OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

und „dürre", magere, eingeteilt. Bei ersteren, in der Metten- und in der Dreikönigsnacht, gab es gebratenes Fleisch und in Fett gebackene Mehl speisen, bei letzteren, in der Thomas- imd in der Silversternacht, aber nur gesottenes Fleisch und „Schnidn" mit Sauerkraut. Die Schnidn wa ren in Schmarrnteig getauchte Schwarzbrotschnit ten, die in schwimmendem Fett gebacken wurden. Wie vor vielen anderen Feiertagen wurde auch am Thomastag geschlachtet. Das zum Tod ver urteilte Schwein zerrte man, mit einem Strick an einem Hinterbein gefesselt, aus dem Stall. Auf dem Hof lag bereits der umgestürzte Sau trog und standen der Bauer mit dem scharfgeschliffenen Messer, die Bäuerin und ein paar Helfer bereit. Das jämmerlich plärrende und sich heftig wehrende Tier wurde mit viel Geschrei auf den Trog gezerrt imd festgehalten. Der Bauer stach es und die Bäuerin fing, heftig mit einem Kochlöffel rührend, in einem Häfen das Blut auf, aus dem die schmackhaften Blutwürste her gestellt wurden. Bedeutungsvoll war der Thomastag vor allem für die unverheirateten Mädchen. Sie schüttelten während des abendlichen Gebetläutens um 18 Uhr eine Hollerstaude, wobei sie den Vers sprachen: „Hollerstaudn i schüttl di Heiliger Thomas, i hitt di Tua mir heit no erschei(n), INer mei Bräutigam wird sei." Dann warteten sie, ob in der Umgebung ein Hund bellte. Denn in der Himmelsrichtung, in der sein Kläffen zu vernehmen war, sollte ihr Bräutigam wohnen. Allerdings sollte es ein gro ßer Hund sein, der kräftig bellte. War es nämlich nur ein jämmerlich winselnder Köter, so handelte es sich um keine gute Partie und hatte die das Orakel Befragende viel Spott zu erdulden. Am Thomastag wurde aus weißem Roggenmehl das „Störibrot" angemacht, aber auch das aus dem gleichen Teig gefertigte, mit geschnittenen Kletzen, getrockneten Zwetschken, Feigen, Zibeben, Fenchel und Schnaps gefüllte „Kletzen brot". Der Heilige Abend (24. Dezember) ist mit sei nem religiösen Brauchtum, mit dem Christ baum, der Krippe und den Geschenken ein Fest inniger Gläubigkeit. Neben all den schönen Zei chen christlicher Volksfrömmigkeit, die gerade diesen Abend besonders kermzeichnen, hat sich aber auch auf uralte Wurzeln zurückgehendes Brauchtum erhalten. Noch in den zwanziger Jahren war in Mörschwang der Glaube an das „Goldene Rößl" lebendig. Man meinte es zu sehen, wenn es wäh rend des Mettenamtes um den Altar ritt oder am Morgen über den First eines Bauerhauses sprang. Allerdings konnten nur wirklich brave Kinder hoffen, dieses geheimnisvolle Pferdchen zu Gesicht zu bekommen. Am Heiligen Abend fehlte in keinem Bauernhaus ein Christbaum. Überall wurden die Kinder, aber auch die Familienangehörigen und die Dienst boten, beschenkt. Natürlich gab es nur sehr ein fache Gaben, wie Spielzeug für die Kinder, für die Ehehalten aber Schürzen, Socken und eine gute Bäckerei. Auch an das „liebe Vieh" dachte man in der Heiligen Nacht. Es bekam eine „Maulgabe", ein Scherzel Brot, in das man „was Geweichtes" steckte. Es waren dies Reste von den Palmbuschen und von den Kränzen, die beim Fron leichnamszug von zwei Ministranten mitgetra gen wurden. Die Kränze waren aus Thymian, „Kutlkraut", gefertigt und mit dem Namen des Bauern gekennzeichnet, der sie geflochten hatte. Es gab keinen Hof und kein Häusl, aus dem nicht der Bauer mit seinen Kindern und den Ehehalten zur Mette ging. Oft eine Stcmde und mehr wanderten sie im Licht ihrer Laternen auf Straßen, Wegen und Feldsteigen dem Dorfe zu. Von den Höfen und im Dorfe dröhnten die Schüsse der Burschen, die mit Terzerolen und Gewehren die Mette „anschössen". Vor der Kirche löschten die Mettengeher ihre Laternen und traten in das Gotteshaus. Der Kir chenraum mit seinen goldenen und silbernen Hei ligenfiguren und Bildern erglänzte im Licht der vielen Kerzen, die auf den drei Altären und den Pulten der Kirchenbänke brannten. Enggedrängt saßen die Beter, links die Männer, rechts die Frauen. Die Bauemsöhne und die Knechte hat ten ihren Platz meist auf der Empore unter dem Chor, wo der Schulleiter bereits vor der Orgel saß und der Bub wartete, der den Blasbalg treten mußte.

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