Formschneiders Hans Jobst Spörl aus Augsburg zu vergleichen, in dem um 1600 verschiedene Maler, Drechsler, Goldschmiede und Formschnei der sich verewigten, oder mit dem des Malers und Wachsbossierers Otto Christian Sahler, der in Dresden und 1770 bis 1792 als Lehrer in Ber lin an der dortigen Akademie wirkte. Aus dem 18. Jahrhundert waren zahlreiche Stu dentenstammbücher auf der Auktion, einige mit köstlichen Bildern des Lebens in den Universi tätsstädten. Wenn sie auch bei An- oder Abreise verwendet wurden, konnten gelegentlich auch österreichische Eintragungen enthalten sein, wie bei Martin Gottlob von Beulen aus Kronstadt, bei dem neben elf Deckfarbenminiaturen aus Jena zwischen März und Mai 1751 die Orts namen Wien und Linz vorkommen. Aus einem ganz anderen Umkreis kam das Stammbuch des Schauspielers August Thymm. Dieser war olfenbar an vielen Provinztheatern beschäftigt, wo sich die Kollegen und Kollegin nen, aber auch die Souffleure und anderen Thea terangehörigen verewigten. Die frühesten Ein tragungen (1798) darin stammten aus Passau und Linz (der Souffleur!), dann aus Klagenfurt (1801), Wiener Neustadt (1806), Troppau (1807/09), Brünn (1809/10, 1816) und Wien (1825) etc. Neben Aquarellen von den Wiener Malern Engert, J. Günther und Speike sind sechs Silhouetten, 24 Zeichnungen sowie eine Paillet tenstickerei in dem liebenswürdigen Biedermeier büchlein enthalten. Die napoleonische Zeit brachte wieder kriege rische Eindrücke in die zarte Welt des Stamm buches. Ein Weinhold aus Niederösterreich hat sich bei den Eintragungen in sein Stammbuch mit den politischen und militärischen Ereignissen be schäftigt, so mit der Einquartierung Davousts vom 9. November bis 2. Dezember 1805 in der Peter von öhlmayerschen Glasfabrik nächst Tür nitz in Niederösterreich, mit Plünderung, Frie densschlüssen, Schlachten usw. Die Ortsanga ben nennen St. Pölten, Zwettl, Viehofen. Ma dame Lenoble, geborene Gräfin Klobusicky, hat auf das Lederetui ihres Stammbuches die In itialen prägen lassen: „M.L.V.E.G.G.V.K. 1806", die Eintragungen stammen fast ausschließlich aus Bad Aussee, nur gelegentlich aus Linz (Alois Kapler, 1. August 1813), aus Ischl, aus Liezen und dem nahegelegenen Trautenfels. Auch einige frühe Lithographien liegen neben 23 Aquarel len, verschiedenen Feder- und Tuschzeichnungen dem Stammbuch bei. Wieder zu den Lincensia zählt das Stammbuch von Carl Leopold Planck aus Linz (14.11.1802 — 17. 1. 1868), das in den Besitz der Familie zu rückgekehrt ist. Es umfaßt die Jahre 1821 bis 1825, enthält Eintragungen verschiedener Fami lienangehöriger (Bruder Eduard Planck, Onkel Franz Xaver Planck, Schwestern Fanni und Maria), anderer bekannter Familien aus Linz (Kapler, Wurmser, Purschka usw.), in der Hauptsache aber von der Ausbildungszeit am Handelshaus J. v. Hoeslin in Triest. „Erinnerung der Freundschaft und den glücklichen Stunden der Vergangenheit hedhg" sagt der gedruckte Titelkupfer. Am 9. Juli 1825 verließ Carl Planck Triest — sein gepflegtes Stammbuch gibt heute noch einen Einblick in die Lehrjahre eines Man nes, der im Linzer Wirtschaftsleben (seit 1841 Gesellschafter der Firma J. M. Scheibenpogen's Eidam, später Bank für Oberösterreich und Salz burg!) noch eine bedeutende Rolle spielen sollte. Wie eng auch Oberösterreichs Städte mit welt politischen Ereignissen zusammenhingen, illu striert ein Stammbuch der Friderike von Dorn feld aus Steyr. Es beginnt mit Eintragungen von Carl Eugen Fürst Lamberg und Gattin Friede rike Sophie geborene Prinzessin Oettingen-Wallerstein von 1823, dann folgen deren Tochter Wilhelmine Friederike Lamberg, zahlreiche Ver wandte xmd Bekannte, darunter der spätere Ju stizminister Anton Hye, der Dichter und Politi ker Alexander Julius Schindler u. a. Einen beson ders interessanten Teil des Stammbuches bilden die Einträge polnischer Offiziere, die im Laufe der polnischen Revolution von 1830 gegen Ruß land in Österreich interniert wurden, darunter der Adjutant des berühmten Generals Dwernicki, Major Roman Szarnowski, ferner Oberstleut nant Stanislaus Osinsky, ein Artillerieolfizier Stephan Grottowski, Leutnant Adolph Roiciszewski, Joseph Keszycki u. a. In seinen Memoi ren rühmte General Dwernicki die freundliche Aufnahme in Steyr, von der auch dieses Stamm buch Zeugnis ablegt.
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