Gerhard Rauch diese Problematik bis 1914 weiterführte^, liegt nun die Biographie eines der Schlüsselfiguren dieser Verbindung, des damaligen Landeshauptmarmes von Oberösterreich und späteren Ackerbauministers Dr. Al fred Ebenhoch (1855—1912) aus der Feder der jungen Wiener Historikerin Dr. Susanne Gipp vor. Der Band — und das mag seine Stärke und Schwäche zugleich sein — schränkt die Darstellung bewußt auf das Biographische ein, bettet sie also keineswegs in die oberösterreichische Landespolitik, macht auch nur, wo es unbedingt nötig, auf die Phasen gesamtösterreichischer Politik aufmerksam. Dafür zeichnet sie sehr klar die Voraussetzungen der Vereinigung zwischen Konservativen tmd Christlichsozialen, vor allem die guten menschlichen, ja freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem konser vativen Ebenhoch und dem christlichsozialen Lueger. Mehr noch: sie charakterisiert die soziale Aufgeschlos senheit Ebenhochs, mag er diese auch vorwiegend — wie Lueiger — im Interesse des Gewerbes und Klein gewerbes zum Ausdruck gebracht haben, ohne dabei aber auch die sozialen Anliegen der Landwirtschaft und der Arbeiter aus dem Auge zu verlieren (etwa das Be mühen um eine obligatorische Altersversicherung der industriellen Arbeiterschaft im Jahre 1895). Die zweite Seite dieses Konservativen und Überwinders des politi schen Konservativismus Ebenhoch ist sein entscheidendes Eintreten für die Einführung ides allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts in Österreich — durchwegs Aktionen und Initiativen, die sein rund einjähriges Wirken als Landwirtschaftsminister im Kabinett Körber, mag dies auch Höhepunkt seiner politischen Laufbahn gewesen sein, überschatten. Sozusagen die Ouvertüre zu diesen Beiträgen, die An sätze und Anfänge des bäuerlichen Konservativismus in Oberösterreich, gibt Universitätsassistent Dr. Ernst Bruckmüller^. Der Autor verfolgt diese Führungsschicht von den Amtsleuten, den Zehent-Einnehmern, aber auch den pfarrlichen Funktionären, etwa den Zechmeistern und Zechpröbsten. Neben diesen aus der Herrschafts- und Pfarr organisation herkommenden Führungskräften erwähnt Bruckmüller die „dynamische Gruppe" der Bauern-Wirte und -Händler, diese vor allem ihres „Informationsvor sprunges" wegen. Sehr plastisch zeigt der Autor schließlich die Beibehaltung der Differenzen zum früheren Grund herrn auf, die in der Großgrundbesitzerkurie jetzt viel fach Parteigänger des politischen Liberalismus geworden waren. Mancherlei Hinweise über die wirtschaftliche Sonderstellung des oberösterreichischen Bauern liegen zwar jenseits des Themas, lassen aber die Problematik des oberösterreichischen bäuerlichen Konservativismus verständlich erscheinen. Harry Slapnicka 2 Rauch Gerhard, „Die Christlichsoziale Vereinigung und die Katholisch-Konservativen Oberösterreichs 1907 bis 1914". Phil. Diss. Wien 1964. s Bruckmüller Ernst, „Bäuerlicher Konservativismus in Oberösterreich". In; „Zeitschrift für bayerische Lan desgeschichte 1974", Band 37, Heft 1,121—145. „Oberösterreichisches" aus den Jahresberichten der ober österreichischen Mittelschulen Heimatkundliche und landesgeschichtliche Themen sind Jahr für Jahr in den Jahresberichten der Mittelschulen Oberösterreichs vertreten, ohne daß sie meist das nötige Echo und die entsprechende Würdigung finden. Schuld an dieser Tatsache ist möglicherweise die so unterschiedliche Gestaltung; so hat etwa von den hier besprochenen Jahresberichten jeder ein anderes Format. Vielleicht wäre eine auf freiwilliger Basis zu erfolgende Vereinheitlichung zumindest des Formats ein Fortschritt — mag es auch für die einzelnen Schulen einen Verzicht auf eine schul interne Tradition bedeuten. Lassen wir jene — gewiß auch sehr wertvollen — Beiträge beiseite, die etwa sprachwissenschaftliche, mathematische oder andere Themen zum Inhalt haben — so bleibt für Heimatkunde und Landesgeschichte Oberösterreichs noch ein deutlicher Schwerpunkt sichtbar: Der Jahresbericht des Bundesrealgymnasiums Linz' etwa bringt eine sehr sorgfältige und ausgezeichnet illustrierte biographische Studie „Enzmilner Joachim — Reichsgraf von Windhag in Geschichte und Dichtung" von Wiss. Konsulent Oberstudienrat Dr. Alfred Zerlik, ein Beitrag, der neben dem rein Biographischen ein Stück oberösterreichi scher Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts bringt. Im selben Band finden wir auch den Abdruck der Eröffnungs rede von Univ.-Prof. Dr. Günther Hamann (Wien) an läßlich der Eröffnung der Linzer Kopernikus-Ausstellung „Das Zeitalter des Nikolaus Kopernikus". Der Bericht des 3. Bundesgymnasiums Linz^ befaßt sich mit den Sumpffluren des Irrsees (Direktor Hofrat Richard Hemmelmayr), dem „Linzer Kasperl" und dem histori schen Umriß des Puppenspiels (Christian Hager, Schüler der 6 a). Es ist übrigens der Band, bei dem mit Abstand am meisten Schüler der Anstalt zu Wort kommen. Die „Freinberger Stimmen"® stellen — einer alten Tradi tion entsprechend — das Schultheater in den Mittelpunkt des Bandes, dem nicht weniger als sechs Beiträge gewid met sind: „Erzieherische Möglichkeiten des Bühnen spiels" (Prof. Dr. Jakob Ebner), „Vom Schultheater zum Schulspiel" (P. Otto Leisner S.J.), „Theateraufführungen und Akademien" (Prof. Dr. Jakob Ebner), „Die Entste hung einer Schul theater-Aufführung" (Ebner), „Das Theater hinter dem Theater" (Hans Gmeinder) und „Mozart und das Jesuitendrama" (P. Otto Leisner S.J.). Fast alle Bände bringen Hinweise auf besondere künst lerische, vor allem graphische Leistungen' ®eine Schul- ' Jahresbericht des Bundesrealgymnasiums Linz. Schul jahr 1973/1974, 153 Seiten. ® 7. Zweijahresbericht des 3. Bundesgymnasiums Linz mit der Expositur Traun für die Schuljahre 1972/1973 und 1973/1974 (Redaktion Dr. F. Berger), 216 Seiten. ® Freinberger Stimmen, 44. Jahrgang, 2. Heft, Juli 1974, mit Jahresbericht des Gymnasiums 1973/1974 (Schrift leiter P. Rektor Dr. Helmut Platzgummer S.J.), 188 Sei ten. *■ 14. Jahresbericht 1973/1974 des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums Braunau am Inn. 48 Seiten.
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