OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

Die Chororgel /»ist mit einem derart reichen Figurenschmuck ausgestattet, wie er selbst in jener schmuckfreudigen Zeit nicht so bald wieder anzutreffen ist"®®. Die drei großen Pfeifenfelder sind von heiteren, jubelnden Putti (siehe Abb. 3) eingerahmt. Als Krönungsfigur der Chororgel ist König David mit der Harfe (siehe Abb. 2) zu sehen, dem der hl. Bernhard als Hauptfigur auf dem Schalldeckel der Kanzel gegenübersteht. Die originale Disposition dieses Werkes ist nicht belegbar; es lassen sich jedoch rückschließend auf den Zeitstil berechtigte Vermutungen über die Klanggestalt dieses Instrumentes anstellen. Nach verschiedenen Untersuchungen darf die heutige Disposition als original angesehen werden. Die Veränderungen dieses Instrumentes, die aller dings nicht genau belegjbar sind, waren nicht be deutend. Bei der Restaurierung durch Wilhelm Zika im Jahre 1953 hat sich lediglich das Register Alba 8' als nicht original erwiesen, weshalb es auch entfernt wurde. Die goldbedruckten Lederschildchen neben den Registerzügen (siehe Abb. 4) tragen folgende Aufschriften: Rechts vom Notenpult in senkrechter Anordnung: Principal 8 Fuß Quinte 3 Fuß et Super Octav 2 Fuß Mixtur 1 Fuß et 4 Fach Octav 4 Fuß Links vom Notenpult: Octav — Baß 8 Fuß Pordun — Baß 16 Fuß et Alba 8 Fuß Flauta 4 Fuß Flauta 8 Fuß Über die Kosten dieses Instrumentes liegen keine Unterlagen vor. Lediglich in einem Inventar, das anläßlich der Wahl des Abtes Alan Aichinger am 22. 11. 1753 angelegt wurde, scheint der Name Nikolaus Rummel in der Spalte „Schulden hin aus" mit einem Guthaben von 1000 fl. auf"'. 1000 fl. wäre aber ein zu hoher Betrag für die kleine Orgel gewesen, für die Rummel kein Ge häuse beistellen mußte. - Nach dem Tode des Abtes Johann Bapt. IV. Hinterhölzl belief sich der Schuldenstand des Klosters auf über 120.000 Gulden«®. Es wäre also denkbar, daß verschiedene Handwerker ihr Guthaben durch eine Anleihe noch vergrößerten«®. Die erste Reparatur, die belegbar ist, führte ihr Erbauer 1762 durch^®. Dem Entgelt nach zu schlie ßen — Rummel erhielt für die Reparatur beider Orgeln 14 fl. — waren es nur kleine Wartungs arbeiten. Die Reparatur vom Jahre 1771, eben falls von Rummel ausgeführt'', war jedoch um fangreicher. Für die Reparatur der Chororgel allein erhielt Rummel 100 fl. Wahrscheinlich mußte er sie damals wie auch die Hauptorgel tiefer stimmen. Eine weitere Reparatur an der Chororgel führte der Orgelbauer Matthäus Höfer 1844 durch. Ein kleiner eingeklebter Zettel in der Chororgel weist darauf hin: „Bey der Reparatur dieses Orgelwerkes wurden 3 ganz neue Blasbälge, Abstractur ganz neu geleimt und reno viert, die Kanälle, Windlade, Pfeifen und Claviatur und Stimmung geschehen im Jahr Christi den 17. September 1844. Matthäus Höfer, Orgelbauer in Niederwaldkirchen. Die Gesellen waren Josef Pertoizka, Allois Schnepf und Christof Erlich." Dabei legte er auch von dieser Orgel eine genaue Beschreibung an'®. Zunächst erläutert Höfer die Anbringung der Orgel an der Mauer über dem Chorgestühl. Genauer beschreibt er die Windladenbauart für Manual und Pedal: „Das Manual und Pedal ha ben nur eine Windlade mitsammen; nur mit dem Unterschied, daß das Pedal eigene Ventiele mit abgeschlossenen Cancellen hat; damit das Pedal allein gespielt werden kann bis auf das Register Alba, welches immer mit dem Pordun-Baß klingt und zusammen einen Registerzug ausmachen. Jedes Manual Register wenn es gezogen wird klingt allzeit mit dem Pedal." Als Reparaturen führt er die Neuanfertigung dreier neuer Blasbälge und eines Windkanals an; weiters belederte er die Ventile, erneuerte die Pulpetten, Ventilzüge und Federn. Im übrigen führte Höfer nur Wartungsarbeiten durch und nahm keinen Eingriff in die klangliche Substanz «" Eberstaller, a. a. O., 94. «' StAW, 22. Nov. 1753, Inventar anläßlich der Wahl Alan Aichingers zum Abt. «« Stülz, a. a. O., 359. — Söllinger, a. a. O., 514 «® Diesen Hinweis verdanke ich Herrn Dr. Wilhelm Rausch, Linz. Vgl. Anm. 50. " Chronogramm im verglasten Bilderrahmen im Spiel schrank der Chororgel, vgl. Anm. 51. Siehe Abb. 5. " Bibliothek Wessely, Wien, Nachlaß Schwaiger, Ms 79.

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