Am 8. Jiund richtete er an den Magistrat ein Schrei ben, in dem er versicherte, daß „nicht der mindeste An stand obwaltet, dem Hrn. Appelt zu erlauben, daß er mit seiner Schauspieler Gesellschaft einige Wochen hin durch sich alhier aufhalte: so will es blos darauf an kommen ob dem Ansinnen gedachten Hern Appelt nicht wilfahret, und die hiezu ganz geeignet zu seyn schei nende execrirte Kirche des ehemaligen Cölestiner Non nen Klosters zu einem Theater könnte hergestellet wer den. Mir wenigstens scheinet, hierbey würde dem Pu blikum besser, als mit der fast unthunlichen und weit kostbarem Bedeckung der Quasi Caßerne gediennet seyn, da diese doch allezeit bey Einrückung einiges Mili tärs wieder hergenohmen werden müste. Die Herriditung der besagten Exsecrirten Kirche zu einem für ein Theater bequemen Plaze würde auch da durch sehr erleichtert werden, wenn alle der Leitung dieses Kreisamtes von der Hochlöbl. Regierung überlassene Theater Geräthschafften von Garsten hieher Trans portieret würden, worzu ich alle Hilfreiche Hand zu biethen bereit bin, indem ich mir vorstelle, daß dem grösten Theil des allhiesigen Publizi sehr angenehm sein würde, eine ganz gute Truppe, und einem zum Theater viel bequemeren Platz zu haben, wodurch auch die in der Nachbarschafft befindlichen Theater Freunde angeregt würden, öfters in die Stadt herein zu kommen, und Ge legenheitlich der hiesigen Bürgerschafft doch ein und anderen Kreuzer zu lösen zu geben. Übrigens bin ich überzeugt, daß es der allhiesigen Bürgerschafft ganz gleich geltend seyn werde; nachdem schon einmal diese Kirche wirklich ex secriret ist, und dadurch ihre geistliche Bestimmung verlohren hat, ob selbe zu einem Heumaga zin, oder zum öffentlichen Vergnügen für das gesammte allhiesige Publikum gemeinnützig gemacht, und auf diese oder jene Art profaniert werde. Ich erwarte dießfahls eine schriftliche Äußerung des Löbl. Magistrats, und gegenwärtiges Schreiben, welches ich mir wieder zurück erbitte." In der Ratssitzung vom 13. Juni wurde das Schreiben des Kreishauptmannes behandelt und festgestellt, daß der „Vorschlag ganz wohl thun lich und der Stadt vorteilhafft wäre, weil hier kein füglicherer Feuersicherer Platz zu derley Be lustigungen vorhanden ist". Die Kosten der Theateradaptierung könnten durch „das Bestandgeld der Schauspieler in Kürze hereingebracht, und dem hiesigen Armen-Institut öfters auch ein Zuschuß durch Dilectanten verschaffet werden". Die Stadt verlangte vom Kreisamt Weisungen über die Auflassung der Kirchengruft sowie die kostenlose Überlassung des Garstner Stiftsthea ters „auf immerdar". Da schon wenige Tage später die vermutlich in der Kirche einquartierte Brentanische Truppe ab marschierte, wurde Stadtzimmermeister Joseph Stohl mit der Verlegung des Garstner Theaters nach Steyr beauftragt. Die Bühneneinrichtimg bestand aus: „Imo Einen Wald mit samt den Flügeln 2do Einen Saal samt Flügeln 3tio Strada samt Flügeln 4to Zimmer samt Flügeln 5do Bauern Zimmer samt Flügeln 6do Das gantze Portal 7mo Die Leichter von den Scenen 80 5 Soviten." Für Arbeit und Material erhielt Stohl 20 Gulden. Der Magistrat ersuchte schließlich das Kreisamt, von der Regierung die Bewilligung zur Führung des „Klosterkirchentheaters" zu erwirken, daim werde er „nicht säumen die nöthige Herstellung und Umschafifung der Kirche zum Theater schleu nig zu besorgen"®^. Bereits im Herbst, am 7. Oktober, wurde anläß lich des Sieges bei Focsani das provisorisch ein gerichtete Theater mit einer Festaufführung er öffnet®®. Johann Apelt, dessen Schauspieler in Linz wenig Beifall ernteten, kam wahrscheinlich erst um Ostern 1790 nach Steyr®®. Den eigentlichen Umbau der Kirche zu einem Theater nahm die Stadtobrigkeit erst sechs Jahre später in Angriff®^. Bürgerschaft und Fürst Bam berg förderten großzügig die Neugestaltung®®. " StA., Kasten VII, Fach 21, Faszikel 413: Varia, Nr. 6: Stadttheater 1789 — 1810. — R. Hittmair, Der Josephinische Klostersturm im Lande ob der Enns (1907), S. 306. K. Sdiiffmann, Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1903. Jahrbuch des Oö. Mu sealvereines, Bd. 63 (1905), S. ISO. " Gugitz, Beiträge, a. a. O., S. 52 f. " Pfeffer, Steyrer Stadttheater, a. a. O., S. 39. " R. Kutschera, Auch ein Prinzipal ist ein Stück Heimat geschichte. Heimat und Welt. Beilage der Oö. Nach richten V. 14. 7. 1960.
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