Das Original dieses Schreibens blieb bis heute unauffindbar. Bruckner widmete — da er ohne Antwort blieb — daraufhin die 2. Symphonie Franz Liszt, der die Widmung mit Brief vom 29. Oktober 1884 aus Wien auch annahm. Liszt vergaß jedoch, die Partitur zwecks näherer An sicht mit auf seine Reise nach Budapest zu neh men, so daß sie unangesehen ein Jahr später von Bruckner wieder zurückgenommen wurde. Das Widmungsanbot an Liszt müßte eigentlich als sicherer Beweis dafür gelten, daß Bruckner ohne Antwort der Wiener Philharmoniker ver blieb. Wie wir aus dem folgenden Brief entneh men, regt Bruckner eine Aufführung der 3. Sym phonie an, die allerdings nicht zustande kam. Hochlöbliches Comite der philharmonischen Gesellschaft! Nachdem ich nun meine 4. Sinfonie bereits vor Monaten vollendete, ferner noch nicht in die glückliche Lage gekommen bin, mit Ausnahme der C-moll Sinfonie welche nur durch gütige Mitwirkung der Hochlöbl. philh. Gesellschaft aufgeführt werden konnte, meine Werke in Wien aufgeführt zu hören; so erlaube ich mir eine derselben, welche dem großen Tondichter Hr. Richard Wagner im Jahre 1873 dedicirt, und auch vom selben in sehr ehrender Weise beurtheilt wurde, jene in D-moll (Nr. 3) einer hoch löbl. philh. Gesellschaft mit dem ergebenen An suchen zu überreichen, dieses, unter den Compositionen der Gegenwart gewiß den letzten Rang nicht einnehmende musikalische Werk, wo für Liszt's u. Wagner's Urtheile die beste Bürg schaft liefern dürften, in der nächsten Winter saison 1875176 gütigst in die zur Aufführung kommende Piecenreihe aufnehmen zu wollen. Schließlich erlaube ich mir mitzutheilen, daß ich mich mit einer eventuellen Theilung der Sinfonie für zwei Concerte einverstanden erkläre, u. daß die vollständig geschriebenen Stimmen im Conservatorium sich befinden. Mit ausgezeichneter Hochachtung sehr ergebenster Anton Bruckner k. k. Hoforganist u. Professor am Conservatorium. Wien, den 1. August 1875 Löbliches Comite! Es wolle mir das ergebene Ansuchen gestattet sein, das löbliche Comite möge für dieses Jahr von dem mich sehr ehrenden und erfreuenden Projekte der Aufführung meiner E-dur Sympho nie Umgang nehmen, aus Gründen, die einzig der traurigen localen Situation entspringen in Bezug der maßgebenden Kritik, die meinen noch jungen Erfolgen in Deutschland nur hemmend in den Weg treten könnte. In aller Verehrung Anton Bruckner. Wien, 13. Oktober 1885 Wenige Monate später kam die 7. Symphonie doch zur Aufführung, wie aus dem folgendem Dankschreiben hervorgeht. Sie fand im 7. Abonnementkonzert am 21. März statt. Hochlöbliche philharmonische Gesellschaft! Ich erlaube mir hiemit, Sr. Hochwohlgeboren Herrn Hofkapellmeister etc. etc. Dr. Hans Rich ter für die bewunderungswürdige, ideale und hochgeniale Leitung, und allen P. T. Herren Phil harmonikern für die ausgezeichnete, vollendete Kunstleistung bei Aufführung meiner VII. Sin fonie meinen innigsten Dank und meine tiefste Bewunderung auszudrücken. Anton Bruckner. Wien, 25. März 1886. Nicht in einem Abonnementkonzert gelangte die Erstdruckfassung (Nowak) der 4. Symphonie zur Uraufführung. Sowohl in diesem wie im nach folgendem Brief spricht Bruckner die Wiener Philharmoniker als „Hoforchester" und „k. k. Hofopernorchester" an. Hochlöbliches k. k. Hofopernorchester! Voll Bewunderung über die unerreichbaren, hochkünstlerischen Leistungen am 22. d. erlaubt sich Gefertigter sowol Herrn Hofkapellmeister Dr. Hans Richter, wie allen Herren Künstlern dieses Hoforchesters recht vom Herzen Dank zu sagen! Hoch! Hoch! Hoch! Anton Bruckner Wien, 30. Jänner 1888 Im anschließenden Brief dankt Bruckner für eine Aufführung der 7. Symphonie, die in einer Ver-
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