Der Spieltisdi war sicherlich — wie der jetzige — direkt an das Brüstungsgehäuse des Positivs an gebaut. Die erste Reparatur, die nachweisbar ist, dürfte nur aus kleinen Wartungsarbeiten bestanden ha ben. Nikolaus Rummel erhielt 1762 für die Ar beiten an beiden Orgeln 14 fl.®®. Über eine wei tere Reparatur berichtet ein kleines Chronogramm, das sich in einem kleinen verglasten Bilderrahmen im Spielschrank der Chororgel be findet (siehe Abb. 5). Demzufolge wurden beide Orgeln 1771 von Nikolaus Rummel repariert. Welche Verbesserungen Rummel bei dieser Re paratur vorgenommen hat, ist nicht mehr in Erfahrrmg zu bringen. Möglidaerweise mußte er beide Orgeln tiefer stimmen, was zu dieser Zeit häufig geschah. Für seine Arbeit bezog er 650 Eine weitere Reparatur ist vom Jahr 1844 über liefert; der aus Niederwaldkirchen stammende Orgelbauer, ein Autodidakt, Matthäus Höfer legte damals genaue Beschreibungen beider Or geln an®^, die für uns heute von großem Wert sind, da sonst kein früheres Dokument vorhan den ist, das genaueren Aufschluß über die Bauart der Orgeln gäbe. Höfer beschrieb auch detailliert die Reparaturarbeiten, die Veränderungen, die er vornahm, und den Zustand der Instrumente. Höfer nahm Reparaturen an den Bälgen, Wind kanälen, Windladen und Ventilen vor. Nach sei nen Angaben waren die „Cancellen zu enge, die Ventiele zu kurz, der Windstoß zu schwach, die Pulpetten zerrissen, die Spannfedern verrostet und verbogen". Daher hat er „die Cancellen er weitert, die Ventile mehr als um die Hälfte ver längert., den Windstoß merklich verstärkt, die Pulpetten, Spannfedern und Verspündungen ganz neu gemacht". Außerdem hat er die Pedal stimme Quint-Copl 6', „in welcher die Pfeifen ganz verwurmt und ohne Wirkung waren, her ausgenommen, imd anstatt derselben ein neues Zungenwerk Bombarton 16 Fuß; mit messinge nen Mundstücken und neuem Pfeifenstock ge macht. Soeben ist auch die Pedal-Mixtur, welche sehr schwach intoniert war, um 6 Schuh weiter hinauf mit Zusetzung von 2 neuen Pfeifenstöcken, angeschraubten Conducten imd Pfeifenbrettern versetzt worden". Weiters hat er „die PedalPfeifen gehörig intoniert und labiert, so auch neue Vorschläge gemacht". „Die meisten Baß-Pfeifen waren bei der Mündung ganz verschnitten und vergringelt, daher dieselben mit neuen Aufsetzen gehörig verlängert worden sind." Ebenso wurde das Pedal erneuert und die alten Stecher aus Holz durch neue mit messingenen Stiften rmd Ansatzknöpfchen ersetzt. Unter Punkt 6 erwähnt Höfer in seinen Aufzeichnungen die Verlängerung von Pfeifen. „Von zinnernen Pfeifen, welche ganz verbogen und verschnitten waren gut ausgerich tet, und diejenigen welche zu kurz waren oben angestückelt, danüt sie auf solche Art die gehö rige Länge zur reinen Stimmung erhalten haben." Es ist also anzunehmen, daß Nikolaus Rummel bei der Reparatur 1771 die Orgel tiefer gestimmt hat, diese Arbeit jedoch nicht fachgemäß aus geführt hat. „Auch waren im unteren Manualkasten die im Prospekt stehenden 3 größeren Zinnpfeifen ganz stumm, weil nie eine Windleitung dazugeführt war: daher dieselben jetzt durch Zuisetzung neuer Conducten zum Bordun Copl 16 Fuß das tiefe A, B, H in 16 Fuß gehörig ansprechen." Um dem Wurmfraß vorzubeugen, wurden die Holzpfeifen mit Beize behandelt; die Zinnpfeifen wurden ge reinigt und poliert. Letztlich „Ist das ganze Orgelwerk wieder zusammengesetzt, rein into niert, temperiert, /: Partition :/ und gestimmt worden". Höfer entfernte auch die Manualschiebekoppel und ersetzte sie durch einen Registerzug. „So wenn man mit der rechten Hand auf dem Oberen Ciavier spielt, mit der linken Hand den Register knopf herauszieht, auch das obere mit dem unte ren Werke coppuliert werde." Auch der Einbau eines „Kalkantenzuges" wird hier erwähnt. Interessant ist, wie Höfer den Klang der einzel nen Register charakterisiert; aus seiner statistisch angelegten Beschreibung geht auch hervor, aus welchem Material und wie die einzelnen Pfeifen gebaut worden sind. Fast zur Gänze bestanden StAW, 1760, Kamerey Wilheringsches RedinungsRapulare von 1760 bis inclus. 1778. 1762 Nr. 17 (25. 4. bis 1. 5.). StAW, 1760, Kamerey Wilheringsches RechnungsRapulare von 1760 bis 1778. 1771 Nr. 50 (8. bis 16. 12. 1771): An Rumel Orgimacher in Linz vor Reparirung und Renovirung der Figuralorgel 550 fl. dan vor die Choralorgel 100 £1. zusammen 650 fl. Bibliothek Wessely, Wien, Nachlaß Schwaiger Ms 78 und 79.
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