Wie die „Nixhöhlen" zu ihrem Namen kamen In der Allgemeinheit besteht die Neigung, die Namensbezeichnung Nixhöhle mit Nixen (der Nix, die Nixe), in Zusammenhang zu bringen. In Wirklichkeit bedeutet hier Nix soviel wie „Nichts". Beim „Nichts", in der Mundart Nix, handelt es sich um das Zinkoxyd, das als weißes Pulver in den Handel kommt. Es wird zum Beispiel zur Bereitung der Zinksalbe imd einer weißen Maler farbe verwendet. Am berühmtesten war die An wendung als Augenheilmittel, dies bis in die neueste Zeit, in welcher es durch die sogenannten Antibiotika abgelöst wurde^. Scherzweise sagte man gerne bei Gesprächen, wenn eine Antwort „nix" lautete, „Nix ist guat für dö Augn!" Das ist also ähnlich, wie man dann, wenn jemand „alsdann" sagt, bemerkt „Alstarn (= Elster) is a Vogel!" Diese Redensart ist auch heute noch häufig zu hören, wie es ja auch weiterhin „Alstern" geben wird. Aber die Redensart, daß nix für die Augen gut ist, kaim man schon jetzt als abgekommen betrachten, weil eben niemand mehr um ein „Nichts" in die Apotheke geht. In meiner Kinderzeit um 1900 sagte man auch noch „i schenk dir a Nixerl in an silbern Bixerl", doch habe ich diesen Kinderspruch seither nie mehr gehört. Aber der Sinn ist klar. Die Frauen hatten in früherer Zeit silberne Gewürzbüchserl in Eiform. Mit Vorliebe trug man darin eine Muskat nuß mit sich, um davon gelegentlich etwas zur Geschmacksverbesserung abzuschaben^. Zinkoxyd entsteht bei der Zinkverhüttung und auch bei der Legierung von Messing (aus Zink imd Kupfer). Zink schmilzt bei 419 Grad Celsius und verdampft bei 906 Grad. Sooft nun diese Verdampfungstemperatur überschritten wird, setzt sich das Zinkoxyd als weißer Schnee an den Wänden, Balken u. a. ab. Die in Latein geschulten Ärzte und Apotheker nannten es nix alba, also weißer Schnee. Nix ist aber mundart lich soviel wie nichts. Schließlich hat man das Wort nichts ins Lateinische übersetzt, wodurch das Zinkoxyd bei den Apothekern als nihilum album, als das weiße Nichts, geführt wurde. Dieses weiße Nichts war tatsächlich seit frühen Zeiten das Kardinalmittel bei Augenleiden gewe sen. Der Frankfurter Arzt Lonicerus® sagt, daß das Unguentum Nihili (Nichts-Salbe) wie auch die wässerige Lösxmg alle „widerspenstige und unheilsame Geschwüre ohne alles Beissen trücknet, ebenso die Flüß und hitzige Blätterlin der Augen. Daher man zu sagen pflege: Nichts ist zu den Augen gut." Man sieht, daß diese Redens art weit verbreitet war. Offenbar haben die Lieferanten des Nichts aus dem Ort der Herkunft ein Geschäftsgeheimnis gemacht, was dann zu Irrtümern führte^. So schreibt der römische Arzt Fioravanti 1573, daß man dieses Nichts als eine seltene Matery im Abgrund des Meeres finde, wo es auf einem besonderen Stein blühe, der es von Natur her vorbringt wie ein Weinfaß den Weinstein. Wir brauchen uns daher nicht zu wundern, wenn man die in Berghöhlen an den Wänden vorkommende Bergmilch, auch Bergkreide genannt, als das be gehrte und teure Nichts ansah, obwohl es nur Kalziumkarbonat ist. Wie es einst Wurzelgraber gab, die in die Berge stiegen, gab es auch die „Nixsucher". Höhlen, in denen man die Berg milch fand, heißen darnach heute noch Nixhöhlen oder so ähnlich. In der Kartei der Höhlen Österreichs im Institut für Höhlenkunde des Landwirtschaftsministe riums habe ich fünfzehn Höhlen mit der Benen nung Nixhöhle, Nixloch oder ähnlich vorgefrmden: Das Nixloch bei Ebensee unterhalb des ' Sulfonamide, eingeführt seit 1935 durch den Nobel preisträger (1939) Gerhard Domagk; das Penicillin entdeckte 1928 Alexander Fleming, der 1945 den No belpreis erhielt. ® Die Anwendung von Gewürzen, besonders solchen aus fernen Ländern, war einst so beliebt, daß es neben den Greislern und den Dürrkräutlern auch eigene Ge würzhändler gab. Diese hatten als Übername „Ysop", dessen Geschmack dem Majoran ähnlich ist. Der Name Ysop für einen Gewürzhändler schloß sich also würdig dem „Kneipp" für einen Schuster an oder dem „Krebs" für einen Seiler, der ja sein Gewerbe im Rückwärtsgang ausübt. ® Das Kräuterbuch des Adamus Lonicerus, Frankfurt am Main 1571. '' Auf solche Art kam auch die Angabe zustande, das in vielen Apotheken zur Schau gestellte Einhorn, von dem das abgeschabte Pulver ob seiner angeblichen Heilwirkung sehr teuer war, stamme von einem Pferd, das man Einhorn nenne, weil es an der Stirn dieses spitze Horn trage. In Wirklichkeit ist es der bis zu drei Meter lange, schwach gedrehte, waagrecht nach vorne aus dem Oberkiefer ragende Stoßzahn des männlichen Narwals. An die „Einhorn-Apotheke" in Linz und jene „Zum Goldenen Einhorn" in Wels sei erinnert.
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