OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

Passau bezogen haben^^. Nicht etwa weil die bodenständigen Meister der Qualität auswärtiger Werkstättenarbeit nachgestanden wären, sondern weil unzählige Handelsbeziehungen zwischen den Klöstern und Passau bestanden haben. Die Donau war ein günstiger Verkehrsweg, sodaß es möglich war, daß Passauer Meister Orgeln bis vor die Tore Wiens lieferten^^. Ursprünglich war Joseph Matthias Götz aus Pas sau als Architekt der neuen Kirche ausersehen worden. 1734 jedoch brach der neue Abt die Ver bindung mit ihm ab, was Götz in einem Brief sehr beklagte^*. Die drei Entwürfe, die Götz an gefertigt hat, sind mitsamt den dazugehörenden Beschreibungen verlorengegangen^'. Demzufolge stammte von ihm auch ein Riß für Orgel und Positiv^®. Auch für die Stiftskirche in Zwettl ent warf Götz das Orgelgehäuse*''. Laut Vertrag mußte meistens der Orgelbauer selbst für die Herstellung eines Orgelgehäuses Sorge tragen und selbst einen Bildhauer damit beauftragen — wie es bei der Orgel in Zwettl der Fall war. In Wilhering waren jedoch zwei Laienbrüder, Eugen Dümge und Johann Bapt. Zell, als Stiftstischler tätig*®, was die Vermutung nahe legt, daß diese das Orgelgehäuse (siehe Abb. 1) nach den Plänen von Götz angefertigt haben. Die Schleierbretter mit dem herrlichen Bandwerk deuten allerdings klar auf passauische Herkunft. In Wilhering ist die großartige Konzeption durch einen Blick deutlich erkennbar. Angefangen von den grauen Marmorsäulen zum herrlichen Schnitzwerk der Brüstung hinauf zum Haupt gehäuse, dessen beide Kästen durch einen bogen förmigen, eine Uhr umfassenden Zierat verbun den sind. Die dreiteilige Aufstellung des Gehäuses darf im süddeutschen Raum als klassisch bezeichnet wer den*®. Vor allem in Böhmen, Niederösterreich, Wien und vereinzelt auch in Oberösterreich (Michaeierkirche in Steyr, Karmelitenkirche und Alter Dom in Linz, Stiftskirchen von Gleink und Wilhering u. a.) finden wir diesen charakteristi schen, aus zweigeteiltem Hauptgehäuse und Brü stungspositiv bestehenden Orgeltyp. Die Ursache dieser äußeren Gestaltung der Instrumente war das große Westfenster, das die Hauptlichtquelle der hochbarocken Kirchen ist (siehe Abb. 1). Die Disposition dieses Werkes ist uns nicht original überliefert. Das früheste Dokument, das eine Disposition dieser Orgel berichtet, ist die Beschreibung von Matthäus Höf er vom Jahr 1844. Die Disposition dürfte bis dahin kaum eine Veränderung erfahren haben. Hauptwerk: Positiv: Principal 8' Copl 8' Bordun Copl 16' Dolce suono 8' Plockflöte 8' Principal 4' Piffara 8' Flauta 4' Salicional 8' Octav 2' Fugara 4' Mixtur IV2' 3-fadi nral' . Quint 3' Contra — Principal — Baß 16' Super Octav 2' Pordun - Baß 16' Mixtur 1V2' S-fach Principal 8' Cimbel 1' 3-fach Octav - Baß 8' Quint — Copl 6' Quintatön 8' Superoctav 4' Mixtur 3' 4-fa(ii Koppel Positiv zu Hauptwerk (Schiebekoppel) Die Manuale hatten 45 Tasten, das Pedal 18 mit 18 Tönen. In der Großoctav fehlten also die Töne Cis, Dis, Fis und Gis; die kleine Oktav des Pedals reichte bis a. 1518 baute Michael Rytzinger ein Hornwerk für das Stift Kremsmünster. 1624 lieferte Andreas Putz eine Orgel für dasselbe Stift. Andreas Putz ist audi mit Orgelbauten im Stift Schlögl (1634), in der Pfarr kirche Rohrbach i. M. (1635) und im Stift Lambach vertreten. 1662 erhielt das Stift Baumgartenberg eine Orgel von einem Passauer Meister. Johann Georg Freundt arbeitete im Stift Lambach (1668), Stift Schlögl (1665), Leop. Freundt im Stift Kremsmünster (1680 und 1697), in der Pfarrkirche Viechtwang (1683) und im Stift St. Florian (1699 und 1712). Orgelwerke Joh. Ignaz Egedachers standen in den Stiftskirchen Garsten (1707) und Kremsmünster (1735/36), in den Pfarrkirchen St. Ulrich bei Steyr (1703, Stift Garsten), Rohrbach i. M. (1723) und Stadl-Paura (1720—1723). Joh. Georg Freundt baute 1642 die große Festorgel für das Stift Klosterneuburg. ** Rath, Baugeschichte (Kirchenkunst 7/2,1935), 54. " Rath, Baugeschichte (Kirchenkunst 7/2, 1935), 52. Hier ist das fallweise Vorhandensein der Plöne und Be schreibungen erwähnt. Rath, Baugeschichte (Kirchenkunst 7/2,1935), 52. Paul Buherl, Die Kunstdenkmöler des Zisterzienser stiftes Zwettl (ÖKT 29, 1940), 68. — Haselbödc, Orgelschatz, 47. *« Vgl. Anm. 33. Haselbödc, Orgelschatz, 30—34.

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