OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

möglich gewesen, dieses Register nach der Re staurierung in vollem Umfang wieder einzu bauen. Da bereits Höfer 1844 die Bauweise dieses Regi sters genauso vorfand, ist anzunehmen, daß es schon um die Jahrhundertwende eingebaut wur de. Es wäre zeitbedingt, daß man damals eine sanfte StreicherstLmme zur Choralbegleitung ha ben wollte®". Demzufolge sind auch die ledernen Registerschilder später angebracht worden. Auch die nicht abstellbare Pedalkoppel bedurfte einer Rückführung in den originalen Zustand; an die repetierende Mechanik des Pedals war die Mechanik des Manuals in durchlaufender Reihen folge angehängt, was nicht original gewesen sein dürfte. Die Manualmechanik wurde schließlich ebenso repetierend wie die Pedalmechanik ange hängt, um unterschiedliche Tonzusammenstellun gen zu vermeiden®'. Wie einst die Hauptorgel von 1741 hat auch die Chororgel eine „kurze Oktave". In der großen Oktave fehlen die Töne Cis, Dis, Fis und Gis. Auf der E-Taste klingt C, auf der Fis-Taste D und auf der Gis-Taste E. Im süddeutschen Raum findet man auf historischen Orgeln das Pedal mit den verschiedensten Tonfolgen®^. Oft war es vom vorhandenen Platz in der Orgel oder auch vom Verwendungszweck des Instrumentes abhängig, ob die Pedalregister repetierend oder durch laufend, ob die Töne Fis und Gis in der großen oder in der klemen Oktave gebaut wurden. Lediglich die Anzahl der Tasten schien festgelegt gewesen zu sein; und auch hier gab und gibt es Ausnahmen. Da dem Pedal in der süddeutschen Orgelliteratur keine selbständige Funktion zu kommt — es hat nur einfache Baßfunktion mit mehr oder ixünder langen Orgelpunkten — war es von der Willkür des Orgelbauers und den örtlichen Gegebenheiten abhängig, wie das Orgel pedal gestaltet wurde. Die Tonfolge im Pedal der Chororgel ist folgende: Dieses Pedal hat somit die gleiche Wirkung wie ein gebrochenes Pedal, bei dem die Fis- und GisTasten geteilt waren, sodaß auf der vorderen Hälfte D bzw. E und auf der hinteren Tasten hälfte Fis bzw. Gis gespielt werden konnte. Diese Art einer „kurzen" bzw. „gebrochenen Oktave" setzt besondere Kenntnisse und Ver trautheit des Organisten mit solchen Orgeln vor aus. Im süddeutschen Raum und in Italien treffen wir ständig bei barocken Instrumenten auf diese Bauart. Die Mixtur der Chororgel hat eine eigenartige Zusammenstellung und verdient daher noch ge nauer beschrieben zu werden. Der Terzchor ver leiht der Orgel einen prächtigen vollen Klang. Die Mixturenzusammenstellung: C: 1', Vs', V/ c: 2', IW, r, Vs' c': 4', 2', iVs', iVs' c": 4', SVs', 2%', 2' Hinsichtlich der Orgelliteratur ist eine spezielle Auswahl zu treffen, wobei nicht nur die tech nischen Charakteristika dieses Instrumentes, son dern auch die musikalischen zu berücksichtigen sind. Werke der großen norddeutschen Orgel komponisten (Bach, Buxtehude, Böhm uam.) scheiden völlig aus. Zahlreiche Komponisten aus Süddeutschland und Österreich haben imzählige Werke für diesen Orgeltyp geschaffen. J. Pachelbel, J. K. Kerll, Fr. X. Murschhauser, J. E. Eberlin, die beiden Muffat, J. J. Froberger, J. J. Fux uam. schrieben wertvolle, doch nicht populäre Werke. Nicht zu übersehen ist auch die italienische Orgel literatur, die auf diesem Instrument mustergültig dargestellt werden kann. Von der Zuneigung Anton Bruckners zu diesem Instrument war hier schon die Rede. Auch an dieser Orgel wird er sich eher als Improvisator gezeigt haben, als welcher er zu dieser Zeit hohen Ruf genoß. Gerade in dieser Form des kunst vollen Orgelspiels wird sich den Organisten aller Epochen ein großes Feld an Möglichkeiten an diesem kleinen Instrument eröffnen. D E B eis dis Fis Gis C F GAHCDEFGA Freundliche Mitteilung von Ing. Egon Krauss, Inns bruck. StAW, 1951—1953, Restaurierung der Chororgel. Be richt 2 (10. 2. 1953). Haselhöck, Orgelsdiatz, 144—146. — Alois Forer, Orgelrestaurierung (Singende Kirdie 15/3, 1968), 117. 118

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