OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

Die Ustrina des wesdichen römischen Gräberfeldes von Ovilava Von Wilhelm Rieß Mit 2 Abbildungen und 1 Lageskizze. Im Rahmen der Bergungstätigkeit auf der so genannten „Gerngroß-Grabung" (ehemaliges Marktgelände der Stadt Wels; siehe Lageplan) wurde am 24. 2. 1970 in einer Tiefe von rund 570 cm unter dem Straßenniveau eine Art Mauerrest gefunden, dessen Bedeutung vorerst unklar schien. :7 Q Graber i ^ 5 V-"! o OO % OO Mft.8 MUS NK4 WRIA-tHERtSIA-SrO.^SSE ~H»HaTfiXPUKItT Lageplan der ustrina (Dokumentation und Zeichnung; Peter G. Mayr). Bedauerlicherweise stand durch die rasch fort schreitenden Bauarbeiten zur Erforschung und Auswertung des Mauerrestes nur eine Zeit spanne von etwa 24 Stunden zur Verfügung. Eine Grabung im Quadrantensystem schied da her von vornherein aus, und man mußte sich darauf beschränken, vorerst von außen auf die Mauerreste Stichgräben zu legen. Die Abbildungen zeigen Detailaufnahmen des Mauerwerkes von außen und von innen. Bereits nach den ersten Grabungsarbeiten am 24. 2.1970 konnte die Fundstelle eindeutig bestimmt wer den. Es handelte sich um einen Platz der Ver brennung (crematio) des westlichen römischen Gräberfeldes in Wels. Interessant für das römische Wels ist dabei die Tatsache, daß zwar römische Gräberfelder in Wels mehrfach aufgefunden wurden, dieser Fund jedoch zum ersten Male eine crematio eindeutig nachweist. Auf der Bergungsfläche (ca. 13.000 m®) kormten etwa 60 Grabstellen festgestellt werden. Zwei felsohne dürfte jedoch mindestens die doppelte Anzahl anzunehmen sein, da im Rahmen der Bauarbeiten zahlreiche Fxmdstellen zerstört und nicht gemeldet wurden. Des weiteren ist nicht an zunehmen, daß mit der Baufläche (vgl. Lageplan) das gesamte Gräberfeld erschöpft ist. Vielmehr ist zu vermuten, daß sich dieses weiter nach We sten und vielleicht sogar nach Norden erstreckt. Bei dem vorhin beschriebenen Mauerwerk han delte es sich um die zentrale Verbrenmmgsstätte des römischen Gräberfeldes (ustrina oder ustrinum). Die ustrina zeigt eine nahezu kreisrunde Form und ist mit rohbehauenem St6in an den Seiten wänden ausgelegt. Die Ausschichtung beträgt rund 45 cm in ihrer Stärke^. Das Material für die Auskleidtmg — Kalkstein und Konglomerat — entstammt zweifelsohne dem Traungeschiebe. Hinsichtlich der Dimensionen konnten folgende Maße festgestellt werden: innere Tiefe 160 cm äußere Tiefe 175 cm innerer Durchmesser 490 cm äußerer Durchmesser 535 cm bis zu 550 cm Der Boden der ustrina war nicht mit Steinplatten oder ähnlichem Material ausgelegt, sondern be stand aus festgestampfter Erde. Die Bodenfläche konnte recht eindeutig festgestellt werden, da sie entschieden fester war als der umliegende Boden der selben Höhe und außerdem Brandspuren bis in eine Tiefe von etwa 10 bis 15 cm aufwies. ^ Etwa 1,5 römische Fuß.

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