kurz fassungen machen die Bände auch für ausländische Gäste interessant. Der „Notring" hat Ende 1972 seinen Namen geändert, geblieben ist das Jahrbuch, das nun noch repräsentativer aufgemacht ist. In möglichster Vielseitigkeit wird im vorliegenden Band das Thema „Mensch und Arbeit" von verschiedenen Seiten her beleuchtet. Die 53 Beiträge österreichischer Philosophen, Kulturhistoriker, Wirt schaftswissenschaftler, Soziologen, Mediziner, Volks kundler usw. sind in den Hauptartikeln „Aus der Ge schichte der Arbeit", „Zur Gestaltung der Arbeitswelt" und „Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft" zusammen gefaßt. Dem Gastarbeiter, dem „Pfusch", der Weiter bildung, den Berufssprachen usw. wird ebenso Aufmerk samkeit geschenkt wie historischen und volkskundlichen (z. B. „Arbeitsglaube, Arbeitsbrauch", „Arbeit und Lied") Betrachtungen. Daß in so einem Sammelwerk keine lückenlose Darstellung des komplexen Themenbereiches möglich ist, liegt auf der Hand; die Zusammenstellung der Beiträge ist durchaus als gelungen zu bezeichnen. Die Linzer Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswis senschaften ist mit Beiträgen der Professoren Gustav Otruba, Walter Neubauer und Friedrich Fürstenberg ver treten. Im reichen und vielseitig ausgewählten Bild material sind auch mehrere oberösterreichische Themen zu finden, sowohl zum historischen (etwa die Hirten vom Kefermarkter Altar oder die Schusterwerkstatt aus dem Steyrer Kripperl) wie zum gegenwartsbezogenen Teil. D. Assmann Hans Hautmann — Rudolf Kropf; Die österreichisdie Arbeiterbewegung vom Vormärz bis 1945. Sozialökono mische Ursprünge ihrer Ideologie und Politik (= Schr.- Reihe d. Ludwig-Boltzmann-Inst. f. Geschichte d. Arbei terbewegung, Bd. 4). Wien 1974, 215 Seiten mit Tabellen und Diagrammen. j. Das von zwei jungen Assistenten der Linzer Hochschule zusammengestellte Werk ist eine ebenso ideenreiche wie fleißige Arbeit, eine sehr lehrreiche Gegenüberstellung von Wirtschaftsentwicklung und -Fehlentwicklung mit dem Entstehen der Arbeiterbewegung. Es sind also die einzelnen vom jeweiligen Verfasser gestalteten Kapitel, historisdi gegliedert, übereinandergeschichtet, wobei Statistiken und kleine Graphiken geschickt benützt wer den und die für diesen Zeitabschnitt wichtige Literatur klug verwertet, aber auch knapp charakterisiert wird. So entstand ein sehr brauchbares Handbuch, mag man auch nicht mit allen Wertungen und Formulierungen einver standen sein. Oberösterreich — in jenem Zeitabschnitt zweifellos keine wirtschaftliche Hochburg — kommt in den einzelnen Kapiteln verständlicherweise kaum vor. Besonders herausgestellt soll aber werden, daß man, neben bisherigen Detaildarstellungen, nun den Mut für eine ein Jahrhundert umfassende Gesamtdarstellung fand. Harry Slapnicka Franz Braumann: Am Völkerkreuz Europas. Von den Mammutjägern zu den Babenbergern. Österreichs Urund Vorgeschichte in Erzählungen und Sachberichten. Innsbruck 1973 (Tyrolia-Verlag), 175 Seiten, 26 Text illustrationen und 82 Schwarzweißbilder. S 150.—. Ausgehend von der Erkenntnis, daß „das Wesen Öster reichs als einer Kreuzungsstelle verschiedener Kulturen schon in den Ereignissen der Urgeschichte zum vollen Ausdruck kommt" (R. Kraldk), versucht der Autor, die Lage Österreichs „am Völkerkreuz Europas" an Hand ausgewählter Beispiele aus der Vor- und Frühgeschichte unserer Heimat zu erweisen. Er bedient sich dabei einer neuartigen und originellen Technik: auf eine kurze, frei erfundene Erzählung folgt ein geraffter Überblick über die historischen Zusammenhänge nadr Art eines Hand buches. Das dort Gesagte wird durch reiches, z. T. weni ger bekanntes Bildmaterial illustriert. Auf diese Weise werden dreizehn wichtige Abschnitte der österreichischen Geschichte „von den Mammutjägern bis zu den Babenbergern" behandelt. Die frei erfundenen Teile zeugen von erzählerischem Geschick und histori schem Einfühlungsvermögen, die sachlichen Partien von reichem Wissen und der Fähigkeit, Wichtiges von weni ger Wichtigem zu trennen und auch komplizierte Zu sammenhänge übersichtlich und verständlich darzustel len. Auch die Auswahl selbst darf als gelungen bezeich net werden, lediglich die Römerzeit Österreichs wird etwas stiefmütterlich behandelt; ihr hätte unbedingt ein eigenes Kapitel gewidmet werden müssen. Weniger geglückt sind die beiden Karten auf den inne ren Umschlagseiten. Auf beiden finden sich Fehler (Wels am rechten Ufer der Traun, Boiodurum-Innstadt im Raum Eferding, Linz-St. Peter nördlich der Donau u. a.) und Unterlassungen. So hätte auf der Karte der Römer zeit unbedingt das römische Straßennetz eingezeichnet gehört, da sich auf diesen Straßen ja die Völkerbewe gungen und Kriegszüge abspielten, die der Autor schil derte. Trotz dieses Mangels, der sich ja leicht beheben läßt, ;,.wird das sonst gut ausgestattete Büchlein vor allem

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