Nur wenige Objekte aus der Münchner Auktion konnten hier ausführlicher besprochen werden. Immer wieder kommen Verbindungen mit Österreich zum Vorschein. Im Stammbuch von Josephine Vogl, das ihr eine Freundin 1856 ge schenkt hatte, sind Eintragungen in deutscher, französischer und italienischer Sprache aus Mai land (1857/59), Verona (1860/61) sowie aus Graz, Gmunden und Wien (1862) enthalten. Viele Offiziere haben in dem Stammbuch unter schrieben, darunter Feldmarschall J. W. von Radetzky. Aber beschließen wir den Bericht mit einem kuriosen Stück, auch wenn dieses nicht mit Österreich oder gar mit dem Land ob der Enns in Verbindung steht: Paul Freiherr von Hügel und sein Bruder Alexander unternahmen, begleitet von zwei Damen, 1869 eine Ägyptenreise, Her zog Alexander von Württemberg, k. u. k. Gene ral der Kavallerie, verfaßte nach den Berichten der Reisenden die Verse und illustrierte das Al bum. „Dann in Cairo angekommen Raschen Flugs in kurzer Zeit, Ward man in Empfang genommen, Col'nel Stanton stand bereit." Der Knittelvers täuscht, nicht das Flugzeug, son dern Schiff und Eisenbahn sind die Verkehrs mittel dieser Reise gewesen und werden in den 75 Aquarellen des humorvollen und amüsanten Büchleins verherrlicht. Unberücksichtigt blieben bisher die Wappenhücher. Es sei darauf hingewiesen, daß sich ein Band mit 54 Wappen der niederösterreichischen Regimentsräte imd der Kammerräte auf der Versteigerrmg befand, um 1590 angelegt und bis 1602 fortgesetzt, in dem auch Geschlechter aus dem Land ob der Enns enthalten sind, etwa Hanns Bernhard Löbl, Steffan Freiherr von Haimb Herr zu Reichenstain, Leonhard Hel fried von Meggau zum Creutz (recte: zu Kreu zen), Joseph Sigharter von Leobenbach, Wilhelm Seman von Mangem zu St. Peter in der Au, Christoph Schalnperger auf Biberstein und Luftenberg, aus dem Juristenstand Dr. Veit Spindler, Dr. Elias Corvinus, Dr. Ulrich Khren von Khrenburg, schließlich der niederösterreichische Kam merpräsident Freiherr Helmhart Jörger, Oberster Landhofmeister in Österreich ob der Enns, tmd unter den Kammerräten Christoph Freiherr von Haimb Herr zu Reichenstain. Ein ähnliches Stück war die Wappentafel des Wilhelm Bernhard von Friedesheim zu Lengen feld, der von 1588 bis 1593 Regimentsrat war, hierauf Verordneter der niederösterreichischen Stände (gestorben 1605), „ein gelehrter, beson ders der geschichten wol kundiger herr". Dieser hatte es aus eigenem Antrieb übernommen, einen „Catalogus und Wappen-Buech etlicher kayserlicher Räth und Regenten des Regiments der Niderösterreichischen Lande von Herren-, Ritter und Gelehrten-Stand, so viel deren unter Kaiser Ferdinande, Maximiliane II. und Rudolphe II. von anno Christi 1529 an mit etlichen ihren Symbolis imd Landsart auch Dienst- und Absterbenszeit erkundigt worden bis auff anno Christi 1600 zu colligieren". Es ist durchaus denkbar, daß auch das vorgenannte Wappen buch mit den Forschungen Friedesheims in Ver bindung zu bringen ist. Auf der Auktion erziel ten jedenfalls eine Kopie der Wappentafel mit 116 Wappen verschiedener Länder und die 99 Pergamentblätter mit 197 Wappen in einem Goldschnittband einen angemessenen Preis. Unter den illuminierten Manuskripten der glei chen Versteigerung befand sich ein Austriacum von besonderem Wert. Eine Porträtgalerie ver einigte Deckfarbenkopien von 240 Bildnissen in einem Ledersammeiband. Das Riesenwerk war von der Familie Beck von Leopoldsdorf in Auf trag gegeben worden. Mit Dr. Marx Beck war dieses Geschlecht in Österreich heimisch gewor den, dieser hatte das Gut Leopoldsdorf bei Wien gekauft, das Adelsprädikat erhalten und war von 1539 bis zu seinem Tode 1553 Kanzler des Re giments gewesen. Auch dessen Enkel Joachim war als Regimentsrat tätig (1595—1597) und wurde zusammen mit seinen Brüdern Hannibal und Marx in den Freihermstand erhoben (1597). Unter diesen wird wohl der Initiator der Por trätgalerie zu suchen sein, die sicher von Erzher zog Ferdinands Ambraser Porträtsammlung und von der allgemeinen Freude am Bildnis in der Renaissancezeit angeregt worden war. Nicht die zahlreichen Herrscher-, Feldherrn- und Gesand tenporträts interessieren uns hier, sondern das Bildnis des Wolff Jörger zu Toledt, Ritter, Lan-
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