Das Krippenschaffen der Bildhauerfamilie Schwanthaler Von Alois L e e b Mit 4 Abbildungen Vom 3. Mai bis 13. Oktober 1974 fand bekannt lich im Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg am Inn eine weit über die Grenzen unseres Lan des beachtete imd gewürdigte Großausstellung^ von Schwanthaler-Werken statt. Auch viele Krip penfreunde „pilgerten" dorthin^ um die zahl reichen Krippen, die diese Künstlerfamilie von 1633—1848 geschaffen hat, zu bestaunen. Wenn auch in den mehr als 350 Jahren seit dem Aufscheinen des Bildschnitzers Hans Schwa(be)nthaler 1633 in Ried viele archivalische Belege und auch Krippen verlorengingen, so kann man den noch heute viele Zeugnisse dieser hohen Krippen kunst, die in sieben Generationen entstanden sind, in den Museen Linz, Wels, Gmunden und Ried, in den Stiften Kremsmünster, Reichersberg und Schlierbach, in den Pfarrämtern Pram, Alt münster, Obergrünburg, Kematen und in Privat besitz finden. THOMAS SCHWANTHALER (1634-1707), Sohn des Hans Schwa(be)nthaler (t 1656), ver fertigte 1657 eine Krippe für die Kirche Eitzing um 7 fl. 30 kr. Reste der ehemaligen großen Pfarrkrippe in Ried (vielleicht um 1662 entstan den, da Thomas um diese Zeit eine „Flucht nach Ägypten" schnitzte) und eine „Anbetung" von 1665 befinden sich heute im Volkskundehaus Ried i. 1. Für die Kirche Mehrnhach lieferte er 1684 ein „geschnitztes Christkindlein auf die heilige Weih nachtszeit" für 2 fl. 1668 schuf er die „Dreikönigsgruppe" für den Hochaltar der Pfarrkirche Zell am Pettenfirst. 1678 lieferte er die überlebensgroßen Figuren „Anbetung der Heiligen Drei Könige" zum Krip penaltar der Stadtpfarrkirche Gmunden. Eine Entwurfsskizze befindet isich im Stadtmuseum Gmunden. Hiezu schreibt Kons.-Rat Dechant Franz Dorner®: Thomas Schwanthaler soll nach der Aufstellung des Altares nach Gmunden ge eilt und von der Schönheit seines Werkes so überwältig worden sein, daß er ausrief: „Gott, ich danke Dir, daß Du meine Hand gesegnet und mich befähigt hast, dieses wunderschöne Werk zu schaffen. Dir sei Ruhm und Ehre!" 1698 schnitzte Thomas Schwanthaler für das Stift Reichersherg „Jesus, Maria imd Josef" in Elfenbein. Für die Pfarrkirche in Andrichsfurt^ und Eherschwang^ lieferte er ein „Jesukind". Das Stift St. Florian^ besitzt das Relief „Ruhe auf der Flucht". Im Oö. Landesmuseum befindet sich die Krippe aus Wesenufer, die der Werkstätte Thomas Schwanthaler zugeschrieben wird®. JOHANN JOSEF SCHWANTHALER (1681 bis 1743) lieferte 1737 für die Pfarrkirche Eher schwang ein Kripperl. JOHANN FRANZ SCHWANTHALER (1683 bis 1762) hat für die Pfarrkirche Hohenzell 1747 „zum Weihnachtskripperl Figuren gemacht tmd ausgebessert" für 2 fl. 33 kr. 5^li hl. 1748 erhielt er „für Arbeiten zum Weihnachtskripperl" 2 fl. 45 kr. Eine sehr schöne Krippe von ihm befindet sich in Salzhurger Privatbesitz. JOHANN PETER SCHWANTHALER d. Ä. (1720—1795) schuf für die Pfarrkirche St. Ma rienkirchen eine Weihnachtskrippe mit 37 Figu ren und 1760 für die Wallfahrtskirche Kößlarn in Bayern vier neue Figuren: nämlich 3 Könige und einen 12jährigen Jesus. 1792 verfertigte er die „Anbetung der Hirten", die sogenannte KöglKrippe, für einen Goldarbeiter dieses Namens in Ried. Die Figuren in der Höhe von 15 bis 19 cm sind auf einem Brett (67 X 21 cm) aufgestellt und signiert: „J. P. S. 1792." Die Buchstaben sind zu einem Monogramm verschlungen. Unter einem nach drei Seiten offenen Stall steht Mutter Maria mit dem Kind, dahinter sieht man Ochs und Esel. Vor Maria knien zwei Hirten, der eine mit einem Zicklein und der andere mit einem Körbchen, aus dem zwei Hennen schauen. Das Dach ist nach vorne geneigt. Auf ihm sitzen zwei Tauben. Rechts vom Stalle steht Josef. Links an der Hütte sitzt eine Wolke, von Strahlen um geben, darauf ein kleiner und ein großer Engel mit einem Spruchband. Zwei Hirten kommen von ^ Ausstellungskatalog „Die Bildhauerfamilie Schwan thaler 1633—1848. Vom Barock zum Klassizismus", Linz 1974. Darin ausführliche Literaturangaben zu den einzelnen Exponaten und Abhandlungen. ® Franz Dorner: Kirchenführer Gmunden, 3. Aufl., Linz o. J., S. 6. ' Wastl Fanderl; Schwanthaler-Krippen, Juhe! Viktori! Der Engel singt's Glori, Rosenheim 1974, S. 136 f., 125,110.
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