OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

In beiden Weltkriegen waren die Orgeln durch die Metallpfeifenabnahme in ihrer musikalischen Substanz bedroht. 1917 mußten genaue Beschrei bungen der Orgeln"' an das Bischöfliche Ordina riat Linz gesendet werden. Orgeln, die vor 1800 erbaut worden waren, sollten verschont bleiben. Durch das Bemühen des damaligen Stiftspfarrers P. Gottfried Anzinger (zum Teil auch durch die ungenauen Angaben) konnte auch die Hauptorgel gerettet werden. Er betonte unter anderem, daß die zahlreichen Prospektpfeifen einen wesent lichen Bestandteil der Innenarchitektur bilden, sodaß ihre Entfernung der Schönheit der Barock kirche sehr großen Schaden zufügen würde. Am 12. April 1944 gab das Bischöfliche Ordina riat Linz die Beschlagnahme der Metallpfeifen und der metallenen Windleitungen der Orgeln durch die Reichsstelle Eisen und Metalle in Berlin vom 14. März 1944 bekannt"^. Denkmalpflege rische und kirchliche Interessen und ein sach gemäßer Ausbau sollten berücksichtigt werden. Die Orgeln wurden in vier Gruppen eingeteilt, wobei aber nicht mitgeteilt wurde, nach welchen Gesichtspunkten dabei vorgegangen werden sollte: Gruppe A: zum Ausbau aller Metall teile in An spruch zu nehmen Gruppe B: unter Erhaltung der Spielbarkeit teil weise für den Ausbau in Anspruch zu nehmen Gruppe C: nur im Bedarfsfall wie Gruppe B in Anspruch zu nehmen Gruppe D: in vollem Umfang zu erhalten. Große Verdienste um die Erhaltung der Kirche, der Orgeln und anderer Kunstschätze des Stiftes erwarben sich der damalige Stiftspfarrer P. Fried rich Pfennigbauer (gest. 1968 als Abt von Lilien feld) und der dienstverpflichtete Leiter der Land wirtschaft P. Ludwig Schaubmayr (gest. 1964)"®. Nicht alle Angaben auf den Meldebögen würden genaueren Untersuchungen standhalten; im all gemeinen decken sie sich mit jenen von 1917. Alle drei damals bestehenden Orgeln wurden von der Pfeifenabnahme verschont. Wohl den „schärfsten Zahn der Zeit" hatten diese Orgeln überstanden. StAW, 10. Sept. 1917, Beschreibung der Orgeln in der Stiftskirche Wilhering. StAW, 10. Mai 1944, Meldebogen der Orgeln. Paulus Nimmervoll, Das Zisterzienserstift Wilhering zur Zeit des Nationalsozialismus (60. Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Wilhering 1970).

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