OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

wurden aus Europa in die Türkei eingeführt und dort in verschiedener Art präpariert. Die Be handlung mit Aher verheh ihnen Glanz, es gibt darunter auch purpurfarbene Papiere, feinst mit echtem Gold gesprenkelt — eine Technik, die aus dem fernen Osten kam —, femer Tunkpa piere, sog. Handmarmorpapiere, sowie Silhouet tenpapiere, bei denen zu einem farbigen Schrift raum eine Rahmung an drei Seiten mit Ranken werk aus Pflanzen und Ornamenten in zarten grünen und roten Farbtönen hinzukommt. Die 62 Einträge von Deutschen sind mit Ortsbe zeichnungen Adrianopel, Konstantinopel, Insel Sillibrea usw. versehen. In Komorn begonnen, endete die Reise in Bologna. Auch der aus Nürn berg stammende Kaufherr Caspar Spangenberg, offenbar in Antwerpen ansässig, hat Eintragun gen aus Regensburg, Krems und Komorn in seinem Stammbuch. Michael Sperl wieder hatte 1587 in Graz studiert, kam aus Wolfenbüttel wieder in die Steiermark zurück, wo er Präzeptor von zwei Grafen Trauttmansdorff wurde (1591—1596). Am Anfang des 17. Jahrhunderts war er protestantischer Prediger in Schwarzen bach und Hochwolkersdorf in Niederösterreich; er unterhielt Beziehungen zu seinen Amtskolle gen in der Oedenburger Gespanschaft (Rechnitz, Kobersdorf usw.). Auch in den Südosten zog der Augsburger Jurist Abel Prasch, dessen Stamm buch in Lauingen, Jena und Wittenberg (wo er 1594 Magister wurde) begann. 1598 reiste er über Linz und Graz nach Raab, 1599 war er in Losenstein, 1600 in Vöcklabruck. Berühmte Uni versitätslehrer, Gelehrte (Maestlin) und Musiker (Gumpelzheimer) sind darin ebenso zu finden wie Adelige, auch ein Polheimer. Vielleicht aus Göppingen gebürtig war Hans Georg Mergen thaler, der 1591 an der Salmschen Apotheke in Sintha (= Schintau, Sempte, Ungarn) tätig war. Von 1595 bis 1597 war Mergenthaler Apothe ker in Melk, dort brechen die Eintragungen ab. Zu den bedeutenden Lincensia gehört das „Stammbuechel Wolfgangen Schaunberger Von Gmunden zugehörig 1594", das sich das Ober österreichische Landesmuseum sichern konnte. Der Eigentümer, kaiserlicher Mautverwalter zu Linz, ist mit Bildnis und Wappen im Buche ver ewigt, die Hauptzahl der Einträge stammt aus den Jahren 1592 bis 1610 und rührt von Beam ten, Angehörigen der Stände oder Bürgern her. Genannt seien der landständische Kriegsdienst mann Hans Pehr von Erms (1596), der „Lands diener" Benedict Faßwald (1598), die in der Land kanzlei beschäftigten Joachim Hohenkircher und Hans Adam Matlseder (1607), der Expeditor Paulus Trauner (1596), Niclas Rueprecht Griennauer (1596), die Vizedomischen Diener Hans Ulrich Pender von Passau (1597) und Hans Rich tersperger (1606), der Reichshofkanzleischreiber Hans Pramhover (1600), der Salzamtsverwandte Hans Möckhel (1605). Hans Gleich, Ratsbürger von Linz, ist mit seinem Wappen und der abge kürzten Devise „ANGW" (Alles nach Gottes Willen?) 1608 vertreten. Ferner sind von Linzer Personen Sigmund Lerpaumb (1593), Leutnant Sigmund Schmuckher (o. J.), Andreas Wolf von Auerbach (1594), Antonius Eckhardt (1606), Georg Underweger (o. J.) und Wolf Georg Guminger (1608) zu nennen. Die reizvollen Illu strationen, einmal eine Gondel mit vier Musikan ten (Michael Springinklee 1596), einmal eine Schlittenfahrt (Trauner 1596) u. a., köimen von den im Buch genannten Malern stammen: Mi chael Wunder, Maler in Linz (o. J., mit Maler wappen), Veit Plaicher, Maler zu Linz, mit einer selbst gemalten Darstellung aus dem 2. Buch der Könige 20 (25. 3. 1597; dargestellt ist die Krankheit und Lebensverlängerung König Hiskias). Die folgende Eintragung vom gleichen Tag stammt von Agnes Playcherin, „Malierin zu Linz", und zeigt eine Aktfigur, die ein Malerwap pen hält. 1613 ist schließlich Joseph Abermdt, Maler (in Passau) darin genannt. Aber nicht nur für Linz, auch für Wels ist ein derart interessantes Stammbuch von der Münch ner Versteigerung hier zu erwähnen. Hans Hein rich Sumatinger, Stadtschreiber zu Wels, hat dar in verschiedenste Eintragungen mit 16 Wappen gesammelt. Es sind Welser Juristen, wie Johann Bartholomäus Liechtensteiger (1645), der „Ober wasserseher bey der äußern Thraun", Johann Reicheneder (1640), der Salzamtmann von Gmunden G. Prugglach zu Gber-Raittnau, der Mautbeschauer von Ybbs Johann von Wagegg und der dortige Aufschlagsgegenhandler Hanns Nägele (mit Wappen, 1657), der bayerische Ge-

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