OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

1699 den „subsistierenden Commedianten", die dem Magistrat „eine action" dediziert hatten, zur „discretion" sechs Gulden^®. Solche von der Stadtobrigkeit mit einigen Gulden belohnte Son dervorstellungen waren im 18. Jahrhundert nicht selten. Kormte doch auf diese Weise eher eine Auftrittserlaubnis erwirkt werden^^. Während in den Jahren 1702, 1706, 1723 und 1756 nur von „Komödianten" die Rede ist^®, wird bei nachstehend angeführten Wandertrup pen auch der Prinzipal genannt. In Steyr gastier ten: 1701 Ferdinand Egidi Pauli, „Prinzipal der jetzo hier subsistierenden Bande Comedianten"^®; 1724 Gottfried Prehauser, Hanswurst darsteller, der sich in Steyr an die Truppe der Komödiantin Elisabeth Steinmetz anschloß®®; 1725, 1734, 1739, 1757 Karl Joseph Nachtigall aus Wels®'; 1728 Anton Rauch, Komödiant®®; 1735 Franz Greitig, „ein Spieler"®®; 1777, 1784 Felix Berner (Ferner)®^; er hatte 1758 die „Junge Schauspieler-Gesellschaft" (siehe Abb. 1) ge gründet. Die aus fünf- bis neunjährigen Kindern bestehende Truppe führte auch klassische Stücke auf. 1777 spielte er nicht in der feuergefährhchen „Kreuzerspielhütte", sondern über Weisung der Landesregierung im Hofe des Hirschenhau ses (heute Stadtplatz Nr. 13)®®. Ein Marionettenspieler, und zwar Gallus Pöckl (Böckl), wird in den Ratsprotokollen erstmals 1759 erwähnt. Mit Genehmigung des Magistra tes durfte er in diesem Jahre ausnahmsweise noch nach Schluß des Jahrmarktes an einigen Tagen spielen. 1768 plante er die Errichtung ei ner eigenen Spielhütte®®. Diese Marionetten bühne war vermutlich der Vorläufer des noch heute beliebten „Steyrer Kripperls". Unter Kaiser Josef II. wurden in Steyr sämtliche Stadtklöster aufgehoben. Am 1. Juni 1784 kam das Kloster der Cölestinerinnen in der Berg gasse an die Reihe. Auch die Kirche wurde ge sperrt und die Einrichtung derselben den Pfar ren Thanstetten, Mölln, Kürnberg, Gleink und Wels überlassen. Im Jahre 1787 erwarb die ge samte Liegenschaft die Stadtgemeinde Steyr um den Schätzwert von 3500 Gulden. Im Klosterge bäude wurde eine „Wollengespinst Faktorey" untergebracht. Mit der profanierten Klosterkir che wußte man vorderhand nichts Rechtes anzu fangen®^. Sie diente anfänglich als Heumagazin, im Frühjahr 1789 als provisorische Kaserne. Der von Lessing und Kaiser Josef II. angestreb ten Theaterreform entsprechend, bemühte sich wie in anderen Städten auch der Magistrat der Eisenstadt um ein würdiges Haus zur Pflege des Schauspiels®®. Als im Juni 1789 der seit Ostern des Vorjahres in Linz gastierende Theaterdirek tor Johann Apelt®® beim Kreisamt des Traunviertels®® um die Spielerlaubnis für Steyr an suchte, gab Kreishauptmann Regierungsrat J. E. V. Sonnenfels der Stadtobrigkeit den Rat, doch die Klosterkirche als Theater zu verwenden (sie he Abb. 2). StA., Rp. 1699,146. " Vorstellungsverbote wurden natürlich auch in diesem Jahrhundert erlassen. Laut Befehl der Landeshaupt mannschaft mußten 1744 die Komödianten „ab und aus dem Land hinweggeschafft" werden. StA., Rp. v. 5. 10. 1744, 188. — 1756 wurde auch die Aufführung einer „Passions Comedi" nicht gestattet. StA., Rp. 1756, 64. — 1759 hatte der Stadtrichter „wegen der Kriegs zeiten" Schauspieler „gänzlich" abzuweisen. StA., Rp. 1759,118. 18 StA., Rp. 1702, 143; 1706, 153; 1723, 169; 1756, 64. 1' StA., Rp. 1701, 128. — A. Hackel, Aus dem bürger lichen Leben vergangener Tage. Kulturgeschichtlidie Bilder aus den Ratsprotokollen der alten Eisenstadt Steyr. Sonderabdruck aus dem XXVII. Jahresberichte des k. k. Elisabeth-Gymnasiums, Wien, 1912, S. 14. Pfeffer, Steyrer Stadttheater, a. a. O., S. 37—42. =1 StA., Rp. 1725, 170; 1734, 317; — 1739 und 1757 wurde Nachtigall abgewiesen. StA., Rp. 1739, 47; 1757, 459. StA., Rp. 1728, 205. 8' Greitig besaß ein Attest des Spielgrafenamtes. Die Stadt Linz bestätigte, daß er dort anläßlich des Bartholomäi-Marktes gespielt hat. StA., Rp. 1735, 260. Ob Greitig ein Schauspieler war, ist fraglich. Pfeffer, Steyrer Stadttheater, a. a. O., S. 38. " StA., 1. Schroff, Regesten. Hs. Bd. 6, S. 880, Kasten XL »8 StA., Rp. 1759, 107, 384; — 1768, 274, 311. — Pöckl spielte auch in Linz. O. V., Das Linzer Theater in der Vergangenheit. Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post V. 4. 6. 1905. -' E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, a. a. O., Heft 29 (1969), S. 6 f. Pfeffer, Steyrer Stadttheater, a. a. O., S. 39. — J. Cerny, Die deutsche Dichtung (1921), S. 116. -8 G. Gugitz, Beiträge zur älteren Geschichte des Thea ters in Linz in den Jahren 1722 bis 1802. Heimatgaue, Jg. 8 (1927), S. 52. '8 Das Kreisamt des Traunkreises wurde 1783 von Trauneck nach Steyr verlegt. F. X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr (1837), S. 349.

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