Der 12. Februar 1934 und Oberösterreich — Eine Nachlese nach 40 Jahren 40 Jahre nach dem tragischen 12. Februar 1934 war noch einmal eine starke publizistische Reak tion verspürbar — eine stärkere als zehn Jahre vorher, da noch eine relativ gefestigte Koalition dieses Datum zwar nicht verschwieg, man aller dings auch nicht allzuviel Aufsehen machen wollte. Verständlich ist die verstärkte Reaktion deshalb, weil vermutlich ein letztesmal Zeit genossen xmd Akteure jener Tage zu Wort kom men konnten. Trotzdem ist die Auslese spärlich — auch was Oberösterreich anbelangt. Es gab Zusammenfas sungen, neue Gesichtspunkte und neue Wertun gen — aber kaum neue Fakten. Das ist nicht un verständlich, denn Dollfuß und sein Propaganda apparat mußte seinerzeit in Anbetracht des gro ßen Aufsehens in der Weltöffentlichkeit alle nur möglichen Unterlagen auf den Tisch legen und mancherlei andere Details — vor allem auch die außenpolitischen Zusammenhänge — wurden in zwischen publiziert. Trotz allem gibt es auch heute noch interessanterweise keine gewichtige zusammenhängende Darstellung über den Repu blikanischen Schutzbund und die Heimatschutz organisationen, vor allem keine Ausleuchtung der so unterschiedlichen Situation in den Bundes ländern. Das Buch „1934 — Das Jahr der Irrungen"^ bringt drei relativ unterschiedliche Teile: eine allgemeine politische Einstufung Österreichs der Jahre 1933 und 1934, wobei Innen- und Außen politik verständlicherweise konfrontiert werden und ineinandergehen („Der Anfang vom Ende"), und dann zwei ausgesprochene OberösterreichAbschnitte: der Bürgerkrieg in Oberösterreich zwischen 12. und 18. Februar 1934 und schließ lich das militärische Geschehen in Oberösterreich im Zusammenhang mit der Ermordung von Doll fuß („Der Juliputsch 1934 in Oberösterreich — Der Pyhrnpaß — Mittelpunkt der Ereignisse"), die letzten beiden militärhistorischen Abschnitte von Rudolf Walter Litschel. Litschel unter streicht, daß er „nie und nimmer die Absicht" hatte, „die Politik in den Vordergrund zu schie ben". Tatsächlich bringt der Band nichts von der politischen Entwicklung in Oberösterreich, die zum 12. Februar 1934 führte, er berichtet aller dings auch nicht über die Folgen, die Prozesse, die Verurteilungen, Begnadigungen und die wei teren Folgen. Er zeigt allerdings sehr deutlich die Fronterfahrung der Bundesheeroffiziere auf, der die Schutzbundführer nicht gewachsen waren. Ein anderer, relativ schmaler Band über „Die Kämpfe in Wien im Februar 1934"^ bringt trotz starker Selbstbeschränkung, die ein viel umfas senderes Wissen aufzeigt, eine reichhaltige Infor mation — teilweise übrigens auch über Ober österreich, etwa die Kräfteverteilung der Wehr verbände in Österreich. Aber auch weitere Ab schnitte des Anhanges sind für die Entwicklung in Oberösterreich wesentlich. Mit manchen kleinen Fehlern behaftet, hervor gerufen durch die lokale Unkenntnis, ist der Band „Februar 1934 — Hintergründe und Folgen" des in Ostdeutschland lehrenden gebürtigen Öster reichers Arnold Reisberg®. Der Band ist die um fassendste Darstellung, die 1974 erschien. Sie stellt lediglich die Geschehnisse des Februar 1934 voraus und läßt dann die Vorgeschichte und schließlich die Folgen ablaufen. Genaugenom men folgt dem Abschnitt 2 das erste und dann das dritte Kapitel. Auch hier sind es keinesfalls neue Fakten, die man findet, sondern eine neue Wertung unter kommunistischer Sicht. Beispiel aus dem oberösterreichischen Bereich: „Selbst in diesem allerletzten Moment gewinnt seine (Bernascheks) sozialdemokratische Erziehung die Oberhand: Er versucht, den christlichsozialen Landeshauptmann von Oberösterreich, Josef Schlegel, zum Eingreifen zu bewegen. Schlegel, der ruhig geschlafen hatte, weiß angeblich von nichts, verspricht, sich zu erkundigen" (S. 5). Alles in allem aber auch hier ein Band, der über wiegend gesamtösterreichische Geschichte dar stellt und die Situation in Oberösterreich letztlich doch streift. Auf die Vorgeschichte dieses 12. Februar, vor allem auch in Oberösterreich, geht Prof. Jedlicka in einem ganzseitigen Beitrag in den „Salzburger ^ Rudolf Walter Litschel, 1934 — Das fahr der Irrun gen. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz, 1974. ® Kurt Pehall, Die Kämpfe in Wien im Februar 1934. Heft 25 der Militärhistorischen Schriftenreihe, heraus gegeben vom Heeresgeschichtlichen Museum (Militär wissenschaftliches Institut), Wien 1974. ' Arnold Reisberg, Februar 1934. Hintergründe und Fol gen. Wien 1974.
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