OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

doch den Interessen der Arbeiterschaft zugeführt werde. Ab Oktober 1934 übernahmen zwei Benediktinerinnen aus Subiaco (Kremsmünster) den Kindergarten und die Fürsorgearbeit. Die Seelsorge in der Schule übernahm bis 1938 Kate chet Johann Ecker. Von 1934 bis 1935 war Jo hann Lohninger und von 1935 bis 1938 Alois Dobretsberger Ermsleitenkaplan. Neben dem Stadtpfarramt interessierte sich der evangelische Pastor Fleischmann für das Kinderheim. Unter großen Anstrengungen brachte das Stadtpfarr amt die Kaufsumme auf und erwarb das Heim. Die Steyr-Werke erklärten sich zur Durchfüh rung einer Grundstücksübertragtmg bereit, was am 30. November 1935 geschah. Der Kaufver trag über das Kinderheim wurde am 26. Februar 1936 unterfertigt. Trotz der nun vorhandenen Notkirche dachte der Stadtpfarrer dennoch an einen Kirchenbau. Ein Gesuch an Bürgermeister Dr. Walk wurde von diesem abschlägig behan delt. Er wollte einer eventuellen neuen Revolte durch Aussiedlung von 900 Arbeitern zuvor kommen und hielt daher den Kirchenbau für überflüssig. Die Stadtgemeinde verkaufte das Mobiliar des Kindergartens an das Pfarramt. 1937 vermachte der in Utzenaich verstorbene Pfarrer Eustachius Blümelhuber der Notkirche S 20.000.— als Grundstock für einen Kirchenbau. Nach 1938 wurde die Lage für Kindergarten und Notkirche zusehends schlechter, so daß der Kin dergarten aufgelassen wurde. Ende August 1938 beschlagnahmte die Deutsche Arbeitsfront 273 Sessel. Am 17. September 1938 verlangte die Kreisleitung eine pachtweise Überlassung der Notkirche für einen Kindergarten und für die Jugendarbeit. Das Bischöfliche Ordinariat ver langte aber die Zusicherung, daß auf der Ennsleite für eine andere Seelsorgestelle gesorgt wer den müsse. Schließlich wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. Jänner 1939 die Notkirche von zehn jungen Nationalsozialisten ausgeplündert. Am 3. September 1939 wurde die letzte heilige Messe gefeiert, das Allerheiligste vom Stadtpfar rer in die Stadtpfarrkirche mitgenommen und die Anlage übergeben. Der bei dem Notar Doktor Jenne gemachte schriftliche Pachtvertrag wurde zur Unterzeichnung der Kreisleitung übergeben, verschwand aber spurlos. Liegenschaften und Notkirche wurden der Kirche nie abverkauft, so daß 1945 wieder die hl. Messe gefeiert werden konnte. Da aber die Kirche bei den Arbeitern nie beliebt war, bat der Stadtpfarrer den Bischof um Verzicht auf die Notkirche. Dem Ansuchen wurde zugestimmt imd das Gebäude der SPÖ zurückgegeben. Der Grund allerdings blieb Eigen tum der Stadtpfarre. Da er aber für die Pfarre wertlos war, trat man wieder mit den SteyrWerken in Verbindung und Verhandltmgen, um das Kinderheimgrundstück gegen ein anderes aus dem Besitz der Steyr-Werke zu tauschen. Am 22. Juni 1947 fand die erste Beratung eines Kirchenbaukomitees für die Ennsleitenkirche statt. Dabei fand auch die Wahl des Patroziniums statt. Das zukünftige Gotteshaus sollte dem hei ligen Antonius, dem Vater der Armen geweiht werden. Dazu ist es aber später nicht gekommen, da sich infolge der günstigen Wirtschaftslage und dem Fleiß der Arbeiter kein Armer im Sirme der Bedürftigen der Zeiten vor dem zweiten Weltkrieg auf der Ermsleite befindet und ander seits durch Pius XII. der hl. Josef zum Patron der Arbeiter gewählt wurde. So erschien es dem Stadtpfarrer Johann Steinbock vernünftig, den Patroziniumswechsel vorzunehmen. Im Oktober 1948 wurde eine Baracke gekauft, die Errichtung von der Stadtgemeinde aber nur auf fünf Jahre bewilligt. Die Teile der Baracke konnten in der Reithofferfabrik gelagert werden. Am 14. Jän ner 1950 kam ein Pachtvertrag über ein Grund stück an der Kammermayrstraße zustande. Am 25. November 1950 starb Kanonikus Josef Bam berger, der seit Kriegsende alle Bestrebungen lei tete. An seine Stelle trat der neue Stadtpfarrer Johann Steinbock. Die Steyr-Werke verlangten am 3. März 1952, daß die Stadtpfarre von dem Grundstück zurückstehen solle, da der ganze Komplex für Wohnungen vorgesehen sei. Der Lagerraum für die Baracke wurde ebenfalls ge kündigt, die Baracke selbst 1953 von der Flücht lingsseelsorge der Diözese Linz gekauft und als Barackenkirche für das VÖEST-Lager verwendet. Stadtpfarrer Bamberger wollte seinerzeit einen Grund nicht pachten, sondern kaufen. So wurden Verhandlungen nüt Bundesrat Wilhelm Salzer geführt, um einen Grund von der Wohnbau genossenschaft „Neue Heimat" zu kaufen. Auch mit dem Besitzer des „Seppbauerngutes" auf der Ennsleite wurde verhandelt. Der Besitzer des

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