Konzert spielte Karl Waldeck zusammen mit Franz Prestl, dem damaligen Stiftsorganisten von Wilhering, seine ,,Fantasie für zwei Orgeln, in welcher das Choral-Alleluja mit dem Alleluja von Händel und mit dem Osterliede verbunden wird"®^. Am 14. Dezember 1884 fand die Kollaudierung der Orgel durch Karl Waldeck, Franz Prestl, Leo pold Breinbauer, den Stiftspfarrer P. Gottfried Kaiser und den Prior P. Theobald Grasböck statt. Im allgemeinen erntete Breinbauer mit diesem Werk großes Lob°^. Bericht über den Befund der neuen Stiftsorgel bei der am 14. Dezember 1884 vorgenommenen CoIIaudierung der selben. Gegenwärtig waren Herr Waldeck, Domorganist, Herr Prestl, Stiftsorganist, H. Breinbauer, Erbauer der Orgel, H. P. Gottfried und der Gefertigte. Ober die einzelnen durchgenommenen 30 klingenden Stimmen lautet das Urtheil im Allgemeinen, daß sie der Charakteristik wie der Vorschlag sie angibt, vollkommen entsprochen, mit großem Fleiß gearbeitet und kunst gerecht intonirt sind. Kleine Mängel wurden bemerkt beim I. Manual. a) Bordun 16' hie und da ein kleines Nebengeräusch. b) Gamba, einige Töne sprechen zögernd an. c) Gedackt c" schwach. d) Rauschquint nicht ganz ausgeglichen. Beim II. Manual. a) Salicional, die erste Oktav ist etwas stärker als die übrigen, das C ungleich gegenüber den anderen Tönen. b) Dolcissimo die oberen Oktaven sind stärker intonirt als die übrigen. Muß abgeschafft werden. c) Mixtur besteht aus lauter alten Pfeifen wie im Über schlag angegeben ist. Ist von fis angefangen besser aus zugleichen. Beim Pedal. a) Prinzipal 16' h schnarrt. b) dto 8' h schnarrt ebenfalls. Mit dem Voranschlag stimmt nicht überein: a) Quintatön. Voranschlag: tiefe Oktav von Holz. Ausführung: von Zirm. b) Mixtur 5 fach. Voranschlag: alte Zinnpf. Ausführung: neue Zinnpf. c) Zartflöte. Voranschlag: Pfeifen von Fichten — Eichen holz. Ausführung: Ahornholz. d) Prinzipalbaß 8'. Voranschlag: lauter neue Pfeifen. Ausführung: 3 alte Pfeifen für drei neue Blindpfeifen. e) Bombard. Voranschlag: 12 gr. Becher von Holz, die übrigen von 12 löthigen Zinn. Ausführung: alle BeAer von Zink. f) Quintbass. Voranschlag: lauter alte Pfeifen. Ausführung: 4 neue Zinnpfeifen. Quintatön ist 11 löthig, statt 12 löthig. — dafür die tiefe Oktav auch von Zinn, statt Holz. Cornett ist 11 löthig, statt 12 löthig. Mixtur dto war aber aus alten Pfeifen projektirt. Der Wind hat 40 Grad Stärke, für Pleno ausreichend gleichmäßig wirkend. Die 2 Regulatoren sollten nach Vorschlag 6' lang und 3' breit sein; sind in der That 4' lang, 2' breit. Die Manualcopula könnte noch genauer gestellt sein: die Collectivzüge functioniren vortrefflich, sind zweck mäßiger angebracht als im Voranschlage projektirt war. Die Spielart des I. Manuals wird noch erleichtert durch Versetzung des Stützpunktes unter die Tasten, was H. Breinbauer auf seine Kosten ausführt. Die Stimmung bis auf oben bezeichnete Mängel rein. Die Fußbodenplatten sind mit verzinkten Schrauben zu befestigen. Das Werk ist sauber zu reinigen. Die Blindpfeifen im Positiv, das Anstreichen des Spiel tisches, die Wiederherstellung der zur Zinnprobe ange schnittenen Zinnpfeifen kommen auf neue Rechnung des Stiftes. Der Antrag des Gefertigten geht daher dahin: Da H. Breinbauer gerne bereit ist, die beanständeten Register und Töne und die Spielart im I. Manuale auf seine Ko sten zu corrigiren, doch nicht allzugleich, sondern beim Beginn des Frühjahres, und da wegen der wahrgenom menen Abweichungen vom Voranschlag /: oft zu Gun sten des H. Breinbauer :/ der Kostenüberschlag sich etwas ändern dürfte, so soll zuerst der Kostenpunkt endgiltig vereinbart werden, und dann derselbe ihm aus bezahlt werden, bis auf 5 ®/o der ganzen Summe, die er erhalten soll, wenn er die obigen Correcturen vorgenom men haben wird und bei der Zinnprobe seine Angaben sich bewahrheiten. Nach seiner eigenen Zusicherung soll er noch 3 Jahre für durch eigenes Verschulden ent stehende Gebrechen in Obligo bleiben. Stift Wilhering 16. Dezember 1884 P. Theobald Auch der Linzer Domorganist Karl Waldeck ver faßte privat noch ein Gutachten, obwohl er an der Kollaudierung beteiligt war'®: Gutachten über die neue Orgel in der Stiftskirche zu Wilhering. I. Das Windwerk der Orgel ist vorzüglich. Zur Probe desselben wurde in tiefster Lage ein zehnstimmiger Akkord mit Doppelpedal in pleno längere Zeit aus gehalten, wobei der Wind vollkommen ausreichend und gleichmäßig war. 2. Die Mechanik ist eine glücklich angelegte und sicher funktiorüerende. Gefertigter hat die Orgel sowohl StAW, 16. Dez. 1884, Programm. " StAW, 16. Dez. 1884, Kollaudierung der neuen Haupt orgel. — StAW, 14. Dez. 1884, Karl Waldeck, Gut- , achten über die neue Hauptorgel. — StAW, 13. Dez. 1884, Alois Dorfer, Abt, Notiz. — Franz Neuhofer, Leopold Breinbauer (Oberösterr. Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert, 1926), 114—117. " Vgl. Anm. 73.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2