OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

sich die Taufkapelle. Der Hauptaltar ist in sei;- nem Unterbau aus rotem Untersberger Marmor, die Altarplatte aus schwarzem belgischen Mar mor gebaut. An der Rückwand des Altarraumes hängt ein großes Kruzifix von Sepp Moser. Die ses wird umgeben von Szenen aus dem Leben des hl. Berthold in Gipsschnittechnik vom glei chen Künstler. Tabernakeltüre und Sakraments häuschen tragen Emailarbeiten von Gertrude Stöhr. Die Unterkirche ist Hauskapelle des Seel sorgehauses xmd der katholischen Organisatio nen sowie Wochentagsmeßkapelle. Der Raum entspricht in seiner Größe genau dem Chorraum der Hauptkirche. Bemerkenswert sind Taber nakel und Engelleuchter. Die Emailarbeiten wur den ebenfalls von Gertrude Stöhr ausgeführt, ebenfalls die Kirchentüre mit Darstellungen aus dem Leben des hl. Berthold^®. (Siehe Abb. 6) SIERNINGHOFEN-NEUZEUG (Sty, Pf) Früher mußten die Bewohner von SierninghofenNeuzeug nach Sierning zur Kirche gehen. In bei den Orten stellten die Einwohner Glockentürm chen auf, um wenigstens zum Gebet läuten zu können. In Privathäusern wurden Andachten ge halten. Als 1878 der Girkinger-Stadel abbrannte, gelobte die Bevölkerung nach überstandener Ge fahr den Bau einer Kapelle. Bereits am 5. August 1879 erfolgte durch Franz Joseph Rudigier, Bi schof von Linz, die Grundsteinlegung. Die Weihe vollzog am 8. September 1885 Bischof Ernst Maria Müller, der mit gleichem Datum für das Kirchlein die Meßerlaubnis erteilte. Seit Septem ber 1926 wurde mit bischöflicher Erlaubnis (außer an Sonn- und Feiertagen) täglich zele briert. Die Lourdeskapelle war eine Filiale von Sierning. Der Wunsch, einen ständigen Seelsor ger im Orte zu haben, sollte noch lange nicht erfüllt werden. Mit Rechtswirksamkeit vom 1. November 1941 wurde das Seelsorgegebiet aus der Mutterpfarre Sierning ausgebrochen und unter dem Titel „St. Berthold in Sierninghofen" eine Kooperator-Expositur errichtet. Erster Expositus wurde der damalige Kooperator von Sier ning, H. Johann Kaich, derzeit Pfarrer in Sankt Agatha bei Waizenkirchen. Als Expositurkirche wurde der Kooperator-Expositur einstweilen die Notkirche zu Ehren der Unbefleckten Empfäng nis in Neuzeug zugewiesen. Diese stand im Eigentum des Maria-Lourdes-Kirchlein-Erhaltungsvereines in Neuzeug. Die Urkunde der Expositurerrichtung spricht da von, daß es „eine Hauptaufgabe des Expositus und des Pfarrkirchenrates bilden wird, im Ein vernehmen mit dem Mutterpfarramt bzw. mit dem Bischöflichen Ordinariat für die Errichtung einer würdigen St.-Berthold-Kirche in Sierning hofen Sorge zu tragen". Das Patrozinium für die künftige Kirche stand also bereits fest. Am 2. Fe bruar 1943 kam H. Johann Friedwagner, derzeit Pfarrer von Linz-St. Magdalena, als Kooperator nach Sierning und zugleich als Expositus nach Sierninghofen. Damals kam die Ortschaft Schwaming von der Pfarre Garsten zur Expositur Sier ninghofen, und die Verbundeidieit mit Garsten war schon wegen der Nachbarschaft und der prächtigen ehemaligen Stiftskirche immer sehr stark. Die Leute gingen damals gerne nach Gar sten und besuchten das Grab des hl. Berthold. Einen Anteil bei der Patroziniumswahl hatte auch Dr. Lenzenweger. Damals führte im Bischöfli chen Ordinariat der spätere Landeshauptmann stellvertreter Felix Kern die Agenden. Dieser war aus verwandtschaftlichen Gründen mit Garsten sehr verbunden, zählten doch der Wirt in Schwaming und einige Bauern in St. Ulrich bei Steyr zu seinen Verwandten. Felix Kern hatte damals bei Errichtung von Exposituren als zuständiger Referent der Diözese ein gutes Wort mitzureden. Wie weit sein Einfluß tatsächlich reichte, kann nicht mehr festgestellt werden. In der Folge kam es wegen des Patroziniums und dem Titel der Kooperator-Expositur zu unklaren Auffassun gen, die das Bischöfliche Ordinariat in einem Schreiben folgendermaßen klärte: „Die Expositur Sierninghofen trägt zwar den Titel ,Sankt Berthold', damit ist aber nicht der Kirchenpatron der gegenwärtigen Expositur-Kirche gemeint, sondern nur ein allgemeiner Titel für den gan zen Expositurbereich." Trotzdem wird das Patro zinium beibehalten, denn es heißt in dem Schrei ben weiter: „Wenn gemäß Punkt 7 der Errich tungsurkunde diese neue Expositur-Kirche dem seligen Berthold geweiht wird, dann wird das Vgl. Johann Sturm: Die Kirche des heiligen Abtes Berthold in Scharnstein. Sonderdruck aus „Heimat land", Okt. — Dez. 1957; liegt als Kirchenführer in Scharnstein auf.

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