Die Abrahmgefäße Mit 3 Abbildungen Früher erzeugte man die Butter am Bauernhof in Stampf- oder Rührbutterfässem. War sie fer tig, nahm die Bäuerin die Butterbrocken aus dem Faß und schupfte sie in einem Molterl zu einem Striezel, oder sie knetete sie mit der Hand. Die zurückbleibende Buttermilch — mit kleinen Butterklümpchen — galt als Delikatesse. Die Butter wurde in Modeln gepreßt oder, mit dem Butter rädchen verziert, in Krenblätter eingewickelt und so am Wochenmarktstag am Markt feilgeboten. Zur Erzeugung von einem Kilogramm Butter benötigt man ca. 22 Liter Milch oder 6 bis 7 kg Rahm. Nun war seit jeher die Frage, wie man den Rahm, der zur Buttererzeugung benötigt wird, von der Milch trennen kann. In frühester Zeit ließ man die Milch einfach in Häfen stehen, und nachdem sich der Rahm oben abgesetzt hatte, wurde er mittels eines Löffels abgeschöpft und in ein Rahmhäfen zur Aufbewahrung geschüttet. Bei diesem Vorgang wurde immer wieder ein Teil des Rahms durch die Bewegung mit dem Löffel mit der Milch vermengt. Es konnte daher nicht der gesamte Rahm von der Milch abgeschöpft werden. Ein anderes Mal kam wieder zu viel Milch mit dem Rahm in das Aufbewahrungs gefäß. Nun haben findige Handwerker (Töpfer), sicher auf Anregung von Bäuerinnen, Gefäße geformt, mit denen man die Milch ablassen konnte, ohne daß sich der Rahm wieder mit dieser vermengte. Sie erzeugten wohl anfangs rrmde Gefäße auf der Töpferscheibe. Am Boden formten sie einen Auslaufstutzen (siehe Abb. 1). Dieses Auslauf loch wurde mit einem Holzstöpsel, der mit einem feuchten Leinenflecken überstülpt wurde, ver schlossen. Später verwendete man auch Kork stöpsel. In diese Gefäße schüttete man nun die frische Milch und ließ sie — meistens in der Vorrats kammer — ruhig stehen, bis sich der Rahm von der Milch abgesetzt hatte. War dies erfolgt, wurde die Milch abgelassen und die Rahmmen ge blieb im Gefäß zurück. Diese schüttete man mm in die vorhandenen Rahmhäfen, die man „Herl" nannte. Sobald man die genügende Menge Rahm ge sammelt hatte, konnte man mit dem Butterrüh ren beginnen. Die Menge richtete sich natürlich nach der Größe des Butterfasses, und dieses war wieder nach der Größe des Bauernhofes verschie den. In großen Bauernhöfen fiel durch die große Anzahl der Kühe täglich sehr viel Rahm an, daher konnten diese Bauern schon aus dem Süßrahm Butter erzeugen. In kleineren Betrie ben dauerte dies natürlich länger, und der gesam melte Rahm wurde — besonders im Sommer — sehr bald sauer. Dieses Sauerwerden hatte aber einen Vorteil, derm man mußte nicht so lange rühren, bis die Butter fertig war. Durch das Sau erwerden erfolgte nämlich eine schnellere Auf spaltung des Fettes; damit war allerdings eine viel kürzere Haltbarkeit der Butter verbunden. Da sich der Rahm auf einer großen Oberfläche schneller und besser von der Milch absetzt, ist man dazu übergegangen, großflächigere Gefäße zu erzeugen. Man ließ sich von den Hafnern viereckige Ablaufgefäße herstellen. Eine beson dere Art von diesen waren jene, welche einen schiefen Boden hatten, das heißt, der Boden senkte sich zur Ausflußöffnung (Abb. 2). Das bewirkte ein leichteres Ausfließen der Milch bzw. eine bessere Trennung zwischen Milch und Rahm. Da die Gefäße aus Ton oder Keramik sehr leicht brachen, ist man später zu Gefäßen aus BleA übergegangen, die auch das Ende dieser Periode darstellten (Abb. 3). Die Zentrifuge löste die Abrahmgefäße ab, denn man konnte mit dieser die Milch sofort vom Rahm trennen und den Rahm entweder in die Molkerei liefern oder selbst Butter erzeugen. Heute ist auch die Zentrifuge vom Bauemhof verschwunden, denn es wird nur mehr FrisAmilch in die Molkerei geliefert, in der die länger haltbare Molkereibutter hergestellt wird. Fritz Thoma
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