OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

„Das kleine Werk hat einen wunderschönen, silberhell glänzenden, dabei durchaus edlen Klang und füllt trotz seiner Kleinheit den ganzen Kir chenraum®®." Den Hörer und selbst den Fach mann überrascht diese kleine Orgel durch ihren klaren und frischen Klang, der sich beispiellos zu den kräftigen Farben Altomontes mischt. Mehr noch überrascht die Klangfülle dieses In strumentes. Die kleine Orgel vermag den großen Kirchenraum ohne weiteres zu beherrschen, wozu sicherlich der Platz vor dem Querschiff nicht urunaßgeblich beteiligt ist. Daß sie aber keine zu lauten Register hat, geht ischon daraus hervor, daß selbst Anton Bruckner die „angenehmen Stimmen" zu schätzen wußte®®. Die neue Hauptorgel von Leopold Breinbauer Leopold Breinbauer, bürgerlicher Orgelbaumei ster in Ottensheim, fand die Orgel 1883 in einem sehr schlechten Zustand vor, der eine Reparatur nicht mehr zuließ®®. Abt Alois Dorfer betraute hierauf den jungen Orgelbaumeister — er hatte 1882 nach dem Tod seines Vaters und Lehrmei sters Josef Breinbauer die Werkstätte übernom men — mit dem Neubau der großen Orgel. Mit der Planung des neuen Instrumentes wurden der damalige Linzer Domorganist Karl Waldeck und der Organist Friedrich Arnleitner im Vereine mit Leopold Breinbauer beauftragt®®. Der erste Dispositionsentwurf umfaßte ein Instrument mit 28 Registern®^ und läßt erkennen, daß man vor erst einen großen Teil des alten Pfeifenwerkes wieder verwenden wollte. Deutlich tritt aber auch zutage, daß sich Breinbauer sehr stark an der alten Disposition orientierte, was den Schluß zu ließe, daß sich die alte Orgel trotz ihrer tech nischen Gebrechen wegen ihres Klanges noch all gemeiner Beliebtheit erfreute und man den Klang des neuen Instrumentes dem des alten ähnlich haben wollte (siehe Textabb.). Am 5. Oktober 1883 legte Breinbauer einen Kostenvoranschlag über eine Orgel mit 27 klin genden Registern zum Preis von 4760 fl. vor®®. Dieser Plan wurde jedoch verworfen, worauf Breinbauer am 1. Februar 1884 ein neues Anbot vorlegte, demzufolge eine Orgel mit 30 Registern zum Preis von 5779 fl. geplant war®'. Von diesem Preis sollte jedoch noch ein Betrag von 445 fl. abgezogen werden, da ein Teil des alten Pfeifen materials noch brauchbar war. Breinbauer ver pflichtete sich, nur gutes Material zu verwenden und drei Jahre lang die Orgel kostenlos zu be treuen. Im neuen „Kostenvoranschlag", der der Ausfüh rung der Orgel zugrunde lag, schreibt Breinbauer detailliert über Bauart, Klang, Mensur und In tonation der Register. Die Legierungen des zu verwendenden Zinns ist genau festgelegt; bei der Kollaudierung wurde dies auch genau überprüft. Die Holzpfeifen wurden aus Fichtenholz mit Eichendecken (= Vorderseite der Pfeife mit Labium) hergestellt. Viele Metallpfeifen wurden mit Winkel- oder Rollbärten an den Labien ge baut. Eine Neuheit an diesem Instrument stellen die „Collektivzüge" dar. Durch einen Zug können mehrere Register auf einmal gezogen werden; sie tragen die Bezeichnungen: „Pleno Organo",„FF", „Forte", „Mzzf", „Piano", „Auslöser". „Diese Collektivzüge werden mit pneumatischen Hebeln und der Art eingerichtet, daß der gezogene Zug den etwa schon vorher gezogen gewesenen von selbst auslöst. Auch werden dieselben zur Bequemlichkeit des Organisten ober den Klaviaturen am Vorsetzbrett angebracht. Im übrigen verpflichtet sich der Gefertigte, zu diesem Bau durchaus gutes Material zu verwenden, ein solides, dauerhaftes, allen Kunstforderungen entsprechendes Werk samt Aufstellungskosten um den Betrag von 1334 fl. zu liefern und innerhalb 3 Jahren allfällig durch eigenes Verschulden entstehende Gebrechen auf seine Kosten zu beseitigen." Bereits im Dezember des gleichen Jahres hatte Breinbauer die Orgel vollendet, so daß sie am 11. Dezember im Rahmen eines Konzertes zum erstenmal gespielt werden konnte'®. Bei diesem Eberstaller, a. a. O., 94. Soukup, a. a. O. Siehe Anm. 44. StAW, 13. Dez. 1883, Friedrich Arnleitner, Brief an Abt Alois Dorfer. " StAW, 5. Okt. 1883, Leopold Breinbauer, Disposi tionsentwurf und Kostenvoranschlag für neue Haupt orgel. " Detto. " StAW, 1. Febr. 1884, Leop. Breinbauer, Kostenvor anschlag für neue Hauptorgel. °° StAW, 16. Dez. 1884, Kollaudierung der neuen Orgel und Programm des Konzertes. Ein Chronogramm auf der Rückseite des Rückpositivs teilt ebenfalls das Bau jahr mit: „FVnDItVs reConstrVCtIs sVb reglMIne ILLVstrI ALoIsII."

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